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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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Der mit den dunklen Haaren.“
    „Aha.“
    „Und deine Frau wollte nicht?“
    Georg winkt ab. „Lassen wir das. Sie mag weite s Reisen nicht. Das Fliegen erst recht nicht. H at sie Angst vor. Meine Schwiegertöchter sind Weihnachten bei ihr. Das ist besser für alle.“
    „Kostet auch alles Geld.“
    Georg sieht sie prüfend an. „Wir leiden keinen Hunger in Amerika.“
    „Wir auch nicht in Deutschland.“
    „Bestens. Wir haben es alle gut getroffen, Schwester.“
    „Rosina hat gekocht. Braten . Wie damals.“
    „Ja. Wie damals.“
     
    Am Nachmittag des 23. klingeln Lilli und Kali an der Haustür, als Georg im Flur die Fahrräder putzt. Er hat sie umgedreht und nebeneinander auf die Sattel gestellt. Auf die helle Klöppeldecke der Garderobe hat er schmierige Schraubschlüssel gelegt, ohne die Flecken zu bemerken.
    Lilli trägt einen braunen Hosenanzug unter dem Wollmantel und lächelt viel; sie hat im Herbst neue Zähne bekommen, große, weiße Zähne. Auf dem Steilufer macht sie vor dem Abendessen einen Spaziergang mit Alma und Minna, die sie abwechselnd im Rollstuhl schieben.
    „Oben und unten?“, fragt Minna.
    „Alles“, sagt Lilli , „alles wie neu. Ich kann es jedem nur empfehlen. Gespürt hab e ich gar nichts. Es ging mit Volln arkose, wie bei einer Operation.“
    „M-m-m“, macht Minna.
    Lilli erzählt vom Bessarabientreffen, im November in Stuttgart, „es war schön“, sagt sie.
    „Ich kann das nicht“, sagt Alma.
    „Es macht Freude“, sagt Lilli. „Es wurde gesungen. Ich habe Reinhold Trautmann getroffen. Er wohnt jetzt bei Bremen in einem Haus und ist noch gut beieinander. Verwitwet, die Frau ist zehn Jahre tot. Einer von den Pleskow s war auch da. Der einzige, der noch lebt. Die anderen sind im Krieg geblieben.“
    „Was macht eigentlich deine Tochter, Lilli?“, fragt Minna. „Arbeitet sie?“
    „Oh ja , und wie, ein tüchtiges Mädchen. Sie ist Krankenschwester bei uns in der Äskulap-Klinik. Intensivstation.“
    „Das ist gut. Da kann sie sich um dich kümmern.“
    „Warum um mich?“
    „Wie alt bist du jetzt?“
    „Das weißt du doch, Minna“, sagt Alma. „Frag nicht so.“
    „Im nächsten Jahr siebzig“, sagt Lilli.
    „Hat deine Kali denn schon einen Mann?“
    „Musst du sie mal fragen.“
    „Was soll denn die Geheimniskrämerei? Wir sind doch eine Familie … “
    „Das ist ihre Sache. Sie ist eigen. In allem, was sie tut. – Ach, Alma, das wollte ich dir noch sagen ...“
    „Ja?“
    „ Kali isst kein Fleisch.“
    „Nanu.“
    „Eine Vegetarierin“, sagt Minna.
    „Veganerin“, sagt Lilli.
    „Wie?“
    „Veganerin. Sie trinkt auch keine Milch und isst keine Eier und keinen Käse. Überhaupt nichts von Tieren.“
    „Und wovon lebt sie? Das soll gesund sein?“
    „Das arme Kind“, sagt Minna. „Was, Petrus? So ganz ohne Fleisch?“
    „Sie hat es mit den Tieren. Sie macht in einer Gruppe mit, wo sie Tiere schützen. Tiere in Fabriken, Hühner und Schweine.“
    „Gibt es Federvieh jetzt schon in Fabriken?“
    „Sie sagt ja.“
    „Deswegen ist sie auch blass“, sagt Minna.
    „Was will sie morgen Abend denn zu essen haben?“, fragt Alma.
    „Och, Kartoffeln und Gemüse mach e ich immer für sie , aus dem Glas . Oder Nudeln mit Soja überbacken. Sie stellt sich nicht an.“
    „Rosina macht gemischten Braten. Mit Rotkohl, Rosenkohl und Klößen.“
    „Das stört Kali nicht. Sie ist es nicht anders gewohnt. Ihre Pa tienten im Krankenhaus essen auch alles, und sie muss es ihnen bringen.“
    „Vielleicht Pilze?“, fragt Minna.
    „Pilze geht auch“, sagt Lilli. „Ja, Pilze ist gut.“
     
    Herr Krause hat am Morgen den Baum im großen Zimmer auf gestellt , eine Blautanne, die fast an die Decke reicht. Die Schwestern, Kali und Rosina packen die Kugeln und hölzerne, bemalte Deko rations teile aus und beginnen mit dem Schmücken.
    „Ein herrlicher Christbaum“, sagt Lilli.
    „Vom Hartmann in Altona“, sagt Rosina stolz. „Herr Krause hat ihn heu te in aller Frühe abgeholt. Aus Dithmarschen ist er, nicht importiert. Darf man niemandem sagen, was der gekostet hat. Fast hundert Mark. “
    „Wunderbar. So gleichmäßig gewachsen. Der Baum hier in der warmen Stube – der Kamin – das Meer… ganz, ganz wunderbar. Ach, ich freu e mich. So schön.“
    „Wo ist eigentlich Georg hin?“, fragt Minna. Sie schneidet im Sitzen mit einer Schere Lametta-Packungen auf und reicht sie Kali.
    „Nach Lübeck sind sie gefahren“, sagt Alma. „Mit Herrn

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