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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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der leeren Weinflasche, erinnerte sie sich daran, dass Louise auf dem Sofa lag. Sie hörte auf zu summen und bewegte sich langsamer und leiser.
    Aus der Küche drang Kaffeeduft. Eine Viertelstunde später schloss sich die Haustür.
    Louise wartete ein paar Minuten, aber ihre Mutter kam nicht zurück. Sie stand auf. Vor den kleinen quadratischen Fenstern lauerte tiefe Dunkelheit. Frierend warf sie Holzscheite in den Kamin und entzündete sie. In der Küche fand sie einen Rest warmen Kaffee, aß trockenes Brot, nahm zwei Aspirin. An Hans Filbinger war die Familie zerbrochen, jetzt war er nicht mehr wichtig. Vielleicht würde auch Calambert eines Tages nicht mehr wichtig sein.
    Sie holte das Handy aus dem Anorak und ließ sich aufs Sofa fallen.
    Auf Hollerers Station hatte ein ausländischer Pfleger Dienst. Er sagte, Hollerer sei nachts einmal kurz bei Bewusstsein gewesen, habe aber nicht gesprochen.
    Er werde überleben, doch ob er jemals wieder arbeiten könne, lasse sich erst in Wochen sagen.
    Auch auf Hollerer war zweimal von hinten geschossen worden. Eine Kugel hatte ihm die rechte Schulter zerschmettert, die andere die linke Niere zer-fetzt.
    Sie wählte erneut. Während es läutete, betete sie, dass sie Lederles Frau nicht weckte. Das Beten half nicht.
    «Louise, er schläft », sagte Antonia Lederle verärgert.
    «Entschuldige, dass ich dich geweckt hab, es tut mir wirklich Leid, aber ich muss ihn sprechen.»
    «Ruf um acht noch mal an.»
    «Bitte, Antonia …‼
    « Nein .»
    Lederles Frau unterbrach die Verbindung.
    Louise starrte auf die Uhrzeit auf dem Handy-Display. Bis acht waren es zweieinhalb Stunden. Sie rief Bermann an.
    Bermann schlief nicht. «Wo zum Teufel bist du?», fragte er.
    «Bei meiner Mutter. Habt ihr was?»
    «Du bist in der Provence?»
    «Komm schon, Rolf.»
    Bermann schwieg. Dann sagte er langsam, als könnte er sich nur mit Mühe beherrschen: «Du bist draußen, Luis. Gewöhn dich an den Gedanken, sonst schaffst du’s nicht. Vergiss den Japs und den toten Jungen und konzentrier dich darauf, das Saufen …‼
    «Rolf», schrie sie, «was habt ihr?»
    Wieder schwieg Bermann für einen Augenblick.
    Dann holte er geräuschvoll Luft und erwiderte:
    «Nichts. Ein paar ballistische Daten, ein paar Schuh-und Reifenprofile, sonst nichts. Ruf nicht mehr an, Luis.»
    «Und der Mönch?»
    Erneut das Schweigen. Bermann bemühte die Reste seiner Geduld. «Auch nichts.» Das Besetztzeichen erklang.
    Sie ließ das Handy zu Boden gleiten und kroch unter die Decke. Was war mit dem Mönch geschehen?
    Hatte er entkommen können? Oder würden sie irgendwann auch seine Leiche finden?
    Draußen war es unverändert dunkel. Immerhin brannte das Feuer, und in der Stube wurde es langsam wärmer. Sie schloss die Augen. Sie hatte kaum geschlafen, Niksch hatte sich schwer gemacht.
    Die Bäckerei, in der ihre Mutter arbeitete, lag im Zentrum des Dorfes. Als sie eintrat, erklang hektisches Glockengebimmel. Warmes gelbes Licht umfing sie.
    Ihre Mutter unterhielt sich mit einem alten Mann und warf nur einen flüchtigen Blick in ihre Richtung.
    Der alte Mann sprach von einem Hund. Er stieß den Stock mit einem stumpfen Laut auf den Boden und sagte, der Hund sei eine göttliche Heimsuchung. Ihre Mutter widersprach lachend, aber der Alte hob die Stimme und den Kopf und den Stock und wiederholte: eine göttliche Heimsuchung. Dann nahm er eine Papiertüte und ging.
    «Weißt du, dass du furchtbar aussiehst?», sagte ih-re Mutter auf Deutsch.
    «Dein Sofa ist zu weich, ich hab kein Auge zuge-macht. Was ist das für ein Hund?» Louise trat an die Theke und legte die Hände auf die gläserne Schräge.
    Das Glas war warm und von zahllosen Finger- und Handabdrücken verschmiert. An der Wand summte ein Kühlschrank. Das Regal daneben und die Körbe unter ihren Händen waren beinahe leer.
    «Ein wilder Schäferhund, er hat Hühner und Gänse gerissen. Sie versuchen seit Tagen, ihn zu erschießen, aber er ist zu klug für sie. Er versteckt sich tagsüber, und nachts holt er sich was zu fressen. Du müsstest sie sehen, sie schießen mit ihren Jagdflinten Löcher in die Luft und in die Wiesen und machen sich vor Angst in die Hosen, und jeden Tag gibt es beim Bürgermeister eine Versammlung, da reden sie über (Strategien), als würden sie einen Krieg führen … Du bist dick geworden, Schatz, und deine Haut …‼
    «Ich hab ein paar Kilo zugenommen, aber ich bin nicht dick geworden.»
    «Trinkst du?»
    Louise seufzte. «Gib mir ein

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