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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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das Handy ein und zog die Dienstwaffe.
    Als Louise an der Scheune eintraf, hatten sich die Männer um das Holzgebäude verteilt. Bermann und Schneider standen vor einer Tür, die in ein doppelflü-
    geliges Tor eingelassen war. Die Tür war nur angelehnt. Bermann rief: «Polizei, aufmachen!» Fast gleichzeitig stieß er sie auf.
    Louise blieb zehn Meter von der Scheune entfernt stehen. Keine Kinderstimmen. Kein Weinen, kein Schreien. Pham und ein zweijähriges Mädchen aus Poipet in Kambodscha mussten sich in der Scheune befinden.
    Bermann kam aus der Scheune und lief in Richtung der Häuser zurück. Schneider folgte ihm. Keiner von beiden sah sie an.
    Sie betrat die Scheune. Von der hohen Decke hing eine helle Glühbirne. Die Scheune bestand nur aus einem Raum. An einer Wand lagen ein halbes Dutzend Matratzen mit Wolldecken. Gegenüber befanden sich Kleiderstapel. Über den Fußboden war Spielzeug verstreut. Es roch nach Urin und Exkrementen.
    Pham und das Mädchen waren nicht hier.
    Sie lehnte sich an die Scheunenwand und rutschte auf die Fersen hinunter. Eine junge Polizeiobermeiste-rin kniete sich neben sie und fragte, ob alles in Ordnung sei. Sie nickte. Sie lehnte den Kopf an die Holz-wand und versuchte, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Die POM’in sagte: «Sie brauchen frische Luft.» Sie nickte erneut.
    Zu dritt schafften sie es, sie hochzuziehen.

    Draußen ging es etwas besser.
    Es dauerte noch einen Augenblick, dann begriff sie zwei Dinge: Zum einen, dass Fröbick die Kinder mitgenommen haben musste. Zum anderen, dass Bermann auf dem Weg zu Natchaya war.
    Auch in dem Wohnhaus herrschte gespenstische Stille. Vor der Tür und in dem Zimmer, in dem der tote Mahler lag, hatte sich die halbe Soko versammelt, doch niemand sprach. Es roch nach Schweiß, Kleidung, kaltem Nikotin. Kraftlos bahnte sie sich einen Weg durch die Kollegen.
    Natchaya und Areewan saßen unverändert an der Fensterwand. Areewan stieß wieder ihre Klagelaute aus. Natchayas Blick war gleichmütig. Beide sahen zu Bermann auf, der vor ihnen stand. «Also?», sagte er drohend.
    «Rolf», sagte Louise.
    Bermann fuhr herum. «Raus», zischte er, «ich will dich nicht hier drin haben!»
    «Sie wissen nicht, wo die Kinder sind.»
    «Verschwinde, Luis.»
    Anne Wallmer trat zu ihr, sagte und tat aber nichts.
    «Fahr sie heim», befahl Bermann.
    «Fass mich nicht an», sagte Louise.
    Natchaya sah sie an. «You should go now.»
    Sie erwiderte den Blick. Du hättest kämpfen müssen, dachte sie mechanisch. Kämpfen. Dann wäre vieles nicht geschehen. Sie hasste sich dafür, dass sie so dachte. Nach einem Moment fragte sie: «Because things can not change anymore?»
    Natchaya nickte.
    Während sie mit Anne Wallmer die Treppe hinun-terging, erklang, kaum hörbar, eine Melodie. Sie blieb stehen und wandte sich um. Die Melodie kam aus dem Zimmer, in dem sie eben gewesen waren.
    «Komm», sagte Anne Wallmer.
    «Hörst du das?»
    «Was?»
    Sie gingen weiter.
    «Was soll ich hören?», wiederholte Anne Wallmer.
    «Beethoven», sagte Louise.
    Draußen schneite es leicht. Die Kälte schien ein wenig nachgelassen zu haben. Schweigend gingen sie an dem größeren Gebäude vorbei. Louise bat Anne Wallmer um deren Handy und rief Lederle im Büro an. Er hatte Chervel in der anderen Leitung. Sie sagte:
    «Ruf mich an, wenn ihr Fröbick und die Kinder gefunden habt. Ich muss dabei sein, wenn ihr ihn holt.
    Egal wann, egal wo. Hörst du? Ich – muss – dabei –
    sein.»
    Lederle versprach es.
    Anne Wallmer grinste, als sie ihr das Handy reichte. «Am Ende kriegst du immer, was du willst.»
    «Das sieht nur so aus, Anne.»
    In diesem Moment wurden in dem kleineren Ge-bäude hinter ihnen Stimmen laut. Mit einem lauten Krachen prallte ein Fensterrahmen gegen die Hauswand. Hektische Männerstimmen drangen nach draußen. Über allen Geräuschen lagen Bermanns bittere Flüche.
    Anne Wallmer war stehen geblieben und herumge-fahren. Louise ging weiter.
    Dann verstummten die Stimmen und die Flüche.
    We can not stay, we can not leave.

    18
    IHR VATER WAR FORT. Sie ging zweimal durch die Wohnung, aber er hatte keinen Brief hinterlassen. Sie drehte alle Heizungen hoch, zog sich aus und schaltete das Radio an. Doch selbst unter der Dusche summte Natchaya in ihrem Kopf «Für Elise».
    Sie war sicher, dass sie Gift benutzt hatten, kein Messer. Einen Menschen, den man tötete, um ihn vor Schlimmerem als dem Tod zu bewahren, stieß man kein Messer in den Leib.
    Während sie

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