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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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einen Blick aufs Display. Die Nummer des Amtes. Sie musste es annehmen, Gespräch hin oder her.
    Nathalie Binninger nickte, hatte plötzlich Tränen in den Augen.
    »Er weiß von den Fotos?«, fragte Neundorf. Sie sah, wie ihr Gegenüber mit der Schulter zuckte, wiederholte ihre Frage, hörte nur ein schwach gehauchtes: »Ich habe keine Ahnung. Er ist tot.«
    Die Kommissarin entschuldigte sich, nahm das Gespräch an.
    »Hier ist Stöhr. Frau Neundorf, ich wollte Ihnen nur mitteilen … Es ist so …«
    »Ja?«
    »Wir haben einen neuen, ähm …«
    »Ja, was denn?«
    »Es ist so: Einen neuen Überfall.«
    »Doch nicht auf eine Tankstelle?«, rief sie mit lauter Stimme. Sie nahm die überraschten Blicke der Frau und der Katze wahr, die zu ihr her starrten und ihr Gespräch scheinbar interessiert verfolgten. Tränen liefen über Nathalie Binningers Wangen.
    »Es ist so, jawohl, eine Tankstelle. In Münsingen. Sie wurde überfallen.«
    »Wann? Heute Nacht? Wieso erfahre ich dann erst jetzt davon?«
    »Nicht heute Nacht. Vor wenigen Minuten. 11.22 Uhr, melden die Kollegen.«
    »In Münsingen? Auf der Alb?«
    »Hm, ja«, bestätigte Kriminalmeister Stöhr, »zwei männliche Täter. Die Kollegen sind hinter ihnen her.«
    »Wir wissen, wo sich die Täter aufhalten?«
    »Bei Gomadingen. Es ist so, zwei unserer Fahrzeuge sind anscheinend direkt hinter ihnen, ein Hubschrauber ist angefordert, und von der Gegenrichtung kommt ebenfalls ein Streifenwagen auf sie zu.«
    Neundorf spürte ihre aufkommende Anspannung. »Das heißt, es sieht so aus, als hätten wir dieses Mal Glück?«
    »Es ist so, ahm«, der Kollege schien ebenfalls außer Atem, »die Täter haben Gomadingen wohl verlassen, was ich da gerade höre und rasen jetzt auf Lichtenstein zu. Und«, er hustete, fing sich erst nach mehreren Sekunden wieder, »der Zugriff steht anscheinend unmittelbar bevor.«

26. Kapitel
    Annika Jung hatte sich schon seit Tagen auf dieses Wochenende gefreut.
    »Wie wär’s mit einem Trip am Samstag zum Märchenschloss Lichtenstein?«
    Michael Napf hatte seiner SMS ein angesichts der vielen grünen Bäume am Hang unter den Felsen offensichtlich im Sommer aufgenommenes Bild folgen lassen, das den grazilen Bau des kleinen Schlosses hoch über dem Steilabfall der Schwäbischen Alb in all seiner pittoresken Schönheit voll zur Geltung kommen ließ.
    Annika Jung war von der Idee ihres Freundes auf Anhieb begeistert. Sie hatte das anmutige Gebäude zwar schon oft auf Fotos bewundert, noch nie jedoch die Gelegenheit gefunden, es im Original zu erleben.
    »Es handelt sich übrigens um eine All-Inclusive-Tour: Fahrt, Schlossbesichtigung, Mittagessen und Kaffee – alles inbegriffen«, hatte er ihr dann erklärt, »du bist herzlich eingeladen.«
    Sie hatte geglaubt, nicht richtig zu hören. »Was ist los mit dir? Hast du im Lotto gewonnen?«
    Als Zivildienstleistender war Michael Napf nicht gerade mit Reichtum gesegnet. Zwar verdiente er sich mit gelegentlichen Computertüfteleien für ein Schwäbisch Gmünder und seit kurzem auch zwei Stuttgarter Grafikbüros teilweise erkleckliche Summen hinzu, war insgesamt jedoch dennoch zu einem bescheidenen Lebensstil gezwungen. Und was seine Freundin anbetraf – als Schülerin der 12. Klasse des Parler-Gymnasiums in Schwäbisch Gmünd war sie trotz regelmäßiger Tätigkeit in einem Supermarkt der Stadt und allmonatlichen Taschengeld-Zuwendungen durch die Eltern und Großeltern nicht gerade zu großen Sprüngen fähig. Das großzügige Angebot Napfs ließ den Samstag deshalb in einem umso erfreulicheren Licht erscheinen.
    »Kein Lottogewinn«, hatte er erwidert, »nur die freundliche Zuwendung eines Bewunderers meiner Computerkünste. Ein blanker Hunderter extra.«
    Annika Jung wusste um die besondere Begabung und außergewöhnliche Kreativität ihres Freundes, was virtuelle Bearbeitung von Texten und Grafiken anbetraf. Dass sich einer seiner Auftraggeber da besonders dankbar und erkenntlich gezeigt hatte, wunderte sie deshalb nicht.
    Sie hatten die Nacht auf den Samstag gemeinsam bei ihm verbracht, waren in den Zug nach Stuttgart und weiter nach Reutlingen gestiegen, dort dann in den unweit des Bahnhofs startenden Linienbus Richtung Engstingen gewechselt. »Wir benötigen nur eine einzige Fahrkarte«, hatte er ihr erklärt, »mit dem Baden-Württemberg-Ticket sind alle Bus- und Bahnfahrten frei. Und das hat er mir extra noch geschenkt.«
    »Wir fahren direkt bis zum Schloss?«
    »Ich finde es schöner, unten

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