Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
Vom Netzwerk:
zurückschlagen in ihre Sümpfe.“
    „Wollen wir e s hoffen. Aber bis jetzt schlagen sie sie jedenfalls nicht zurück, auch nicht ins Moor. Frauen, Kinder… Was meinst du , wer noch da ist in den Dörfern? Die Männer sind al le sonstwo. Sollen die Weiber denn Panzer fahren? Und welche Panzer auch?“
    „Freier, du weißt genauso gu t wie ich, dass es verboten ist zu flüchten.“
    „Geh mir ab, Lobgott. Das können sie so viel verbieten, wie sie wollen. Meinst du , das hält irgendjemanden ab, sein Leben zu retten?“
    „Wer flieht, wird erschossen. Aufwiegler, die Feigen, die Defätisten-Brut. W ird kurzer Prozess gemacht , ratzfatz . Geht erst der Mut flöten, ist das Reich verloren. “
    „Und was sollen die Leute deiner Meinung nach mache n? Warten, b is die Russen sie kriegen? Weil e s so viel schöner ist, von den Russen gemeuchelt zu werden?“
    „Kämpfen sollen sie. Sich dem Bolschewist en in den Weg stellen. Die Flucht ist doch keine reelle Möglichkeit.“
    „Keine was?“
    „Das darf man überhaupt nicht in Betracht ziehen, so ein dummes Zeugs, so reden nur Memmen, Angsthasen. Man muss die Sch olle, auf die man gestellt wird, verteidigen. Hitler hat ganz Recht, wenn er das Volk in den Sturm ruft.“
    Freier sah stumm in die Runde seiner Kinder. Prudöhl hob eine Augenbraue, als Lobgott ihm den Rücken zuwandte , als wollte er sagen: der nun wieder .
    „ Wir müssen ein Vorb ild sein für alle anderen“, sagte Lobgott, „für die junge Generation. Für die, die nach uns kommen. Sollen die uns für Feiglinge halten – für zu feige, dem Feind gegenüberzutreten, Aug in Auge? Nein, nicht mit mir. Es gibt Pflichten im Leben. Pflichten, Freier! “
     
    Von diesem Tag an dachten sie ununterbrochen an die Russen, an die Vorbereitungen der Flucht, ans Packen der Tasche n mit dem Wichtigsten, die sie mitnehmen würde n . Alma hatte seit mehr als acht Wochen nichts von Heinrich gehört. Sie schrieb ihm Briefe in zwei Ausführungen. Die eine schickte sie mit der letzten Feldpostnummer a n seine Kompanie an der Front, d ie andere versteckte sie in ihrer Kammer im Stall in einem Hohlraum hinter einem Wandbalken, von dem er wuss te. Sie versuchte, sich ihre Furcht in den hastig, an fast jedem Abend geschriebenen Zeilen nicht anmerken zu lassen, aber sie war sich nicht sicher, ob es ihr gelang. Sie hatte Angst: vor den Russen, die im Osten, irgendwo, standen und vielleicht gerade schon – sie wussten es nicht – ins Wartheland einmarschierten; um Ilse, die viel zu klein war für die Winterkälte draußen, die sie auf dem Hof schon kaum ernähren konnte, für die sie einen Kinderwagen und Decken aus Flaum und Federn brauchte für einen Marsch; dass Heinrich sie, wenn sie den Hof verließen, nicht mehr finden könnte, sie getrennt bleiben würden.
    Sie bereitete sich vor, so gut es ging. Vor dem Einschlafen ging sie in Gedanken durch, was sie mitnehmen und auf dem Weg gebrauchen könnte n . Sie packte einen kleinen Koff er und nähte gemeinsam mit Lilli einen festen, mit einem Schaffell gepolsterten Ledergurt, mit dem sie Il se auf Rücken oder Bauch tragen konnte. Sie befestigte drei winzige Goldmünzen, di e ihnen von Heinrichs Eltern geblieben waren, im Futter ihres Mantels, jedes Stück einzeln, damit sie sich nicht berührten und klimperten.
    „Aber wenn es verboten ist zu fliehen…“, sagte Minna an einem Abend. Sie hatte sich erkältet und hustete beim Kochen in ihre Schürze. „Wo sollen wir denn hinfliehen? Wir haben doch hier unser Zuhause.“
    „Nach dem Westen“, sagte Jakob knapp. „Wo wills t du sonst hin? Nach Moskau ?“
    „Die Russen tun uns doch nichts“, rief Minna. „ Wir haben mit denen immer friedlich im Budschak gelebt, mit Mischka und Wladi und den ganzen anderen. Hundert Jahre lang und mehr . Die tun nichts.“
    „Was soll en wir denn deiner Meinung nach tun?“, fragte Jakob. „Warten, bis sie hier an die Tür klopfen und höflich nach einer Tasse Schwarztee fragen?“
    Minna zuckte die Achseln. „Das ist jedenfalls besser, als m itten im Winter zur Oder zu spazier en.“
    „Du b ist echt eine…“, sagte Jakob. „Du h ast doch genau wie wir gehört, was sie im Osten anstellen. Die bringen die Leute um. Und Schlimmeres.“
    „Das glaub e ich nicht – und was sollt e wohl noch schlimmer sein…? Außerdem war das in Ostpreußen, wo sie gewütet haben sollen. Nicht hier. Das ist weit weg.“
    „Und was die Leute sagen? Dass sie schon im Kulmerland sein sollen? D

Weitere Kostenlose Bücher