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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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zusammen, die Augen blickten verstört.
    Einen Moment lang dachte sie, dass er Angst vor ihr hatte. Sie stellte sich vor, den Geierhals mit einer Hand zu umfassen und so lange zuzudrücken, bis die Hand zur Faust geschlossen war.
    Aber er hatte keine Angst. Was geschehen war, hatte ihn aus der Bahn geworfen. Jetzt fand er den Weg zurück nicht mehr.
    Impulsiv legte sie ihm eine Hand auf die Schulter.
    Sie erschraken beide. Ponzelt kniff die Augen zusammen und senkte den Blick. Louise zog die Hand zurück und sah auf die Straße hinaus.
    Ein weißer Mercedes von rechts, dann ein blauer Fiat von links.
    Heiser sagte sie: «Falls die Leute, die wir suchen, am Wochenende durch Liebau gefahren sind, wer könnte sie dann gesehen haben? Wer bekommt so was mit?»
    «Osteuropäer in einem roten Audi oder Passat», murmelte Ponzelt.
    Sie nickte. «Eventuell auch ein Van.»
    «Von einem Van war nicht die Rede.»

    «Jetzt schon.»
    «Ich», sagte Ponzelt und hob den Blick. «Ich. Das ist meine Aufgabe – alles zu sehen und von allem zu wissen, was für Liebau wichtig sein könnte. Aber ich hab nichts gesehen. Sie müssen hier durchgekommen sein, direkt an meinem Fenster vorbei, aber ich hab sie nicht gesehen.»
    Laudos kehrte er zum Schreibtisch zurück und setzte sich. Sie sahen sich an.
    «Es hat am Wochenende stark geschneit», sagte Louise.
    «Ja.» Ponzelt blickte auf seine Hände hinab. «Ja, vielleicht hab ich sie nicht gesehen, weil es stark geschneit hat.»
    Sie ging langsam zur Tür. Dort wandte sie sich um.
    Ihre Blicke begegneten sich. «Danke für die Antwort.»
    Ponzelt schürzte die Lippen und nickte.
    Fünf Minuten später rief Richard Landen an. Sie hatte eben den Motor gestartet; jetzt stellte sie ihn wieder ab. «Wo sind Sie?», fragte er.
    «In Liebau. Und Sie?»
    «Zu Hause. Wollen Sie vorbeikommen?»
    Sie grinste. So einfach war das?
    Sie hatten sich für zwölf verabredet. Ihr blieben eineinhalb Stunden, um einer Frage nachzugehen, die ihr keine Ruhe ließ: Welche Verbindung bestand zwischen den drei Osteuropäern und dem Kanzan-an, falls Richard Landen Recht hatte und der Roshi, Taro und die anderen Klosterbewohner unschuldig waren?
    Die Osteuropäer hatten sich nach dem Kanzan-an erkundigt, also waren sie vermutlich auch hingefah-ren. Weshalb? Mit wem hatten sie sich dort getroffen?
    Mit Asile d’enfants?
    Um die Klosterbewohner kümmerten sich Justin Muller und dessen Leute. Kümmerten sie sich auch um Asile d’enfants?
    Sie musste wissen, was bei der Befragung der Asile-Mitarbeiter herausgekommen war. Aber es war zu früh, um Lederle anzurufen.
    Sie ließ das Fenster herunter. Frühlingsluft. Die Äcker zu beiden Seiten der schmalen Straße waren freigetaut. Schlammig und matt lagen sie da, Sanft-mut und Zufriedenheit ausstrahlend. Der Januar war beinahe überstanden, der Februar kam erst noch. Für das Wochenende war die Rückkehr des Winters vor-hergesagt.
    Sollte es schneien. Am Wochenende würde sie tags über schlafen: Freitag- und Samstagnacht kam Anatol.
    Keine Schneemänner mehr, sondern Mitternachts-männer.
    In Freiburg gab es jeweils eine Arbeitsgruppe von UNICEF und von terre des hommes. Bei UNICEF war besetzt, bei terre des hommes lief ein Band. Eine Kinderstimme krähte: «Wir sind im Urlaub, aber du kannst die Baba anrufen!», und nannte eine Telefonnummer.
    Baba hieß mit vollem Namen Barbara Franke und hatte eine Rufumleitung auf ihr Handy, aber keine Zeit.
    «Zehn Minuten», sagte Louise. «Es ist wichtig.»
    «Nicht heute, ich muss ins Gericht.»
    «Es ist sehr wichtig.»
    «Mist!», sagte Barbara Franke. Sie schlug elf Uhr vor, am Brunnen vor dem Adelhauser Neukloster.
    «Hellbrauner Mantel, blonde Haare, Laptop», sagte sie und legte auf.«Mist!», sagte Barbara Franke. Sie schlug elf Uhr vor, am Brunnen vor dem Adelhauser Neukloster. «Hellbrauner Mantel, blonde Haare, Laptop», sagte sie und legte auf.
    Blauer Anorak, dunkle Haare, Flasche, dachte Louise und öffnete das Handschuhfach.
    Barbara Franke war Anfang dreißig und auf den ersten Blick eine Mick-Frau – hellbraunes Kostüm, sehr weibliche Figur, sehr lange blonde Haare, sehr schön. Auf den zweiten Blick störten das «Baba», ihr Terre-des-hommes-Engagement und ihr Selbstbe-wusstsein diese Einschätzung.
    Und natürlich, dass sie Anwältin war. Anwältinnen waren im Sessellift von Scuol nicht vorgekommen.
    Nur Sekretärinnen, Kassiererinnen, Putzfrauen, Verkäuferinnen, Kellnerinnen. Auch eine

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