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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Dienstag kurz nach zweiundzwanzig Uhr wurde einer Ihrer Lastwagen in der Nähe von Gomaringen gesehen. Laut Fahrtenschreiber und Protokoll standen zu der Zeit aber beide Fahrzeuge im Hof der Firma. Können Sie mir bitte erklären, was Sie so spät noch zu erledigen hatten und weshalb Sie auch noch den Fahrtenschreiber fälschten?«
    »Wie bitte?« Brinkle sprang von dem Stuhl, lief einen Schritt nach vorne, starrte Braig ins Gesicht. »Was unterstellen Sie mir da? Ich – am späten Dienstagabend unterwegs?«
    Aus dem Flur waren Schritte und laute Stimmen zu hören. »Und nu, Dobias, is die Bollizei mit dir zufrieden?«
    Brinkle wandte sich von Braig ab, schüttelte seinen Kopf. »Ich war am Dienstagabend nicht mehr weg, und ich habe mit der ganzen Sache auch nichts zu tun, da können Sie behaupten, was Sie wollen. Oder glauben Sie wirklich, ich mache mir meinen eigenen Arbeitsplatz kaputt?«

20. Kapitel
    Joachim Gruber zu erreichen, war nicht möglich. Wann immer Braig es versuchte, er hatte nur die Mailbox des Mannes am Ohr.
    »Der ist weggefahren, glaube ich«, hatte Brinkle ihm auf seine Nachfrage erklärt. »Er hat gestern Abend jedenfalls so etwas erwähnt.«
    »Mit seiner Familie?«
    »Der hat keine Familie«, hatte Brinkle geantwortet. »Gruber lebt allein. Hat mal eine Affäre, dann ist er wieder solo, je nachdem.«
    »Und Sie wissen auch nicht, wohin er wollte?«
    »Nein. Das ging ziemlich schnell und kam auch total überraschend. Normalerweise erzählt er das schon Tage vorher, wenn er mal wegfährt, aber jetzt? Erst gestern am späten Abend, als wir uns zufällig trafen, fing er damit an. Keine Ahnung, was plötzlich in ihn gefahren ist.«
    »Wer kann genauer wissen, wo er sich aufhält? Hat er Verwandte oder gute Bekannte in der Nähe?«
    »Fragen Sie nicht mich«, hatte Brinkle erklärt, »Gruber ist ein launischer Eigenbrötler. An den kommt keiner so richtig ran.«
    Mit Rüdiger Klopfer ins Gespräch zu kommen, war da schon wesentlich unkomplizierter.
    »Herr Fitterling hat uns zwar extra gebeten, der Polizei gegenüber kein Wort über die Erpressung zu verlieren. Aber wenn Sie ohnehin schon Bescheid wissen …«, hatte er ihm am Telefon erklärt.
    »Wann kann ich mit Ihnen sprechen?«
    »Ich habe meiner Frau fest versprochen, heute nach Reutlingen zu fahren. Gemeinsamer Einkaufsbummel, verstehen Sie? Aber wenn Sie sich damit zufrieden geben könnten, dass wir uns dort irgendwo treffen, vielleicht in der Fußgängerzone in einem Café?«
    Braig hatte nicht lange gezögert, das Café in der Buchhandlung Ossiander vorgeschlagen, sich dort gegen 14.30 Uhr mit dem Mann verabredet. Die Reutlinger Fußgängerzone lag nur einen Katzensprung vom Bahnhof entfernt, so fand er wenigstens Zeit, auf der Hinfahrt im Zug zwei belegte Brötchen zu genießen.
    Rüdiger Klopfer war nicht zu verfehlen. Obschon sämtliche Tische und fast alle Stühle des kleinen Cafés zu dieser Zeit besetzt waren, stach Braig das bunte Plakat schon von Weitem ins Auge. Fitterlings Hausgmachte Maultaschen prangte in dicken Balken über dem erwartungsvollen Gesicht eines Mannes, der gerade dabei war, sich eine der kleinen, typisch Fitterling’sehen Maultaschen in den weit geöffneten Mund zu schieben. Oder sollte es eine andere Person sein, die ihm das wohlschmeckende Wunderwerk servierte?
    Braig fand keine Zeit, darüber nachzudenken, sah sich dem Mann gegenüber, der als einzige Person an dem Tisch mit dem Plakat saß. »Herr Klopfer?«, fragte er.
    Der mit einem sommerhellen Anzug bekleidete, etwa fünfzigjährige Mann erhob sich von seinem Stuhl, deutete eine kurze Verbeugung an. »Der bin ich, ja.«
    »Mein Name ist Braig. Wir haben miteinander telefoniert.« Er reichte Klopfer die Hand, nahm dann auf dem einzig noch freien Stuhl ihm schräg gegenüber Platz, zeigte auf das Plakat. »Fitterlings Maultaschen. Das ist nicht zu übersehen. Vielen Dank.«
    »Eine Idee meiner Frau«, erklärte der Mann. »Der Beamte kennt dich doch nicht, meinte sie. Hier, nimm das mit, damit ihr euch leichter findet.« Er trug ein weißes Hemd, hatte eine bunte, von kleinen Fischen bevölkerte Krawatte umgebunden. Vor ihm auf dem Tisch lag eine Brille; die schmale, rötlich angelaufene Querlinie auf seiner Nase zeugte davon, dass er sie oft trug. Er hatte schütteres, graues Haar mit ausgeprägten Geheimratsecken. »Dann hat es ja wirklich geholfen.« Er nahm seine Brille auf, griff nach dem Plakat, faltete es zusammen, legte es neben seine halb

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