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Bradens Vergeltung

Bradens Vergeltung

Titel: Bradens Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lora Leigh
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herauszuholen. Und wir können nicht ewig hierbleiben, versteckt in der Wüste, und auf sie warten. Wir finden unsere Antworten jetzt auf direktem Wege.«
    Megan starrte ihn an und kämpfte gegen die Tränen, die in ihr aufstiegen. Sie wusste, wie es sich anfühlen würde: die Anstrengung, freudlose Emotionen zu durchsuchen, die quälenden Eindrücke, wenn Leben gewaltsam beendet worden waren. Es war die Hölle, und es fraß sich mit quälender Macht in ihr Gehirn. Sie war noch nie damit fertiggeworden und hatte nicht den leisesten Hoffnungsschimmer, dass es ihr je gelingen könnte. Selbst ihre Großmutter mit all ihrer Erfahrung, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren, war nie wirklich dazu in der Lage gewesen.
    »Und wenn ich das nicht kann?«, fragte sie. Der Gedanke, ihn zu enttäuschen, sie beide zu enttäuschen, gefiel ihr ganz und gar nicht. »Ich habe es zuvor schon versucht, Braden.«
    »Aber nie mit mir zusammen«, gab er kühl zu bedenken. »Irgendwann kommt die Zeit, Megan, wo du aufhören musst, dich zu verstecken. Du solltest jetzt den Kampf aufnehmen, denn ich kann dir helfen, wenn du mich lässt.«
    Oder er konnte sie dazu zwingen, es auf seine Art zu machen, egal um welchen Preis. Sie sah es in seinen Augen, in dem grimmigen Zug um seinen Mund. Sie konnte fühlen, wie sich ihr vor Nervosität der Magen umdrehte und ihr Verstand schon jetzt gegen den bevorstehenden Schmerz protestierte. Die Empfindungen und das Entsetzen im Zusammenhang mit einem gewaltsamen Tod brauchten Jahre, um sich aus dem betreffenden Gebiet zu verflüchtigen. All das wäre jetzt noch genauso präsent wie bei ihrer ersten Begegnung.
    »Willst du sterben, so wie sie?«, fragte er sie. »Lässt du das Council gewinnen, Megan? Oder wehrst du dich?«
    Natürlich würde sie sich wehren. Die Antwort war ihr augenblicklich klar. Sie hatte noch nie kampflos aufgegeben – sie wusste bloß nicht, wie sie diese Schlacht hier schlagen sollte.
    Vorsichtig ging Megan an Braden vorbei in die Küche. Dort neben der Tür standen ihre Stiefel. Ihr Pistolenhalfter und ihr Gürtel hingen am Garderobenhaken an der Wand. Sie warf einen kurzen Blick auf die Glock im Halfter, bevor sie sich die Stiefel schnappte und schnell anzog. Dann schnallte sie den Gürtel um ihre Hüften und fixierte die Klettverschlüsse an ihrem Oberschenkel. Als Nächstes ging sie zum Wandschrank im Flur, öffnete die Geheimtür und nahm mehrere Messer sowie eine eindrucksvolle Maschinenpistole von dem mit Samt verkleideten Regal.
    »Du gehst davon aus, dass sie da sind«, meinte sie. Sie konnte es fühlen, nicht durch Emotionen oder Gedanken, die von Braden ausgingen, sondern aufgrund einer angeborenen, tief sitzenden Gewissheit, die sie nicht erklären konnte.
    »Sie beobachten das Haus.« Seine Antwort kam für Megan nicht überraschend. »Ich vermute, sie haben bisher nicht angegriffen, weil ihnen klar ist, dass ein Team von Raubkatzen uns bewacht. Aber sie werden uns folgen. Es könnte sein, dass sie sogar ein Team verfügbar haben.«
    »Und wie willst du dann an ihnen vorbei in diesen Canyon gelangen? Und wenn wir das schaffen, wie soll ich irgendwas herausfinden?« Für Megan klang das ganz nach einem Himmelfahrtskommando. »Ich kann unter solchen Umständen nicht funktionieren, Braden.« Die Emotionen würden sie attackieren, sobald sie ihre Schutzmechanismen aufgab. So schwach diese auch waren, so erlaubten sie ihr doch, für eine kurze Zeit zu funktionieren.
    »Du warst gut, neulich in der Schlucht«, bemerkte er, und seine Stimme wurde dabei weder tiefer noch wärmer.
    »Du hast mir geholfen.« Das wusste sie und verspürte dabei ein schmerzhaftes Gefühl des Versagens. »Ich habe mich hinter diesem Schild verborgen, den du um dich selbst errichtet hattest.«
    »Weil ich es zugelassen habe.« Seine Stimme klang gefährlich leise. »Ich habe dich meine Schutzschilde nutzen lassen, weil du sie brauchtest. Dein Verstand musste lernen, wie sie funktionieren, auch wenn das unbewusst geschah. Wenn du so stark bist, wie ich vermute, dann wirst du schnell lernen, deine eigenen Schilde zu erschaffen, indem du meine als Anleitung nutzt.«
    Ein bitteres Lächeln spielte um ihre Lippen. »Und wenn es nicht klappt?«
    »Dann sitzen wir beide mächtig in der Scheiße.« In seiner Stimme lag kein Zweifel. »Willst du das riskieren?«
    Megan presste die zitternden Lippen fest aufeinander. Sie sagte nichts, sondern bückte sich, um eines der Messer unter ihrem Knie und das andere am

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