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Bran

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Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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des Friedens und des Fortschritts zurück. Seit seinem Amtsantritt hatte die Bevölkerung sich verzehnfacht, und Zhid lebte mit den meisten seiner Nachbarn in einem Status gegenseitigen Respekts.
    Darbor Khan. Er hatte keinen Darbor gekannt!
    Mit Rangkor war man verfeindet.
    Straner horchte auf. Mit Unterstützung seiner interaktiven Tattoos, diese schalteten selbsttätige Suchalgorithmen, durchforstete er die Netze, die noch von den offiziellen Berichten über das Thronjubiläum widerhallten.
    Rangkor tauchte als technisch überlegene, aber dekadente Macht auf, die man belauerte und der man alles zutraute. Aber man war nicht im Krieg.
    Dieses Zhid war nicht im Krieg mit Rangkor.
    Brighton hatte geblufft. Oder er hatte den Kriegszustand nur aus innenpolitischen Gründen ausrufen lassen, um den Notstand erklären und sich zum Diktator ernennen zu können.
    Oder es war alles völlig anders. Dreißig Jahre waren eine lange Zeit. Er konnte noch nicht sagen, welche Konsequenzen seine Intervention auf das fragile Gebiet der interstellaren Beziehungen gehabt hatten.
    Im Übrigen interessierte ihn das nicht im Geringsten.
    Er entledigte sich der Überreste des fremden Anzugs und wusch sich den kalten Schweiß vom Körper. Dann kleidete er sich neu an. Die Bots richteten ihm einen Imbiss. Draußen wütete die Sonne wie ein Amokläufer, der alles niederstreckte, was sich ihm in den Weg stellte.
    Straner schluckte einen Tranquilizer. Er würde keine Ruhe finden, bis er das Eigentliche nicht geklärt hatte. So lange war er wie ein waidwundes Tier, das mit irren Blicken seine Verletzungen leckte, die weder heilen noch es umbringen würden.
    Er streunte durch den Palast. Auf einem der Gänge kam ihm Kundali entgegen. Sie nickte ihm flüchtig zu und ging an ihm vorüber. Ein zerstreuter Gruß. Aber sie kannte ihn. Und was das Wichtigste war: Sie lebte!
    Benommen blieb er stehen. Sie war schon wieder verschwunden. Eine der Wachen kümmerte sich um ihn, als er an eine der Statuen gelehnt verharrte und keine Anstalten machte, seinen Weg wieder aufzunehmen.
    »Ist Euch nicht gut?«
    »Es ist alles bestens.« Straner grinste den Mann breit und erschöpft an.
    »Wer war sie?«
    »Die Infantin?« Der Soldat war irritiert. »Kundali, Tochter des Regenten Darbor, rechtmäßige Prinzessin und Thronerbin von Zhid.«
    »Aber das weiß ich doch.« Straner boxte den Mann vor die Brust.
    Der schien zu überlegen, ob er einen Arzt rufen sollte. Dann fasste er Straner ins Auge, und seine Pupillen verengten sich in einem plötzlichen Anfall von Wagemut.
    »Manche sagen, sie sei die Tochter einer Hure und eines Dahergelaufenen.«
    Auch das hatte er schon gehört.
    Straner ließ den Mann stehen, der in seinem Rücken hörbar durchatmete.
    Also hatte sich nichts geändert?
      
    Kaum war er wieder in seinem Zimmer, als er angepingt wurde, und ehe er noch reagieren konnte, sprang die Tür auf, deren holografische Codes außer ihm nur drei oder vier Personen kannten. Kundali trat ein. Ihre Schönheit, ihre Jugend, der Duft ihres Seins! Straner spürte seine Knie in dieser Explosion des Lebens weich werden.
    »Warst du das gerade im Diplomatentrakt?«
    So hieß der Korridor, in dem sie sich getroffen hatten.
    »Ich habe mir ein wenig die Beine vertreten. Draußen schien es mir zu heiß.«
    »Das ist es allerdings. Heute ist es wieder mörderisch. Der Monsun kommt dieses Jahr sehr spät.«
    Er sah sie an, musste sich immer wieder ermahnen, die Gier in seinen Augen zu unterdrücken.
    »Entschuldige, ich habe dich kaum wahrgenommen. Ich war in Gedanken.«
    »Du brauchst dich nicht entschuldigen.«
    Was war hier los?
    »Du bist lange weg gewesen.«
    Er verzichtete darauf, sich zu überlegen, wie viel Zeit hier vergangen war, während er von Rangkor aus in der Vergangenheit ermittelt hatte.
    »Ich sehe schon, du darfst nichts sagen.« Sie legte den Kopf schief wie ein intelligenter Vogel. »Hat es dir die Sprache verschlagen?«
    »Ich war auf Rangkor«, brachte er heraus, nur um irgendetwas zu sagen.
    »Rangkor rasselt mit dem Säbel«, sagte sie leichthin. »Unsere Beobachter gehen davon aus, dass es innenpolitisch motiviert ist. Sind schon wieder Wahlen?«
    Er zuckte die Schultern.
    »Bei euch sind ja ständig irgendwelche Wahlen.« Sie kicherte, als habe sie einen anzüglichen Witz gemacht. »Deswegen bin ich auch nicht gekommen.«
    Straner blickte sie offen an.
    »Ich wollte auf dein Angebot zurückkommen.«
    Welches Angebot?! Er kramte fieberhaft in

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