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Brahmsrösi: Fellers zweiter Fall

Brahmsrösi: Fellers zweiter Fall

Titel: Brahmsrösi: Fellers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Haenni
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weg! Wie wird er darauf reagieren? Hat er Grund, mir Vorwürfe zu machen? Wer wird nun der Brahmsgesellschaft an Stelle des toten Bachmann die Thuner-Sonate zum Leben erwecken?

     

15
    Soweit wäre alles klar.
    Die Polizei fahndet prioritär nach Bachmanns Mörder. Ich konzentriere mich auf die Suche nach der Sonate. Vermutlich befindet sie sich in den Händen des Mörders oder der Mörderin. Bisher hielt ich es zwar für denkbar, dass jemand für Brahms sterben könnte. Aber jetzt, wo es passiert ist, bin ich völlig perplex, dass es tatsächlich einer getan hat. Wenn auch unfreiwillig. Noch immer kann ich nicht akzeptieren, dass es ausgerechnet meinen Freund Bernhard Bachmann getroffen hat. Dass sein Schicksal mit dem Verschwinden der Papiere zu tun hat, steht außer Frage. Findet die Polizei den Mörder, kommt Auf der Maur wieder zu seinen Noten. Gelingt es mir, die Sonate ausfindig zu machen, genießt die Täterschaft nicht länger ihre Freiheit. Wird sich diese Wechselwirkung bei den Ermittlungen als hilfreich erweisen?
    Was für Motive stecken hinter dem mutmaßlichen Raubmord? Soll vom Brahmspräsi ein Lösegeld erpresst werden? Fast ist es zu hoffen. Die Übergabe stellte eine Chance für einen gezielten Zugriff dar. Oder solle die heiße Ware unter der Hand veräußert werden?
    Geissbühler koordiniert die Zusammenarbeit. Ich informiere in seinem Auftrag die Bibliothek in Krakau, das Brahmsarchiv in Lübeck und die Brahmsgesellschaft in Baden-Württemberg. Damit wäre das Netz ausgeworfen. Ob der Fisch darin hängen bleibt und zusammen mit seiner Beute zum Fang wird, muss sich erweisen.
    Hat sich womöglich Perkins das Manuskript zurückgeholt? Konkrete Hinweise fehlen. Eine Befragung würde Klarheit schaffen. Wo ist er zu finden? Hält er sich noch im Berner Oberland auf? Die Überprüfung der Anmeldungen in den regionalen Herbergen und Hotels spricht dagegen. Hauptmann Geissbühler tönt dennoch optimistisch. Die Abkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union verspricht eine effiziente Zusammenarbeit der Kriminalisten. Im EU-Raum wird Perkins nicht untertauchen können.

     
    *

     
    Ich will mich mit meinem Assistenten besprechen.
    Wie gewohnt treffen wir uns dazu in einer Altstadtbeiz. Seit Krakau habe ich von Jüre nichts mehr über die Sache mit den Graffiti gehört. Wie ist der Stand der Dinge? Was hat er inzwischen herausgefunden?
    Kaum sitzen wir bei einer Stange Rügenbräu, erkundigt sich mein Assistent: »Hanspudi, haben wir’s?«
    Ich blicke ihn verwundert an. »Hast du es? Wer sind sie?«
    »Was, sie?«
    »Die illegalen Sprayer, natürlich«, sage ich.
    »Ach so. Die . Ja. In der Sache habe ich Fortschritte gemacht.«
    »Umso besser. Werde konkret.« Irgendwie macht Jüre den Eindruck, als wollte er nicht so recht mit der Sprache rausrücken.
    »Was für Fortschritte?«
    »Ich habe mich kürzlich auf dem Mühleplatz umgehört. Es scheint, dass die Sprayer beobachtet wurden, als sie dem Rathauswirt die Wand versaut haben.«
    »Klasse! Konntest du ihre Namen eruieren?«, frage ich.
    Mein Assistent zögert. »Teilweise.«
    » Teilweise genügt vollkommen. Wenn wir einen der Nachtbuben kennen, quetschen wir ihn aus, bis er die Namen seiner Kumpane ausspuckt. Das ist kein Hexenwerk.«
    »Na ja«, brummt Jüre undeutlich, so dass ich ihn kaum verstehe. Auch nicht in seiner sonderbaren Zurückhaltung.
    Er stellt mir eine Gegenfrage. »Und du, Hanspudi? Was willst du im Fall Bachmann unternehmen?«
    »Da denk ich noch drüber nach. Eines steht aber fest: Wenn wir bei unserer Suche nach der gestohlenen Partitur erfolgreich sein wollen, müssen wir noch mehr über Brahms und die Umstände seines Aufenthalts im Oberland in Erfahrung bringen.«
    »Wieso spricht du im Plural? Die Noten sind dir auf den Leib geschrieben!«
    »Ich habe gedacht, dass du vielleicht mithilfst? Jetzt, wo die andere Sache so gut wie erledigt ist.«
    Jürg Lüthi strahlt.
    Ich freue mich mit ihm. Zu zweit macht’s mehr Spaß. Auch das Ermitteln.
    »Okay, Chef. Also recherchiere ich, mit wem Brahms in den Sommern der Jahre am Thunersee zu tun hatte«, schlägt Jüre vor.
    »Gute Idee«, finde ich.
    »An wen denkst du?«
    »An die Familien Widmann und Spies beispielsweise«, entgegnet er.
    »Denkst du, dass irgendwelche Nachfahren Ansprüche geltend machen könnten?«
    »Schon möglich.«
    »Warum sollten sie damit ausgerechnet jetzt kommen?«
    »Aus dem einfachen Grund, dass sie vom Auftauchen der Papiere gehört

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