Brandfährte (German Edition)
entscheiden.
«Gerne. Eine Tasse Kaffee wäre wunderbar.»
Gerda Blanke kehrte mit einem Tablett, auf dem zwei Tassen eines feinen Kaffeeservices und eine Schale mit Keksen standen, zurück. «Sie müssen mein Misstrauen entschuldigen, Frau …»
«Petersen.»
«Mein jüngster Sohn ist Zolloberrat in Hamburg. Und er schärft mir bei jedem seiner Besuche ein, dass ich niemanden in meine Wohnung lassen soll. Wissen Sie, es gibt ja so viele Betrüger, die es auf das Ersparte von uns alten Leuten abgesehen haben. Ich lese immer all die Warnhinweise in der Zeitung.»
Petersen nickte verständnisvoll.
«Frau Blanke, ich hätte ein paar Fragen zu Ihrer verstorbenen Mitbewohnerin Maike Ahlers.»
«Ja, furchtbare Sache.» Die alte Frau schüttelte den Kopf. «Ich mag gar nicht mehr hier wohnen. Das ganze Treppenhaus ist ruiniert. Und in meiner Küche ist an einer Seite das Löschwasser runtergelaufen.»
Verblüfft sah Petersen die Frau an. Der Tod der jungen Frau nahm sie weniger mit als die Ruß- und Löschschäden im Haus.
«Sie war ja auch sonst so unordentlich. Neulich hat sie sogar einen Strauß Blumen einfach aus dem Fenster geworfen. Dabei waren die noch ganz frisch. So schöne Lilien.»
Gerda Blanke schüttelte in Gedanken an Maike Ahlers unwillig den Kopf.
«Frau Ahlers hat mich vor einiger Zeit mal gebeten, an einem Wochenende ihre Katze zu füttern.» Die Alte machte eine theatralische Pause. «Ich weiß nicht, was die jungen Dinger sich dabei denken. Nun wohnte sie schon so lange hier, und trotzdem stand ihr Wohnzimmer noch immer voller Kisten und Kartons.»
Eine Weile verlor sich Gerda Blanke in Unmutsäußerungen über die heutige Jugend. Petersen machte sich ein paar Notizen. «Lilien. Vom Täter?», schrieb sie auf, um später nachhaken zu können. In regelmäßigen Abständen nickte sie Gerda Blanke aufmunternd zu.
Schließlich gelang es ihr, das Gespräch wieder auf Maike Ahlers zu lenken.
Gerda Blanke konnte sich noch gut an einen jungen Mann erinnern, der ihre Nachbarin aber schon viele Monate nicht mehr besucht hatte.
«Danach hatte sie keinen Männerbesuch mehr», sagte die Rentnerin bestimmt. «Frau Ahlers war sowieso viel allein.»
«Woher wollen Sie das so genau wissen?»
«Ich bin die ganze Zeit zu Hause und höre genau, wer hier ein und aus geht. Außerdem», sie deutete auf die Fensterbank, auf der ein seidenes grünes Kissen lag, «gucke ich tagsüber gerne raus und schnacke mit meinen Nachbarn.»
Gerda Blanke ließ sich in ihren Sessel zurückfallen. Sie konnte sich auch noch genau an die Hausversammlungen erinnern, auf denen Maike Ahlers immer neue Regeln einführen wollte. Auf Petersens Bitten holte sie einen schmalen Aktenordner, in dem sie die Protokolle der halbjährlichen Versammlungen aufbewahrte. Petersen versprach, die Originale zu kopieren und sie wieder zurückzubringen.
Plötzlich sah Gerda Blanke die junge Frau misstrauisch an. «Aber warum wollen Sie das eigentlich alles wissen?»
Petersen zögerte einen Moment. In den nächsten ein, zwei Tagen würde sie es sowieso aus der Zeitung erfahren.
«Wir gehen davon aus, dass Frau Ahlers Opfer eines Verbrechens geworden ist.»
Ungläubig starrte die Alte sie an. «Eines Verbrechens?», wiederholte sie tonlos.
Gerda Blanke stand wortlos auf und fing an, aus einem Strauß Rosen ein paar braune Blüten abzuzupfen. Einen Augenblick schwiegen beide.
Plötzlich wusste Petersen, was sie vergessen hatte zu fragen. «Wann und wo haben Sie eigentlich die Lilien gefunden?»
Gerda Blanke drehte sich langsam um. Ihre Hand zitterte, als sie sich mühsam auf der Sessellehne abstützte. Hilflos blickte sie auf die Vase auf dem Wohnzimmertisch, als könne sie dort die Antwort auf die Frage finden.
«Die Blumen lagen am Brandmorgen im Innenhof. Sie wirkten eigentlich noch ganz frisch. Ich habe sie eingesammelt und bin dann rauf zu Frau Ahlers, weil ich mich beschweren wollte.»
Sie stockte. «Es roch so komisch im Flur. Als Frau Ahlers nicht auf mein Klingeln reagierte, habe ich bei Herrn Wendler gegenüber geklingelt, und der hat dann die Feuerwehr alarmiert.» Beklommen sah Gerda Blanke Petersen an. «Wissen Sie, ich dachte ja nicht, dass Frau Ahlers noch in der Wohnung war.» Sie schaute aus dem Fenster und fuhr dann fort: «Denn kurz bevor ich in den Hof gegangen bin, ist oben ihre Wohnungstür ins Schloss gefallen, und sie, ich meine jemand, ist ganz eilig die Treppe runtergelaufen.»
«Haben Sie das auch meinem Kollegen
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