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Bran

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Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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schien zu überlegen, wann in seiner Jahrzehnte währenden Regentschaft ihm schon eine solche Unverfrorenheit begegnet war.
    »Ich habe in den Gesprächen mit dem Senator den Eindruck gewonnen, dass ich unverzüglich handeln müsse.« Straner wandte die gesamte Selbstbeherrschung auf, deren er fähig war. »Und zwar nicht in dem Sinne, der dem Senator vorschwebt.«
    Mordal stieß die Luft aus und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Dieser junge Mann redet in Rätseln.« Er wandte sich seinem Polizeichef zu. »Hättet Ihr ihn nicht ein wenig – vorbereiten können?«
    Der Minister wand sich. Er bereute längst, die Causa an die oberste Stelle weitergegeben zu haben. Warum hatte er sich nicht in einem seiner Gefängniskeller unter vier Augen ein wenig eingehender mit diesem Fremden unterhalten?
    »Rangkor rüstet zum Krieg.« Straner brachte den Satz in aller Ruhe vor, Wort für Wort, wie ein Spieler, der sein Blatt nun Karte für Karte auf den Tisch zählt.
    »Wollt Ihr mir drohen?« Der Khan war aufgesprungen. Mit geballten Fäusten ruderte er durch die Luft und sah dabei Hilfe suchend von einem seiner Adjutanten zum nächsten. Er prallte an ihren nichtssagenden Mienen ab. »Davon ist mir nichts bekannt«, schloss er. »Im Übrigen fürchten wir eine Auseinandersetzung mit Rangkor nicht.« Schnaubend nahm er wieder Platz.
    »So weit muss es nicht kommen«, sagte Straner. Ihm war aufgefallen, dass Prinzessin Kundali ein wenig von ihrer zur Schau getragenen Reserve abgerückt war.
    »Wenn was geschieht?«
    Die Blicke des Khan irrlichterten noch immer zwischen seinen Beratern hin und her.
    Der Minister des Inneren wagte sich vor. »Vielleicht wäre es gar kein dummer Gedanke, diese Anschuldigungen zu entkräften, ehe sie von offizieller Seite erhoben werden können.«
    Mordal brachte ihn zum Schweigen. »Der Großkhan ist kein dressierter Hund, der über jedes Stöckchen springt, bloß weil man es ihm hinhält.«
    Er schüttelte den Kopf, als sei er benommen von unguten Träumen. Dann fasste er Straner über den langen Tisch hinweg ins Auge.
    »Man sagt, dass Ihr ein Faible für meine Tochter habt.«
    Kundali lachte affektiert auf.
    »Wir hatten eine unvorhersehbare Begegnung«, sagte Straner. »Vielleicht hat sie mir in der Tat den Kopf verdreht.«
    »Es heißt, Ihr habt im Volk geschnüffelt und Erkundigungen eingeholt.« Für einen Moment schien der Khan sich an dem Schrecken seiner Tochter zu weiden.
    »Ich dachte, das wäre eine gute Strategie, um Eure Aufmerksamkeit zu erringen.« Straner spielte die Karte mit der Aufschrift »entwaffnende Offenheit«. Ob sie stechen würde, dessen war er sich in diesem Augenblick allerdings nicht sicher.
    Auf der Miene des Fürsten tobten widerstreitende Empfindungen wie Sturmgewölk über der offenen Wüste. Dann glätteten sich seine Züge zu einem gönnerischen Lächeln.
    »Dreist! Sehr dreist!«
    Kundali hob den Blick. Sie kannte ihren Vater gut genug, um zu wissen, dass dieser Schwenk zum Jovialen nichts Gutes verhieß.
    »Um zu demonstrieren, dass ich Humor habe, werde ich mich auf Euer Spiel einlassen, Fremder.«
    Straner erwartete in Gelassenheit sein Urteil.
    »Wir haben nichts zu verbergen«, verkündete der Khan. »Und die Wahrheit fürchten wir schon gar nicht. Ich werde eine Kommission einsetzen, die diesen haltlosen und ungeheuerlichen Vorwürfen nachgeht.«
    Aller Augen hingen jetzt an den Lippen des Fürsten. Er hätte Reichtümer verschenken oder Todesurteile verkünden können. Niemand hätte zu widersprechen gewagt. Selbst Straner spürte in diesem Moment die unbezwingliche Autorität des Herrschers, der ein Menschenleben lang befohlen hatte. »Die Kommission wird paritätisch besetzt. Ihren Vorsitz teilen sich unser Gast und meine Tochter Kundali.«
    Die Bekanntmachung malte ein breites Grinsen auf die Mienen des Ministers und der anderen Anwesenden. Vielleicht war das Ganze ja auch nur ein Schachzug, um die Infantin zu maßregeln und für ihr unbedachtes Manöver zu bestrafen. Straner fragte sich, ob er nur der erste Beste war, der des Weges gekommen war und der gerade recht war, um die aufsässige Thronerbin in ihre Schranken zu verweisen. Sie selbst schien es so zu sehen. Mit hasserfüllten Blicken zerteilte sie ihn. Dann warf sie sich herum und rauschte an der Seite ihres Vaters hinaus, auf den sie erregt einredete. Mit ihr würde er es nicht so leicht haben wie mit der armen Cejla, die erschöpft in seinem Rücken stand und immer noch kaum zu

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