Bran
eingetreten.«
Straner nickte.
Sie begaben sich jetzt beide auf dünnes Eis und waren froh, sich aneinander festhalten zu können. »Senator Francis Brighton steht bis heute auf Zhid in höchstem Ansehen. Wir haben ihn immer als Freund betrachtet und bewahren ihm ein würdiges Andenken.«
Er schien zu erschrecken, als seine vorausgaloppierenden Gedanken über etwas stolperten. Wie eine Herde Mustangs, die in verschiedene Richtungen davonstoben, um alle Eventualitäten dieses Namensnennung zu erkunden, waren seine Überlegungen davongeprescht. Einer dieser Mustangs war nun auf ein Hindernis gestoßen, als sei er mitten in der Wüste auf eine wilde Klapperschlange geprallt.
»Es geht ihm doch gut?!«
»Selbstverständlich.« Straner beeilte sich, die aufblitzenden Bedenken seines Gastgebers zu zerstreuen. »Der Senator befindet sich wohl, und er lässt euch persönlich herzlich grüßen.«
»Ah gut.«
Eine Pause trat ein, in der beide nicht wussten, wohin sie sich weitertasten sollten.
»Brighton war immer für den Frieden«, wiederholte der Minister. »Im Gegensatz zu Richards beispielsweise.«
Er konfrontierte Straner mit einer Miene, die ein einziges großes Fragezeichen war. Der Minister schien herausgefunden zu haben, dass Straner bluffte. Aber das Spiel schien ihm Spaß zu machen. Wie weit konnte man den anderen treiben, der sich allzu unbedenklich in diese Situation hineinbegeben hatte?
»Ihr tut dem Senator unrecht«, sagte Straner zögernd.
»Papperlapapp!« Der Minister war nicht gewohnt, dass man ihm widersprach. Seine onkelhafte Attitüde war verschwunden, als habe sie nie existiert.
»Kennt Ihr ihn denn?« Vor Straners geistigem Auge war ein rotes Blinklicht angesprungen, nicht unähnlich dem Alarm im Cockpit der HOOKED KITE . Er musste aufpassen. Er durfte nie vergessen, dass der Mann, dem er hier gegenüberstand und mit dem er scheinbar unverfänglich plauderte, ein Folterknecht war, nein, Herr über tausend Folterknechte. Gleichzeitig durfte er darauf keine Rücksicht nehmen. Er hatte sich weiter vorgewagt, als er selbst je für möglich gehalten hatte. Jetzt musste er die Partie zu Ende spielen.
»Senator Tobey Richards?«
»Ja!«
»Hier kennt ihn jedes Kind!«
»Aber das ist ja wunderbar«, rief Straner. »Seinetwegen …«
»In der Rangordnung der Übel kommt er vor Pest und Cholera.«
»… bin ich hier«, brachte Straner seinen Satz zu Ende.
»So?« Der Minister wirkte amüsiert.
»In gewisser Weise.« Straner sah sich genötigt, ein wenig zurückzurudern.
»Aha!« Die Stille begann zu knistern. Aber dann war es nur der Zerstäuber, der die Luft mit prickelnden Essenzen auflud. Die Fenster hoben selbsttätig die Polarisation auf, als die Lichtflut unter eine programmierte Schwelle sank. Die Sonne, die nun hereinstand, war in einen geschmeidigeren Farbton gekleidet. Sie legte Abendtoilette an und gab sich nicht mehr so unversöhnlich wie während des Tages.
»Senator Richards.« Der Minister stellte sein Glas ab. »Er hat die Eiszeit zwischen unseren Welten immer wieder verlängert.« Er schob nachdenklich das Kinn nach vorne. »Wir vermuteten, dass das innenpolitische Gründe hatte. Wahltaktische …« Straner musste sich ein maliziöses Lächeln gefallen lassen. »Bei euch wird ja immerzu gewählt.«
Straner wartete ab. Er sah nicht ein, sich für eine der wenigen rangkorianischen Errungenschaften zu entschuldigen, auf die man wirklich stolz sein konnte.
»Hierzulande gilt so etwas als unhöflich.« Schrittweise und beinahe unmerklich wurde der Ton des Ministers anmaßender. »Das Wort eines Mannes muss gelten, gleichviel was für Probleme er zu Hause hat.« So, wie er das Wort »zu Hause« aussprach, dachte man unwillkürlich an eine zänkische Ehefrau, und nicht an die berechtigten Interessen eines ganzen Volkes, dessen Herrscher sich legitimieren mussten.
Der Minister wischte auch das beiseite. Er gab sich wieder freundlich und zuvorkommend. Aber seine Jovialität war um einen Tick angestrengter geworden.
»Was geht uns Senator Richards an?«
Ein tiefrotes Pulsen seines Tattoos zeigte eine dringende Meldung an. Die Zeit war abgelaufen. Weit davon entfernt, sich davon etwas anmerken zu lassen, wandte der Minister sich an seine Assistentin.
»Haben wir nicht diese Woche noch ein Essen mit dem Khan?«
Straner konnte nichts dagegen tun, dass das Blut ihm in den Ohren zu rauschen begann.
»Ich denke, die Sache ist interessant genug, um sie dem Fürsten persönlich
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