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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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vorgestern wenigstens etwas Abwechslung. Ein Ausflug auf die Alb, viel Sonne und frische Luft. Du siehst übrigens richtig gesund aus«, frotzelte Ohmstedt.
    »Danke. Auf solche Ausflüge verzichte ich gern. Langsam nervt mich die ganze Überwachungskacke. Julia hatte darauf gehofft, heute in die Wilhelma zu gehen, gemeinsam natürlich, jetzt, wo es so schön warm ist draußen. Und was tun wir stattdessen? Hinter irgendeinem dieser verdammten religiösen Spinner herschnüffeln.«
    Anschließend hatte sich tatsächlich wieder genau dasselbe Programm wie an den Vortagen ergeben. Verlassen der Asylbewerberunterkunft gegen 8.30 Uhr, gemächliche Passage der Fußgängerzone kurz vor Neun. Danach der bereits gewohnte kurze Aufenthalt an der Marienkirche, eine Art meditatives Luftholen inmitten einkaufswütiger Passantenmassen, wie Herb, der heute die erste Fuß-Tour übernommen hatte, überlegte, dann der Weg zum Ende der Wilhelmstraße und die Burgstraße entlang bis zu dem bereits von den Vortagen her bekannten Haus in der Nähe der Leonhardskirche. Zehn Minuten später in die Kaiserstraße, am Kaiser-Wilhelm-Denkmal der Planie folgend, dann in die Bismarck- und später in die Karlstraße abgebogen.
    »Na, was habe ich dir heute morgen erzählt?«, fragte Herb, als er zwanzig Meter von dem Haus entfernt, in dem der Schwarzhaarige verschwunden war, wieder neben Ohmstedt Platz genommen hatte. »Das geht jetzt ungefähr eine halbe Stunde und anschließend marschiert er die Charlottenstraße entlang in die Silberburgstraße, quer durch den Stadtgarten. Ich kenne den Weg schon auswendig. Diesmal läufst aber du hinter ihm her.«
    »Gerne«, erklärte Ohmstedt sich bereit, »es wird ja schon wieder warm. Da ist das Laufen richtig angenehm.«
    »Aber nicht bei diesem Scheißverkehr.« Herb deutete auf den Autopulk, der sich an ihnen vorbeiwälzte.
    »Du hast nach wie vor keine Ahnung, was der Kerl in den Häusern treibt?«
    Herb hämmerte vor Wut auf die Konsole. »Bomben bauen wahrscheinlich. Die Schlapphüte lassen doch nichts raus.«
    Sie starrten in die Richtung des etwas mitgenommen aussehenden Gebäudes, in dem der Mann verschwunden war, warteten auf sein Erscheinen.
    »Und warum gehen wir jetzt nicht rein und überprüfen, was die da treiben?«
    »Was weiß ich. Wahrscheinlich wollen sie warten, bis klar ist, wer alles zu der Bande gehört. Ich würde die ganze religiöse Mischpoke ausheben und lebenslänglich hinter Gittern verschließen.«
    Sie blieben in dem Auto sitzen, verfolgten das Treiben auf der Straße und dem Gehweg. Immer neue Fahrzeugpulks schoben sich an ihnen vorbei, bogen in Seitenstraßen ab, jagten ihre Abgase in die Häuserschluchten. Ab und an mit Einkaufstaschen bepackte Passanten, mal in die eine, mal die andere Richtung gehend, einige wenige nach Lücken suchend, die es ermöglichten, die Fahrbahn zu überqueren. Zwei junge, auffallend konservativ gekleidete Männer, dunkler Anzug, frisch polierte Schuhe, Krawatte, weißes Hemd, stachen aus der Menge. Sie liefen zielstrebig auf ein jüngeres Ehepaar zu, präsentierten der Frau und dem Mann verschiedene Zeitschriften.
    »Mein Gott, jetzt auch noch die«, knurrte Herb.
    »Von wem sprichst du?«
    »Zeugen Jehovas. Labern die Leute mit ihrer Propaganda voll.«
    »Solange die mich in Ruhe lassen, können die machen, was sie wollen«, konterte Ohmstedt.
    »Du hast gut reden. Dich haben sie nicht in ihrer Gewalt. Aber die labilen Typen, die sich von ihnen einfangen lassen, werden einer Gehirnwäsche unterzogen, die sie völlig versklavt.«
    »Sind die nicht selbst schuld? Vielleicht gibt es Menschen, die nicht fähig sind, ein selbst bestimmtes Leben zu führen?
    Denen es entgegenkommt, sich einem bestimmten Bild der Welt unterzuordnen und allen Anweisungen zu gehorchen einfach deshalb, weil sie es nicht schaffen, ihr Leben selbst auf die Reihe zu bekommen?«, fragte Ohmstedt. Er sah, wie sich das jüngere Ehepaar von den beiden jungen Männern löste und Richtung Innenstadt davonlief.
    »Du tust gerade so, als seien diese religiösen Fanatiker Wohltäter, die Glück und Heil in die Welt bringen. Hast du ihre Opfer vergessen?«
    »Ich rede weder von Wohltätern noch habe ich ihre Opfer vergessen. Ich überlege nur, warum es in unserer angeblich so aufgeklärten Welt immer noch Menschen gibt, die sich von dumpfen religiösen Parolen einfangen lassen.«
    »Das frage ich mich allerdings auch.« Herb nickte zustimmend mit dem Kopf. »Warum konzentrieren sich

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