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Bran

Bran

Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Vormittag ausfüllen können. Aber er war nicht hier, um sich den Bauch vollzuschlagen.
    »Ihr seid von Kirgol«, nahm der Khan das Wort, nachdem sie Platz genommen hatten.
    Die Infantin saß jetzt zur Rechten ihres Vaters. Sie hielt die Oberlippe stets ein wenig geschürzt, um ihrer Langeweile Ausdruck zu verleihen. Unter dem Geglitzer ihrer Fingernägel begannen ihre Hände, sich mit den Häppchen zu beschäftigen, die vor ihr aufgehäuft waren. Sie pulte ungeniert an einem marinierten Skorpion herum, der mit den Gewürzen der Wüste garniert war, dann tauchte sie die Spitze ihres Zeigefingers in einen Berg azralischen Kaviars und schleckte sie genüsslich ab. Das Gespräch interessierte sie nicht im Geringsten. Jede ihrer Bewegungen war einzig und allein zu dem Zweck erschaffen, ihre Gleichgültigkeit zu demonstrieren.
    »Ja, Großer Khan.«
    Cejla hatte ihn instruiert und ihm eingeschärft, wie der Fürst anzusprechen sei. Mordal hatte schon Untertanen wegen geringster Verstöße gegen das Protokoll aufs Blutgerüst geschickt. Straner hatte darauf hingewiesen, dass er kein zhidaischer Untertan war, aber die Serafidin hatte das mit einer brüsken Geste weggewischt, als tue es nichts zur Sache. Jetzt stand sie übrigens einen Schritt hinter ihm. Die Aufforderung, Platz zu nehmen, hatte sie nicht auf sich und ihresgleichen bezogen. Straner dankte seinem Schöpfer, dass er von einer freien Welt stammte und so dem despotischen Pomp mit Unbefangenheit begegnen konnte.
    »Tuchhändler.« Und er nannte eine Reihe von Geschäftskontakten. Der Khan nickte interessiert. Tatsächlich bestanden zwischen Kirgol und Zhid seit jeher nicht nur gute Handelsverbindungen, es wurde auch über dynastische Bande gemutmaßt. Straner hatte seine Deckidentität mit Bedacht so gewählt, dass sie Interpretationsspielraum in dieser Richtung ließ.
    »Ich kenne die Händler von Kirgol«, sinnierte Mordal. »Das sind gute Leute. Und sie finden bei uns die besten Waren zu unschlagbaren Preisen.« Er ließ die Blicke über Straners Gewand schweifen, das sich kaum von den Dutzenden von Kleidungsstücken unterschied, die dieser in den letzten Tagen mit seinem Schweiß ruiniert hatte. Der heutige Anzug war lediglich um eine Kleinigkeit vornehmer, mit einem abgesetzten Kragen und handgestickten Applikationen an den Ärmeln.
    »Unsere Welten haben immer in Frieden und zum gegenteiligen Wohlergehen miteinander gelebt.« Straner glaubte, Senator Brighton zu hören. Wo hatte er nur dieses Politikergequatsche her?
    »Und doch ist das nur ein Teil der Wahrheit.«
    »Richtig.« Straner wunderte sich nicht, dass der Fürst nun zur Sache zu kommen schien. Eher hatte es ihn verblüfft, dass der Khan überhaupt auf seine vorgebliche Eigenschaft als Händler eingegangen war. Das hatte etwas von einem Maskenball: Und Ihr seid also der Fürst der Unterwelt?!
    »Man sagte mir, dass Ihr eigentlich von Rangkor kommt.«
    Straner deutete einen Diener an. Es gehörte sich in dieser Umgebung, die Nennung der eigenen Heimat mit einem Anflug von Stolz zu quittieren. Wer seine Herkunft nicht ernst nahm, konnte nicht von seinem Gegenüber erwarten, das zu tun.
    »Der Herr ist offizieller Gesandter des Senats«, platzte der Minister jetzt heraus.
    »Er wird uns seine Geschichte schon selbst erläutern.« Der Khan hatte die Eilfertigkeit seines obersten Polizeichefs wie die Ungehörigkeit eines kleinen Kindes übergangen.
    »Selbstverständlich«, beeilte Straner sich zu sagen. Die Infantin sah von ihrer Pulerei auf und senkte einen unsagbar gelangweilten Blick in ihn. Gleichzeitig spürte er, wie Cejla in seinem Rücken die Luft einsog. Zwischen diese beiden Pole war er nun eingespannt.
    »Ich bin persönlicher Vertrauter von Senator Brighton.«
    Der Khan hatte sich zurückgelehnt, ein Bein angezogen und fläzte sich in seinem Sessel wie ein Halbstarker. In diesem Augenblick war die Ähnlichkeit zwischen ihm und der Prinzessin überwältigend. Im nächsten Moment konnte sie schon wieder verflogen sein wie ein Déjà-vu, das einen verblüfft, weil es unglaublich ist, und das man im selben Sekundenbruchteil vergessen hat.
    »Der Senator hat sich immer für die Aussöhnung unserer Völker starkgemacht«, gähnte der Fürst. »Ich habe ihn darin auch immer bekräftigt.« Er schnellte nach vorne und ließ beide Fäuste schwer auf die Tischplatte prallen. »Zhid war unter meiner Führung immer für den Frieden!«
    Straner machte sich im Hinterkopf einen Vermerk. Der Wille des

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