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Bran

Bran

Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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das gesprochen.«
    »Worüber Männer im Dampfbad sprechen.«
    Er nickte und sah ihr zu, die angelegentlich mit seinen Fingern beschäftigt war. Sie fuhr ruhig in ihrer Beschäftigung fort. Als sie fertig war, richtete sie sich auf und sah ihn ernst an.
    »Ich möchte, dass ihr eines wisst: Kundali ist die rechtmäßige Tochter Mordal Khans des Großen – möge Gott ihn ewig schirmen –, Prinzessin und Infantin Zhids.«
    Ihr Blick war schwarz. Straner beneidete den Mann, der diese Blüte der Unschuld eines Tages würde pflücken dürfen.
    »Die Männer sagen, sie sei ein Unfall der Natur. Der Despot habe sie an Kindes statt angenommen.«
    Die Serafidin sah ihn unverwandt an.
    »Aber warum hätte er das tun sollen?«
    »Ja«, sagte sie. »Warum hätte er das tun sollen?«
    Straner erhob sich. »Ich danke dir für deine Aufmerksamkeit.«
    Sie deutete eine Verbeugung an. Er wollte ihr ein Trinkgeld zustecken, aber sie lehnte ab.
    »Ihr habt den vollen Eintrittspreis entrichtet. Darin ist alles Weitere enthalten.«
    Als er auf die Straße hinaustrat, deren Gluthitze durch das kühle serafidische Gewand auf Distanz gehalten wurde wie ein zudringlicher Mob durch die persönliche Autorität eines Herrn, zuckte er die Achseln. Es war klar, dass es mehr Geschichten an einem solchen Ort als Keime gab. Zu jeder möglichen Antwort auf jede mögliche Frage hatte man immer auch die gegenteilige parat. Und im Übrigen war es nicht sein Auftrag, der Tochter des Großkhans nachzuspionieren!
      
    Er trieb sich den ganzen Tag in der inneren Stadt herum. Auf belebten Plätzen, in den stickigen Knotenpunkten der Untergrundbahn, vor den Garküchen und in öffentlichen Bedürfnisanstalten. Hin und wieder schnappte er den Namen der Infantin auf. Manchmal wurde er Kundáli ausgesprochen. So hatten es auch die Männer im Badehaus getan. Zwei Blocks weiter klang es mehr wie Kúnda Lí. Vermutlich gab es ebenso viele Möglichkeiten, die drei zarten Silben zu betonen, wie Zhid Stadtteile hatte. Auch, was über sie zu hören war, ergab kein klares Bild. Mal hieß es, sie sei die Thronerbin, dann war sie ein weiblicher Bastard, den der Khan aus einer Laune heraus an Kindes statt angenommen hatte. Einige alte Weiber, die im Trabeenerviertel um einen Brunnen zusammensaßen, glaubten zu wissen, dass sie in Wirklichkeit die Geliebte des Herrschers sei, die er als seine Tochter ausgab, um das Verhältnis nicht geheim halten zu müssen.
      
    In der Stunde nach Sonnenuntergang fand er sich bei dem Kirgoler ein, der ihn mürrisch, aber mit dem Ausdruck eines alten Bekannten begrüßte. Straner bestellte eine Nudelsuppe und einen einheimischen Schnaps. Dann zog er sich in den aus schmutzigen Planen bestehenden Bereich zurück.
    »Du hast eine Schwäche für die Serafidin.«
    Kiú ließ die Hand über sein neues Gewand gleiten.
    »Ihre Mädchen gelten als die hübschesten von ganz Zhid.« Sie grinste.
    Straner erwiderte nichts. Kiú war in Begleitung einer Kollegin, die sie ihm als So Chí vorstellte. Sie glich ihr wie eine Kirschblüte der anderen. Dasselbe Tattoo in Form einer Arabeske. Auch das abgerissene Kleid war das gleiche. Ihm fiel auf, dass Kiú nicht mehr das staubgraue vom vorangegangenen Abend trug, sondern ein ähnliches in geheimnisvoll schimmerndem Schwarz. Die Schlitze und Fransen waren identisch, sodass es sich wohl doch um ein absichtsvoll hergestelltes Kostüm handelte.
    »Sie wird die Nacht bei uns verbringen«, sagte Kiú fröhlich.
    »Aha.« Straner fiel dazu nichts ein.
    »Über den Preis müssen wir natürlich noch verhandeln.«
    »Bekomme ich einen Nachlass?«, fragte er.
    »Du zahlst das Doppelte«, sagte Kiú schnell. »Zwei Mädchen zu deiner Verfügung.«
    »Aber nur der halbe Platz.« Straner stöhnte.
    »Wozu bist du hier?« So Chís Stimme klang hart und unduldsam.
    »Um zu schlafen.«
    Ihr Lachen war wie ein Vogelschwarm, den ein Flintenschuss aufgestöbert hatte.
    Er spendierte ihnen eine Suppe, die sie gierig und geräuschvoll schlürften. Auf dem Weg zu ihrem Wohnsilo erstand er bei einem Straßenhändler eine selbstaufblasende Matratze und Hygieneartikel. Im Block waren die Elevatoren ausgefallen. Straner stellte sich innerlich auf einen einstündigen Aufstieg zum 189. Stock ein, aber Kiú geleitete sie zu einem Nachbarturm, in dem die Gondeln fuhren und von dem eine Schwebebrücke in Höhe der 200. Etage zu ihrem Block hinüberführte.
    In der Box richteten sie sich ein. Die Mädchen krochen in Kiús Bett

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