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Bradbury, Ray - Halloween

Bradbury, Ray - Halloween

Titel: Bradbury, Ray - Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halloween
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über die er letztes Jahr den ganzen September gestapft war, teerverschmiert von Wettrennen an Stränden und auf Hafenkais, wo die Kohlenfrachter anlegten, gelb von
unachtsamen Hunden, voller Holzsplitter von den
Zäunen, über die er geklettert war. Seine Kleider waren die von Vogelscheuchen und wurden nachts von
Pipkins Hunden getragen – er lieh sie ihnen für ihre
Streifzüge durch die Stadt. Die Ärmelbünde waren
angenagt und die Hosenböden halb durchgescheuert.
Sein Haar? Sein Haar war ein einziges Igelgestrüpp aus hellen, braun-blonden Stacheln, die in alle
Richtungen zeigten. Seine Ohren waren der reinste
Pfirsichflaum. Seine Hände steckten in Handschuhen
aus Schmutz und guten Gerüchen nach AiredaleTerriern und Pfefferminz und stibitzten Pfirsichen
aus den Obstgärten draußen vor der Stadt.
Pipkin. Eine Ansammlung von Flinkheit, Duft und
Ausstrahlung; ein Querschnitt durch alle Jungen, die
je gerannt, hingefallen, aufgestanden und weitergerannt sind.
In all den Jahren hatte ihn niemand je stillsitzen
sehen. Man konnte sich kaum daran erinnern, daß er
in der Schule eine Stunde lang auf seinem Platz geblieben war. Er war der letzte, der das Schulhaus
betrat, und der erste, der herausgeschossen kam,
wenn die Glocke den Schultag beendete.
Pipkin, lieber Pipkin.
Der jodelte und Kazoo spielte und Mädchen mehr
verabscheute als alle anderen Jungen in der Bande
zusammen.
Der einem den Arm um die Schultern legte und
einem leise die großen Pläne für diesen Tag ins Ohr
flüsterte und einen so vor der Welt beschützte.
Pipkin.
Gott stand früh auf, nur um Pipkin aus dem Haus
kommen zu sehen wie eine von diesen Figuren in
einem Wetterhäuschen. Und wo Pipkin war, war
immer schönes Wetter.
Pipkin.
Sie standen vor seinem Haus.
Jeden Augenblick würde die Tür weit aufgerissen
werden.
Pipkin würde in einer Explosion von Feuer und
Rauch herausgesprungen kommen.
Und Halloween würde WIRKLICH beginnen!
Komm doch, Joe Pipkin, flüsterten sie, komm
doch!
3

D
ie Haustür ging auf.
    Pipkin trat heraus.
Er flog nicht. Er platzte nicht. Er explodierte nicht.
Er trat heraus.
Und ging den Weg hinunter zu seinen Freunden.
Er rannte nicht. Und er trug keine Maske! Keine
    Maske!
Er bewegte sich wie ein alter Mann – beinah je
denfalls.
»Pipkin!« riefen sie, um ihre Beklommenheit zu
vertreiben.
»Hallo, Leute«, sagte Pipkin.
Sein Gesicht war blaß. Er versuchte zu lächeln,
aber seine Augen sahen seltsam aus. Er drückte eine
Hand an die rechte Seite, als wäre dort ein Furunkel.
Alle sahen auf die Hand. Er ließ sie fallen.
»Also«, sagte er mit schwacher Begeisterung,
»können wir?«
»Wir schon, aber du siehst nicht gerade so aus«,
sagte Tom. »Bist du krank?«
»An Halloween?« fragte Pipkin. »Soll das ein
Witz sein?«
»Wo ist deine Verkleidung …?
»Geht schon mal vor, ich komme dann nach.«
»Nein, Pipkin, wir warten auf dich.«
»Nun macht schon«, sagte Pipkin. Er sprach langsam, und sein Gesicht war jetzt leichenblaß. Er
drückte die Hand wieder an die Seite.
»Hast du Bauchschmerzen?« fragte Tom. »Hast
du’s deinen Eltern gesagt?«
»Nein, nein, das kann ich nicht. Sonst …« Er hatte
Tränen in den Augen. »Es ist nichts weiter. Paßt auf:
Ihr geht jetzt zur Schlucht und dann weiter zum
Haus, klar? Zum Geisterhaus. Wir treffen uns dort.«
»Schwörst du?«
»Ich schwöre. Wartet, bis ihr meine Verkleidung
seht!«
Die Jungen wandten sich zum Gehen. Sie berührten ihn am Ellbogen, stießen ihn leicht gegen die
Brust oder fuhren mit der Faust über sein Kinn wie
bei einem gespielten Kampf. »Okay, Pipkin. Wenn
du dir sicher bist …«
»Ich bin mir ganz sicher.« Er ließ die Hand fallen.
Sein Gesicht bekam einen Augenblick lang wieder
Farbe, als wären die Schmerzen verschwunden. »Auf
die Plätze – fertig – los!«
Als Joe Pipkin »los« sagte, rannten sie los.
Sie rannten.
Sie rannten einen halben Block weit rückwärts,
damit sie Pipkin sehen konnten. Er stand da und
winkte ihnen nach.
»Beeil dich, Pipkin!«
»Ich hol euch ein!« rief er aus weiter Entfernung
zurück.
Dann verschluckte ihn die Nacht.
Sie rannten weiter. Als sie sich noch einmal um
drehten, war er verschwunden.
Sie hämmerten an Türen, sie riefen »Was Schönes
her, sonst hexen wir«, und ihre braunen Papiertüten
begannen sich mit unglaublichen Süßigkeiten zu füllen. Sie trabten dahin, und ihre Zähne waren mit rosa
Kaugummi zusammengeklebt. Sie rannten, und in
ihren Gesichtern leuchteten

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