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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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Schriftstellerin.
    Aber keine Anwältin.
    Keine Mick-Frau also. Dafür die ideale Richard-Landen-Frau.
    Sie begrüßten sich. «Interessantes Parfüm», sagte Barbara Franke.
    Es dauerte mehrere Sekunden, bis Louise begriff.

    Sie spürte, dass sie errötete. Langsam nahm sie einen Kaugummi aus der Anoraktasche. Dann noch einen.
    Barbara Franke berührte ihren Arm. «Sind Sie im Dienst?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Gut», sagte Barbara Franke lächelnd. «Lassen Sie das Auto stehen, ja? Bleiben neun Minuten.» Sie wandte sich Richtung Fischerau, Louise lief schweigend nebenher. Barbara Franke entschuldigte sich für die Eile, der Gerichtstermin sei ihr wichtigster seit langem. Sie habe ein Unternehmen auf grob fahrlässige Umweltverschmutzung verklagt. «Heute zerpflü-
    cke ich sie.»
    «Acht Minuten», sagte Louise.
    «Am Wochenende hätte ich mehr Zeit.»
    Sie überquerten den Gewerbekanal. Louise sagte, das Justizgebäude liege hinter ihnen. Barbara Franke sagte, sie müsse jemanden abholen. Vor einem Café in der Gerberau blieb sie stehen und sah auf die Uhr.
    «Mist.»
    Louise schwieg. Durch ihr Bewusstsein wanderten Fragen um Fragen zu Asile d’enfants und blieben unausgesprochen. Ihr Blick fiel auf das grüne Kanalgeländer. Metallene Dreiecke, Quadrate, ein Kreis –
    Mick-Formen. Für einen Moment kamen ihr die rät-selhaften Linien der Kalligrafien in Richard Landens Flur in den Sinn. Doch jetzt an Richard Landen zu denken tat nicht gut.
    «Tut mir Leid wegen vorhin. Ist mir so rausge-rutscht.»

    Sie sah auf. Barbara Franke lehnte am Kanalgeländer, die Hände verschränkt. Drei goldene Ringe am Ringfinger der Linken. Was bedeutete das? Drei Ehemänner? Meine Liebe reicht für drei Leben? Zwischen Bauch und Armen klemmte der schwarze Laptop.
    Louise nickte. Sie wusste nicht, ob sie Barbara Franke hassen oder bewundern sollte. Sie hatte zwei gegensätzliche Gelüste: Ihr einen Stoß zu geben und zuzu-sehen, wie sie in ihrem hübschen Hellbraun im Kanal herumschwamm, oder vor ihr auf die Knie zu fallen und sie um Hilfe zu bitten.
    Sie unterdrückte beide
    und
    sagte:
    «Asile
    d’enfants.»
    Barbara Franke bewegte die Nasenspitze auf und ab. «Schon mal gehört.»
    «Wie schätzen Sie die ein?»
    «Hm. Geheimniskrämer.»
    «Arbeitet terre des hommes mit ihnen zusammen?»
    «Nicht dass ich wüsste.»
    «Prinzipiell nicht oder in Deutschland nicht?»
    «In Deutschland nicht.»
    «In Asien?»
    «Wäre möglich, weiß ich nicht.» Barbara Frankes Handy klingelte. Sie wandte sich ab und murmelte ein paar Worte. Dann steckte sie das Telefon weg und sagte: «Zum Gericht, wir treffen uns dort.»
    Erneut eilten sie über die Brücke, diesmal in entge-gengesetzter Richtung.
    «Was wissen Sie über die?», fragte Louise.
    «Nicht viel.» Gegründet und geführt von Jean Berger, Sitz in Basel, Wirken im Verborgenen. Das hieß im Falle «Asile»: Vermittlung asiatischer Waisenkinder an europäische Adoptiveltern – Auslandsadoptionen also. «Nur zu Ihrer Information: Terre des hommes vermittelt keine Auslandsadoptionen mehr.
    Wir sind nicht grundsätzlich dagegen, halten es aber für sinnvoller, Adoptiv- oder Pflegeeltern aus dem jeweiligen Land zu finden oder das Kind in seine Ursprungsfamilie zu reintegrieren, wenn das möglich ist.» Barbara Franke sprach jetzt so schnell, wie sie ging.
    «Verboten sind sie aber nicht.»
    «Nicht, wenn die Beteiligten sich an den vorgeschriebenen Weg halten.»
    «Und der wäre?»
    «Vermittlung über die Jugendämter und andere anerkannte Stellen, nicht über Privatpersonen oder halbstaatliche Agenturen.»
    «Warum wird das so streng gehandhabt?»
    «Weil nur dann gewährleistet ist, dass das Kindes-wohl an erster Stelle steht. Dass Kinder nicht verkauft, nicht zu Waren degradiert werden. Mit Kindern lässt sich Geld verdienen, verstehen Sie? Haben Sie am Samstagvormittag Zeit?»
    «Nein.»
    «Mist.»
    «Hält Asile sich an den vorgeschriebenen Weg?»
    «Weiß ich nicht. Heute am späten Abend?»
    «Möglicherweise, wahrscheinlich aber nicht.»
    «Kann ich Sie anrufen?» Louise zog eine Visiten-karte hervor. Barbara Franke nahm sie und warf einen Blick darauf, ohne innezuhalten. «Dezernat II, ja?» Sie kannte Bermann. Ein Kollege aus ihrer Anwaltssozie-tät vertrat einen der schweren Brandstiftung Verdäch-tigten, den Bermann verhaftet hatte. Louise erinnerte sich an den Fall. Barbara Franke lachte fröhlich und sagte, ihr sei unbegreiflich, dass einer wie Bermann es in

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