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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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und eine 1 der 12 sind abgeblättert und liegen lose unten neben der 6, alle übereinander. Es sieht aus, als ob die Zeit durcheinandergeraten ist. Sie versucht, die Uhr aufzuzie hen, aber die Krone ist eingerostet und klemmt .
    Sie liest den Brief noch einmal. Eine Frau Lücke hat ihn geschrieben, auf einer Maschine. Sie hat keinen Vorna men und sitzt in Zimmer 216 der Behörde in Berlin. Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht , steht im Briefkopf.
     
     
    Sehr geehrte Frau Lampe,
     
    Ihre Anschrift habe ich von der Einwohnermeldebehörde der Freien und Hansestadt Hamburg erhalten.
     
    In der Anlage übersende ich Ihnen
     
                                eine Taschenuhr – verrottet –,
                                eine Brieftasche – Leder, verrottet –,
                                zwei Briefe – Abs. unleserlich –,
     
    die Ihrem gefallenen Ehemann Heinrich Kraft, geb. am 02.02.1919 in Leipzig, Bessarabien, gehörten.
     
    Die Taschenuhr wurde anlässlich der Umbettung sterblicher Überreste Ihres Ehemannes vom VDK Kassel e.V. sichergestellt und unserer Dienststelle zuständigkeitshalber zur Weiterleitung an die Angehörigen übersandt.
     
    Die jetzt gültige Grabanlage lautet:
     
                  Deutscher Soldatenfriedhof Sebesh/Russland
                  Block 4, Reihe 11, Abschnitt A, Grab 3 488.
     
    Da nach unserer Kenntnis der Friedhof noch nicht fertiggestellt ist, bitte ich Sie, vorläufig auf einen Grabbesuch zu verzichten.
     
    Die Verzögerung in der Übersendung der Hinterlassenschaft Ihres Ehemannes bitte ich zu entschuldigen. Unsere Suchanfragen im Rahmen der Hinterbliebenenforschung der Deutschen Dienstelle gingen irrtümlich davon aus, dass Sie noch den Familiennamen Ihres ersten Ehemannes, Kraft, führen.
     
    Mit freundlichen Grüßen
    Im Auftrag
     
    Lücke
     
     
    Alma erkennt die Schrift, die beiden Briefe sind von ihr, kaum noch lesbar, einzelne Worte nur. Ganz gesund… Kind will Milch (ich habe genug).
    Sie weint , als Rosina eine Bonsaischale bringt und auf den Schreibtisch stellt, neben die Uhr, ohne etwas zu sagen. Rosina will nach dem Abendessen fragen, aber sie spürt, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist.
    Theo hilft ihr, den Ort in einem schweren Atlas zu finden, in dem die Sowjetunion noch existiert. Sebesh, an der Grenze zu Lettland. Eine kleine Stadt. Vielleicht nur ein Dorf.
    Ihre Hand zittert. Sie sieht die Fing er, die den Brief festhalten, ihre Krallen.

Kapitel 25 : Serpnewoje
     
    Die Herren in der Business Class sind irritiert. Acht Reihen à vier auf dem Flug von Frankfurt Rhein-Main nach Kiew -Borispol , und überall sitzen alte Frauen, Kinder und Bekloppte in Saunalat schen. An Entspannung ist nicht zu denken, es ist zu unruhig, auch nicht an Arbeiten am Laptop .
    Minna hat ihren Dackel Petrus dabei. Er fliegt zum ersten Mal und hat Angst. Sie merkt nicht, dass er in seine Reisetasche pinkelt. Die Vali um, die sie genommen hat, zeigt Wirkung.
    Alma sitzt neben Rosina in der ersten Reihe, Platz 1 D und Platz 1 F, sie hat Schmerzen im Becken, auf der linken Seite. Kali trägt ein rosa T-Shirt, wei t geschnitten, bequem. Es trägt in schnörkelig er Lack-Schreibschrift mit Glitzer den Aufdruck GRAVITY SUCKS. Man kann es gut lesen, weil Kali im Gang steht und sich laut mit ihren Verwandten in den ersten sechs Reih en unterhält .
    In Frankfurt haben sie Georg und seine Kinder auf dem Flughafen getroffen, alle pünktlich, alle müde vo m Transatlantikflug aus Washington- Dulles. Ernst und Heinz haben ihre Frauen dabei, eine Meg und eine Kathy. Sie stellen sich vor, bemüht, einen guten Eindruck zu machen. Kali, Theo und Georg übersetzen .
    Meg und Kathy tragen neu gekaufte, olivgrüne Safarihüte mit Kinnbändern und bedanken sich in langen , auswendig gelernt klingenden Sätzen bei Alma für die Einladung, wonderfully kind und inspiring und familiy heritage und never thought we‘ d make it to Romania , und nun sei es gut, sagt Georg, er müsse sich irgendwo hinsetzen. Minna hat die Namen ihrer angeheirateten Nichten gleich wieder vergessen und lässt sich von Rosina zu einer Toilette schieben, Petrus an der Leine, seine Tasche auf dem Schoß.
    Zwei Stunden später steigen sie in das Flugzeug nach Kiew. Zum Mittagessen haben Kali und Lilli Sandwiches und Getränke für alle

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