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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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zurückgehend: Der schwäbische Tüftler mitsamt seinen fleißigen Angehörigen wurde zur Keimzelle bescheidenen Wohlstands. Nicht Arbeite, um zu leben, sondern Lebe, um zu schaffe blieb fast ein ganzes Jahrhundert lang das Motto dieser Pioniere, die in der gesamten Region Broterwerb schufen. Hochwertige Textilien aller Art, von Betttüchern über Unterwäsche bis zu feinster Anzugsware fanden ihren Weg von der Alb in die ganze Welt.
    Erst die in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts beginnenden Prozesse der frühen Globalisierung sorgten für eine Verlagerung des Großteils der Arbeitsplätze der Textilbranche von Europa in die Billigstlohndiktaturen des asiatischen Kontinents. Nur wenigen der vielen Familienbetriebe gelang es zu überleben. Firmen, die sich auf die Produktion spezieller, hochwertiger Qualitätsprodukte konzentrierten, erschlossen sich neue Abnehmermärkte. Unterstützt vom politisch initiierten »Albprogramm« versuchte man, den Strukturwandel durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze etwa im Tourismus und durch die Förderung der Vermarktung regionaler Produkte zu bewältigen. Kleine Betriebe der Textilbranche, der Freizeitgestaltung, aber auch der Nahrungsmittelproduktion waren seit einigen Jahren Nutznießer dieser Kampagne, wie Braig wusste. In vielen Dörfern auf der Alb und in ihrem Umland existierten neu erblühte Manufakturen, die hausgemachte Teigwaren, Seifen, Schaffelle, selbstgebrannte Alkoholika oder Bioprodukte verschiedenster Art feilboten. Meist waren es nur kleine Familienbetriebe, vielerorts nur Vater und Sohn, die die kleine Fabrikation am Leben erhielten, je nach Absatzlage tatkräftig von ihren Partnerinnen oder den Kindern unterstützt. Konnten oft schon die Familienmitglieder nur geringfügig oder überhaupt nicht für ihre Mitarbeit entlohnt werden, so war es den Kleinbetrieben nur selten möglich, viele voll bezahlte Arbeitsplätze zu bieten. Ein oder zwei Aushilfskräfte, das war vielerorts das Maximum, was diese Unternehmen zur Beschäftigung arbeitswilliger Interessenten beizutragen vermochten.
    Wahrscheinlich, überlegte Braig, handelte es sich bei der von Rössle erwähnten Firma Fitterling, die sich auf die Herstellung von Maultaschen spezialisiert hatte, um einen solchen Minibetrieb. Doch je kleiner, desto besser für die Ermittlungen, schien doch die Suche nach dem Käufer der Teigwaren bei einem größeren Unternehmen mit entsprechend gewaltigem Absatz vollkommen aussichtslos.
    Er zögerte am Mittwochmorgen nach der Durchsicht aller am späten Abend noch eingegangenen Informationen deshalb nicht lange, suchte nach der Nummer der Firma, gab sie ein. Vielleicht gelang es, wenigstens auf diese Weise zu neuen Erkenntnissen zu kommen, hatte ihm Neundorf doch kurz nach Betreten seines Büros vor wenigen Minuten aus dem Esslinger Klinikum mitgeteilt, dass ein Gespräch mit Roland Allmenger angesichts dessen weiterhin schlechten Befindens immer noch nicht möglich war.
    »Ich weiß im Moment wirklich nicht, wo wir weitermachen sollen«, hatte sie unüberhörbar deprimiert erklärt, »die Namen der Frauen, mit denen er angeblich eine Beziehung hatte, ich kann einfach keinen finden. Und seine Mutter ist leider nicht mehr ansprechbar, habe ich in dem Heim in Reutlingen erfahren, sie hatte einen Schlaganfall.«
    »Die Suche nach dem Typ auf dem Phantombild hat noch nichts erbracht?«
    »Bis jetzt nicht. Allerdings wurde es bisher auch nur im Fernsehen gezeigt; in den Zeitungen ist es ja erst seit heute Morgen.«
    »Vielleicht haben wir doch noch Glück, und irgendjemand erkennt den Mann«, hatte Braig erklärt. »Sofern er wirklich mit Allmengers Folter zu tun hat. Ich versuche es jetzt auf jeden Fall über die Maultaschen.«
    »Wenn du meinst.« Der skeptische Ton ihrer Stimme war ihm nicht verborgen geblieben.
    »Ja, hier isch die Firma Fitterling. Was kann i für Sie tun?«
    Braig hatte es fünf oder sechs Mal läuten lassen, dann war die Frau in der Leitung. Sie sprach ein Gemisch aus Hochdeutsch und Schwäbisch.
    »Mein Name ist Braig. Ich arbeite beim Landeskriminalamt«, stellte er sich vor.
    »Landeskriminalamt?«, erkundigte sich die Frau.
    Er ließ ihr einen Moment Zeit, den ungewohnten Gesprächspartner zu verdauen, kam dann zu seinem Anliegen. »Genau. Ich würde gerne mit der Person sprechen, die in Ihrer Firma für den Verkauf der Maultaschen zuständig ist.«
    »Wie bitte? Was wellet Sie?«
    Braig fürchtete, seinen Wunsch in zu schneller

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