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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Schock über den Fund der Leiche Meisners zu verarbeiten, ganz besonders, nachdem ihm Dr. Schäffler am späten Donnerstagabend gegen 21 Uhr nach eingehenden Untersuchungen noch mitgeteilt hatte, dass der Mann aller Wahrscheinlichkeit nach bereits vor sieben bis acht Tagen getötet worden war – soweit sich das jetzt medizinisch überhaupt noch so genau eingrenzen ließ.
    »Weißt du, was das bedeutet?«, hatte er den Gerichtsmediziner völlig perplex gefragt.
    »Ja, natürlich«, hatte Dr. Schäffler geantwortet, »aber ich kann dir leider keinen anderen Befund mitteilen.«
    Vor sieben bis acht Tagen getötet – die Konsequenzen stellten Braigs bisherige Ermittlungsansätze komplett auf den Kopf: Meisner war nicht nur zum Zeitpunkt des Todes von Caroline Klenk längst nicht mehr am Leben, sondern höchstwahrscheinlich auch bereits zum Zeitpunkt des Mordes an Lisa Haag.
    »Wir haben die ganze Zeit nach dem Falschen gesucht?«
    »So sieht es aus, ja«, hatte der Arzt lakonisch erklärt.
    Gegen 11 Uhr am Freitagmorgen, Braig war gerade dabei, sich durch einen persönlichen Besuch in Tübingen nun doch vom Alibi Dennis Zellers zu überzeugen, hatte Rössle ihm das Ergebnis seiner Untersuchungen bezüglich der Tatwaffe durchgegeben.
    »Lisa Haag und Meisner wurden mit derselben Pistole erschossen. Walther PPK 7.65. Meisner nicht in der Höhle. Wir haben Reifen- und Schleifspuren entdeckt. Er wurde erschossen, dann mit seinem eigenen Wagen in die Nähe der Höhle transportiert, von dort etwa hundertfünfzig Meter quer durch den Wald geschleift und dann im Inneren abgelegt.«
    »Du bist dir sicher?« Braig hatte nach Luft geschnappt.
    »Hätt i dir sonscht agrufe oder hältsch du mich für einen von dene viele Idiote von Sindelfinge?«
    Er hatte Zeit benötigt, die neue Erkenntnis zu begreifen, war in die Vorlesungsgebäude der Universität marschiert, hatte eine Veranstaltung gestört, um zwei von Dennis Zellers Kommilitonen zu verhören. Beide hatten felsenfest geschworen, den Mittwoch gemeinsam mit Zeller in ihrer Forschungshöhle bei Gomadingen verbracht zu haben.
    Meisner und Lisa Haag mit ein und derselben Waffe erschossen, hatte es in ihm getobt, der Mann wahrscheinlich noch vor der jungen Frau, wer um alles in der Welt steckte hinter diesen Verbrechen?
    Er hatte Zeller aufgefordert, ihm die genaue Lage der Höhle zu zeigen, war mit ihm nach Gomadingen gefahren, hatte sich davon überzeugt, dass sie annähernd zehn Kilometer von dem Erdloch entfernt lag, in dem sie Meisners Leiche gefunden hatten. Die eine eher bei Offenhausen, die andere Richtung Grafeneck, beide abseits von Straßen und Waldwegen, deshalb nur über große Umwege zu erreichen. Hatte er Dennis Zeller also zu Unrecht verdächtigt?
    Kurz nach 16 Uhr war er im Amt auf Neundorf getroffen.
    »Trinkst du einen Kaffee mit?«, hatte sie gefragt.
    Er war ihr ins Büro gefolgt, hatte das Angebot gern angenommen.
    »Du hast keine neue Spur?«
    Braig war ratlos vor ihrem Schreibtisch hin und her marschiert, hatte erst nach einer Weile soviel Ruhe gefunden, es sich auf einem Stuhl bequem zu machen. »Ich fürchte, ich muss Zeller endgültig von meiner Liste streichen.«
    Neundorf hatte nach ihrer Kaffeekanne gegriffen, zwei Tassen ausgeschenkt, dann Milch zugegeben.
    »Er war in einer emotionalen Ausnahmesituation, als Meisner ihm seine Freundin wegschnappte. Der Kerl habe Lisa Haag völlig verhext, hat er erzählt. Dennis Zeller wurde für die junge Frau zusehends zur Nebensache, die von Meisner versprochene Karriere mehr und mehr zum Mittelpunkt ihres Lebens. Wahrscheinlich ließ sie Zeller immer deutlicher spüren, dass sie sich für etwas Besseres hielt, ihm und seinesgleichen entwachsen war. Einer von Meisners Engeln, keine einfache Studentin mehr. Zur Karriere ausersehen, auf dem Sprung in die weite Welt. Das schmerzt, ohne Zweifel. Dass Zeller vor Wut auf Meisner kochte, wenn er das Mädchen wirklich liebte – vollkommen logisch. Alles andere wäre abnormal. So entstehen Eifersuchts-Tragödien. Er killt also seinen Nebenbuhler … mit dessen Pistole übrigens«, hatte Braig ergänzt, »denn es scheint sich wirklich um Meisners Waffe zu handeln, soweit ich bis jetzt informiert bin …«
    »Dann aber auch noch seine eigene Freundin?« Neun­dorfs Gesichtsausdruck hatte deutlich gezeigt, dass es ihr Schwierigkeiten bereitete, die Argumentation auf diese Weise weiterzuführen.
    »Er versuchte, sie zurückzugewinnen, glaubte, mit Meisners Ermordung alles

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