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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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er. „ Selbst große Krebstumoren kann man operativ entfernen, auch im Brustgewebe, das entlastet den Körper erheblich und erzielt manchmal schöne Ergebnisse. Aber bei Ihnen hat der Tumor – das wissen wi r mit diesen Laborbefunden sicher – es ist einfach zu spät dafür. Mit den befallenen Lymphknoten und Tochtergeschwüren. Man kann nicht viel machen. Eigentlich nichts.“
    „Und was bedeutet das?“
    „Tja. Es sieht nicht rosig aus, fürchte ich.“
    „Ich werde daran sterben?“
    „Die Prognose… – ich sage Ihnen ehrlich, wie ich es sehe, Frau Lampe: Die Prognose ist nicht gut, wenn die Met astasenbildung erst einmal begonnen hat und dieses Stadium erreicht hat. Bei Ihnen – hier schauen Sie sich das Bild an… – Pelvis, Femur, hier auf dem anderen die Leber… und dieser kleine Nebel in der Lunge könnte auch et was sein, hier noch einer… Und das sind nur die, die wir gefunden haben. Die wir sehen können. Es könnte sein, dass es noch andere gibt, im Gehirn vielleicht, da haben wir noch nicht gründlich gesucht.“
    „Ich verstehe.“
    „Wenn es Tochtergeschwüre gibt – gerade, wenn es so viele sind –, können wir nicht operieren. Oder… wir könnten wohl, aber es ist nicht Erfolg versprechend.“
    „ Nicht Erfolg versprechend…“, wiederholt Alma leise.
    Dr. Thews verschränkt die Arme vor seiner Brust. Er steht auf, lehnt sich an die Fensterbank, auf der Grünpflanzen stehen. Er kneift sein rechtes Auge zu, öffnet es wieder.
    „Eine Operation ist eine große Belastung für den Körper, gerade in Ihrem Alter.“
    „Was schlagen Sie vor?“, fragt Alma. „Was können wir machen?“
    Thews bläst seine Backen auf, lässt die Luft entweichen. „Nicht viel, Frau Lampe. Es tut mir leid, Ihnen das so sagen zu müssen. Dieser Krebs, den Sie haben – dann die Eierstö cke, die Knochen, eventuell die Lunge –, das sieht für mich nicht gut aus. Sie können nicht viel tun.“
    „Nicht viel?“
    „Nichts eigentlich.“
    „Das ist nicht viel.“
    „Das Leben kann unfair sein, Frau Lampe.“
    „Unfair?“
    „Ungerecht.“
    „Wie kommen Sie darauf?“
    „Der eine muss früher gehen, der andere später. Das meine ich.“
    „Da haben Sie recht. “
    „Ja, ab und zu…“
    „ Wenn ich überlege, bin ich ziemlich spät dran – Mitte siebzig ist ein hohes Alter. Ein zu hohes. Aber unfair? Ein bisschen unfair vielleicht.“
    „ Nun – andere werden neunzig, hundert... Genießen Sie das Leben, Frau Lampe, so gut es geht.“
    „Gibt es denn… einen Zeitraum, den Sie mir sagen können? Also, ich meine, wie lange noch… wie lange lebt man mit einem T2? “
    „Ich zögere, Ihnen einen genauen Zeitraum zu nennen. Es gibt Erfahrungswerte. Aber jeder Tumor ist anders, jeder Körper reagiert anders auf die Behandlung – wir fangen bei Ihnen ja erst an mit der Bestrahlung, in zehn oder zwölf Tagen. Dem einen Patienten macht das gar nichts, der andere legt sich gleich danach hin – Übelkeit, wissen Sie, Durchfall, manch ein er verliert alle seine Haare… Die Lippen und Schleimhäute können austrocknen... “
    „Auch bei der Bestrahlung?“
    Thews nickt. „Das kann passieren. Es muss nicht, aber es kann. “
    „Wie hoch ist denn der Anteil derjenigen, denen das wenig ausmacht?“
    „Um ehrlich zu sein: nicht sehr hoch. Zehn, fünfzehn Prozent.“
    Alma sieht ihn an.
    „Ist das Ihre Schwester, die draußen wartet, Frau Lampe?“
    Alma schüttelt den Kopf. „Rosina Lemke. Meine Hausdame.“
    „Ah so. Ich dachte nur…, weil Sie wohl ungefähr im selben Alter sind?“
    „Ja. Das sind wir. Sie ist fast wie eine Schwester, so lange kennen wir uns.“
    „Na… Fahren Sie einfach weg mit ihr , Frau Lampe. Verreisen Sie. Es geht Ihnen doch gut – finanziell gut, meine ich. Genießen Sie das Leben noch ein bisschen.“
    „Sie machen mir Spaß. Wohin soll ich denn verreisen? Ich bin eine alte Frau. Und krank bin ich.“
    „Ich weiß es nicht. Wo fühlen Sie sich denn richtig wohl?“
    „Ach…“ Sie seufzt. „Jetzt, wo ich so lange allein bin , da …“
    „Fahren Sie doch in den Süden. Irgendwo hin, wo das Klima angenehm ist. Machen Sie eine Kreuzfahrt. Mittelmeer oder so etwas… Oder in die Berge, in die Alpen. “
    „Meinen Sie denn, dafür reicht die Zeit?“
    „Würde ich sagen. Ja. Solange sie keine Schmerzen haben. Oder kaum… “
    „Sind es Jahre, die mir noch bleiben, oder eher Monate?“
    Thews blinzelt sie an. Er dreht sich um und sieht mit verschränkten Armen

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