Braeutigame
Mutters Zeiten war das schon so.“
„Du krakeel hier nicht so laut rum im Hof“, sagte Freier. „Schlecht gemeint wird sie e s nicht haben.“
„Und ob“, sagte Georg. „Wahrscheinlich sind die alle giftig.“
„Ruhe hab e ich gesagt! Du gehst ins Haus, wenn du dich nicht zu benehmen weißt!“
Georg verzog den Mund, sa gte aber nichts weiter. Er ging in den hinteren Teil des Hofs und verschwand im Stall.
„Hier“, sagte Freier. „Schaut euch zwei mal die s hier an. Die sechs Tontöpfe .“
„Was ist das?“, fragte Alma. „Was sind das für Pflanzen?“
„Apfelsinenbäume“, sagte Fre ier stolz. „Aus der Levante. Von Samuel Trautmann – dem, der nur einen Fuß hat und die Mühle an der Lehmkuhle .“
„Ich kenn e den doch, Vater . – Das ist aber sehr großzügig von ihm.“
„Die kannst du nur nicht oben auf den Baschtan mitn ehmen“, sagte Freier, „Weil es zu trocken ist, sagt Trautmann. Zu windig kann e s da auch werden. Bei Apfelsinen musst du auf s Wasser achten. Im Hof kannst du eine einpflanzen , wenn ihr einen Brunnen haben solltet . – Na, werdet ihr schon haben. Dann gedeihen die wie im Paradies.“
„Ich hab e auch et was für euch “, rief Georg, der aus dem Pferdestall in den Hof zurückkehrte. Er hielt einen kleinen Holzkäfig vor der Brust.
„Oah“, rief Alma. „Schau mal, Heinrich, was Georg gebracht hat. Zwei Tauben – und wie die gurren! Horch mal!“
„Braune Purzler. Die sind von meinen.“
„Wo hast du sie die ganze Zeit gehabt? Die sind doch… – sind doch keine ganz jungen mehr.“
Georg schüttelte stolz den Kopf. „Bei Attila Pahl, damit sie keiner s ieht. Vom letzten Jahr sind die . Die haben noch nicht gebrütet, aber es sind Weibchen und Männchen.“ Er sah durch die Seitenleisten in den Käfig. „Mit denen müsst ihr aufpassen. Die sind empfindlich und noch ein bissche n toll. Die waren immer nur bei Pahl s und noch nicht draußen. Am Anfang sind Purzeltauben manchmal dumm, und der Falke holt sie, wenn man sie frei fliegen lässt.“
Kapitel 11 : Heim
Georg hörte die Dielen im Flur knarren. Er lag auf dem Bauch in seinem Bett und schlug in der Dunkelheit die Augen auf. Er war sofort hellwach und zwang sich, kein Geräusch zu machen .
Es war einer da , er spürte es, jemand schlich durch ihr Haus . Sein Herz fing an zu rasen. Er hörte es in seiner Brust bis hoch in den Hals und in die Ohren schlagen . Ohne den Kopf zu bewegen, sah Georg zu Jakobs Bett hinüber. Sein Bruder schlief mit dem Gesicht zur Wand. Er konnte sein regelmäßiges A tmen hören.
W ieder ein Ächzen und Knarren des Holzes – jemand ging langsam durch die Diele.
Etwas war faul, dachte er. Ein Dieb im Haus? Ein Tier?
Georg hatte Angst. Er biss, um ruhig zu bleiben, in das dünne Laken, mit dem er sich zugedeckt hatte, drehte sich vorsichtig auf die Sei te, hob den Kopf und beobachtete die angelehnte Tür. Er richtete sich langsam im Bett auf und tastete im Dunkeln mit einer Hand nach der Nachttischschublade. Er merkte, dass er zitterte. Sein Messer… wo war sein Klappmesser...? Er fischte in der Lade und befühlte die Gegenstän de, die er dort aufbewahrte – ein e Spule mit Angelschnur, seine kleine Bibel, die Armbanduhr, die er zur Konfirmation bekommen hatte. Jetzt fiel es ihm ein: Er hatte am Abend nach dem Essen in der Sommerküche mit dem Messer geschnitzt un d aus Langeweile ein Stück Ofenholz in kleine Stücke geschnitten. Dort musste das Messer liegen, in der K üche auf der Bank.
Die Tür seines Zimmers öff nete sich langsam. Georg spannte alle Muskeln an. Er würde sich nicht einfach so überrumpeln lassen, nicht er...
Ein Mann. Er kam ins Zimmer, ohne ein Geräusch zu machen. Mittelgroß, schlank. Georg erkannte die Umrisse, einen Hut, etwas lange s, dunkles… – ein Gewehr in der Hand… Georg schluck te . Sein Hals war trocken.
„Ksch “, flüsterte Daniel Freier. „Georg? Schläfst du? Hörst du mich?“
„Hmm“, machte Georg laut, spürte Erleichterung, wartete noch einen Augenblick – dann setzte er sich auf, schälte sich umständlich aus dem Laken und rieb sich das Gesicht, damit der Vater nicht merkte, dass er wach gewesen war. „Was ist ?“
„Pst. Sprich nicht laut – und mach kein Licht. “
Jakob rührte sich im anderen Bett und drehte sich zu ihnen um.
„Warum nicht? Was ist?“
„Leise, sag ich“, flüsterte er. „Ke inen Mucks. Steh auf. D u auch, Jakob. Zieht eure Sachen an.“
„Jetzt? Mitten in der
Weitere Kostenlose Bücher