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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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Krause. Georg will seinen Jungen das Holstentor zeigen. Die kennen Deutschland ja gar nicht, nu r von den Geldscheinen – d as erste Mal, dass sie hier sind. Herr Krause fährt sie ein bisschen he rum und zeigt ihnen alles.“
    „Sie müssen auch noch Geschenke kaufen“, sagt Lilli. „Immer auf den letzten Drücker, die Männer. Einer wie der andere. “
    „Gestern war er in Hochform“, sagt Minna. „Unser Georg. Fast eine ganze Flasche Wein hat er getrunken. Er alleine.“
    „Lass ihn doch“, sagt Alma.
    „Ich lass ihn ja. Wenn er es braucht…“
    „In seinem Alter“, sagt Rosina, „ darf man das.“
    „Er hat gemuffelt“, sagt Minna . „Nach Alkohol. Aus dem Mund u nd au s den Poren. Bei Trinkern kann man es immer riechen .“
    „ Minna , ich glaube, es reicht jetzt“, sagt Alma ruhig . „Hör auf, uns allen Vorschriften zu machen.“
    „Meinetwegen, meinetwegen. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich mich auch betrinken.“
    „ Minna , jet zt gib Ruhe, i ch bitte dich! Du verdirbst uns alles.“
    „Ich mein e ja nur. Man kann sich seine Kinder nicht aussuchen.“
    „Wisst ihr was – mir reicht es jetzt mit euch“, sagt Kali ruhig . „Schmückt ihr mal weiter, ich setz e mich nach nebenan und lese eine Stunde. Man braucht nicht fünf Leute für einen Baum. Sortiert ihr Alten euch mal in Ruhe aus.“
    „Ja, ja. Viele Köche verderben den Brei“, sagt Minna.
    „Was liest du denn, Kali?“, fragt Alma.
    „Kennst du bestimmt nicht, Tante . Die Zauberfrau .“
    „Nie gehört.“
    Kali nickt. „Ein Roman. Sehr lustig.“
    „ So? – Wir müssen gleich noch die bunten Teller fertig machen“, sagt Alma.
    „Ich habe in der Küche schon alles rausgelegt“, sagt Rosina.
    „Ist es auch genug?“
    „Oh ja. Wir ha ben so viel, das wir auch für all e Erwachsenen einen machen können.“
    „Nicht für mich“, sagt Minna. „Ich hab e Zucker.“
    „Dann kriegst du einen nur mit Klementinen und Nüssen. Und Teewurst.“
    „Wir haben doch auch Diabetiker-Marzipan“, sagt Rosina leise. „Und extra Pralinen für Zuckerkranke . Fra u Alma hat an alles gedacht. Von Niederegger, nur für Sie. Die ganz süßen Sachen können wir für die Kinder nehmen. – Ach, wir dürfen nachher den Eimer Wasser nicht vergessen. S onst geschieht noch ein Unglück mit den offenen Flammen in den Zweigen.“
    „Rosina…“, sagt Alma, „nehmen Sie mal die Kugel hier. Ich glaube… es ist gleich wieder so weit.“
    „Oh, ich gehe schon , Frau Lampe, ich gehe… “
    „Könnten Sie…?“
    „Aber ja, aber ja. Ich hole gleich die Kapseln und ein Glas Wasser.“
    „Nein, lassen Sie. Ich komme mit in die Küche. Ich muss mich für eine Minute hinsetzen.“
    „Kommen Sie, Frau Alma. Hier nehmen Sie meinen Arm.“
    „Was hat sie denn?“, fragt Kali.
    „Vielleicht sollten wir Musik anmachen“, sagt Alma in der Tür.
    „… auch die Braten begießen“, sagt Rosina.
    „Habt ihr Süßstoff im Haus?“, fragt Lilli.
     
    Theo und Véronique bringen Anna, fünf, Tobias, sieben, und einen Kofferraum mit komplizie rt eingepackten Geschenken mit. Véronique trägt eine weiße, an den Schultern fast durchsichtige Bluse, Theo einen dunkelgrauen Anzug mit einem weißen, am Hals offenen Hemd. Theo hilft Herrn Krause beim Verlängern des Tisches: sechs Personen links, sechs rechts, Alma an einer Spitze, Theo an der anderen.
    Sie fahren mit drei Wagen zur Scharbeutzer Strandkirche, ohne Rosina und Lilli, die gemeinsam das Abendessen vorbereiten und Kamin und Kerzen anzünden. Rosina hat das Radio in der Küche angestellt, eine Übertragung aus dem Regensburger Dom, Glockengeläut, Weihnachtsgeschichte, Domspatzen.
    „Ist unsere Schwester immer so?“, fragt Lilli. „So mürrisch?“
    Rosina schmeckt die braune Soße mit dem Kochlöffel ab und zieht die Schultern hoch. „Man kann die Menschen nicht ändern. Nicht in dem Alter.“
    „Da haben Sie recht. Aber Minna macht es Ihnen sicher nicht leicht.“
    „Sie wird ein klein wenig tüddelig, denke ich manchmal. Wenn ich das so sagen darf…“
    „Ich bitte Sie. W ir sind doch unter uns.“
    „Frau Minna hat in letzter Zeit ein bisschen abgebaut. Sie vergisst dieses, sie vergisst jenes, morgens beim Anziehen.“
    „Ja?“
    „Ich glaube nicht, dass sie die Namen von Herrn Freiers Söhnen behalten hat. Seit zwei Wochen sprechen wir davon, Frau Alma und ich, und Ihre Schwester Minna ist natürlich auch dabei, sie wohnt ja die meiste Zeit hier. Aber sie hat die

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