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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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fünf, mit fünfzehn und mit fünfunddreißig. Bilder, wie ich mit ihr Fußball spielte, in Urlaub fuhr, sie in die Schule brachte, über Kunst und Politik und Musik und Wahrheit mit ihr diskutierte, ihr Sachen beibrachte …
    Fantasievorstellungen, in denen sie bei mir blieb …
    Emma ließ den Sessel los. Ich ging in die Hocke und breitete die Arme aus.
    »Komm, Emma. Komm … zu mir.« Ich lächelte.
    Sie machte zwei, dann drei Schritte, bevor sie direkt in meine Arme fiel.
    Aber sie war gelaufen.
    Und zwar zu mir.
    Adam begann aufgeregt in die Hände zu klatschen. Tante Jackie gab laute Ohs und Ahs von sich. Ich nahm Emma hoch und schwang sie über meinen Kopf. Sie lächelte zu mir herunter. Ich grinste zu ihr hinauf.
    »Schlaues Mädchen«, sagte ich zu ihr. »Das sind meine Gene!« In diesem Moment war ich unglaublich stolz. Ich drückte sie an mich. »Bist du nicht ein schlaues Mädchen?«, sagte ich leise.
    Fast hätte ich sie auf die Stirn geküsst, doch dann erinnerte ich mich an den Brief, den ich vorhin in den Briefkasten gesteckt hatte. Ich setzte Emma wieder auf dem Teppich ab. Sie krabbelte sofort davon, um sich wieder ihren Spielsachen zuzuwenden. Als ich aufblickte, merkte ich, dass Tante Jackie und Adam mich beobachteten.
    Ohne ein Wort verließ ich den Raum und ging in mein Zimmer.
    Ich musste allein sein – wenigstens ein Weilchen.
    Trotz allem, was ich mir geschworen hatte, war Emma bereits in mein Denken eingedrungen.

27 ADAM
    Ich drehte mich nach links. Rollte auf die rechte Seite. Legte mich auf den Rücken, dann auf den Bauch. Ich nahm mein Kissen und vergrub den Kopf darunter. Es nützte alles nichts. Ich hörte Emma immer noch weinen. Wenn das so weiterging, würde ich morgens suppentellergroße Augenringe haben. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, sprang aus dem Bett und lief hinüber in Dantes Zimmer. Was tat er denn bloß? Ließ er sie einfach in ihrem Bettchen weinen? Ich machte mir nicht mal die Mühe anzuklopfen, sondern riss seine Zimmertür einfach auf. Dante hatte Emma auf dem Arm und lief mit ihr hin und her.
    »Wie lange soll das noch so gehen?«, erkundigte ich mich.
    Zunächst wirkte Dante verblüfft, doch dann starrte er mich eiskalt und wütend an. »Was soll die blöde Frage?«, fuhr er mir barsch über den Mund.
    Ich zog eine Grimasse. Wahrscheinlich war ich ein bisschen ungestüm gewesen. »Ähm, tut mir leid, aber wie soll ich bei diesem Krach schlafen?«
    »Und wie sollst du dich je wieder hinsetzen können, wenn ich damit fertig bin, dir in den Hintern zu treten?«, fragte Dante zurück. Sein Gesichtsausdruck verriet mir deutlicher als jedes Wort, dass er kurz davor war, seine Drohung in die Tat umzusetzen.
    »Brauchst du Hilfe?«, bot ich versöhnlich an.
    »Sorg dafür, dass sie zu weinen aufhört, und ich gebe dir alles, was du willst«, sagte Dante.
    »Du wirkst fix und fertig«, erklärte ich.
    »Lauf du mal zwei Stunden lang mit einem schreienden Baby auf und ab. Möchte mal sehen, wie du dann aussiehst«, blaffte Dante zurück.
    »Vielleicht hältst du sie nicht richtig?«, mutmaßte ich. Ich hatte zwar keine Ahnung, wovon ich redete, aber es klang plausibel.
    »Dann komm doch her und zeig mir, wie es richtig geht«, sagte Dante.
    »Bestimmt nicht. Von den beiden Söhnen, die Mr Bridgeman großgezogen hat, ist nämlich bloß einer ein Dummkopf«, entgegnete ich.
    Ich schaffte es gerade noch aus dem Zimmer, sonst hätte sein Kissen mich am Kopf getroffen.
    Aber Dante hatte doch das letzte Lachen. Emmas Weinen hielt mich nämlich mindestens noch eine weitere Stunde vom Schlafen ab. Als es im Haus schließlich ruhig wurde, war ich jenseits der Erschöpfung. Halb wach, halb schlafend schwor ich mir, wenn ich das nächste Mal an einer Apotheke vorbeikam, für Dante ein Dutzend Schachteln Kondome zu kaufen. Auch wenn die Brunnenabdeckung deutlich zu spät kam, wenn das Kind schon hineingefallen war …

28 DANTE
    In den folgenden paar Tagen verfiel ich in eine merkwürdige Häuslichkeit. Meine Tage, Nächte und Gedanken drehten sich nur noch um Emma. Der Tagesplan, den Dad für mich aufgestellt hatte, war lebensrettend. Damit konnte ich mir wenigstens vormachen, dass ich so ungefähr wusste, was ich tat.
    So ungefähr.
    Um ehrlich zu sein, gemessen an dem, was ich alles über die Babypflege gehört – und befürchtet – hatte, war es mit Emma gar nicht so schlimm. Wahrscheinlich, weil sie kein Neugeborenes mehr war. Das heißt nicht, dass sie nicht

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