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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Ich fand Holzsplitter, wahrscheinlich von Boden und Wänden, und Katzenstreu, Schmutz, Stückchen von Insekten und Pflanzen und die erwartete Asche und sonstige Abfallprodukte des Feuers. Die aufschlussreichste Entdeckung machte ich jedoch in der klaffenden Wunde an ihrem Hals. Durch ein Vergrößerungsglas erspähte ich zwei blanke, metallische Tüpfelchen. Ich nahm sie mit der Spitze des kleinen Fingers hoch und legte sie behutsam auf ein sauberes, weißes Baumwolltuch.
    Auf der Platte eines alten Metallschreibtischs stand ein Sektionsmikroskop. Ich stellte auf zwanzigfache Vergrößerung und justierte den Illuminator. Ich traute meinen Augen kaum, als ich die winzigen abgeflachten, gedrehten silbrigen Späne im hellen Lichtkreis erblickte.
    »Dies ist ungeheuer wichtig«, begann ich hastig zu sprechen.
    »Ich packe sie in Watte in eine Beweismittelkapsel, und wir müssen gründlich überprüfen, ob sich nicht noch weitere Rückstände dieser Art in anderen Wunden finden. Sie glitzern silbrig, sodass man sie schon mit bloßem Auge erkennen kann.«
    »Von der Waffe übertragen?«
    Gerde war ebenfalls aufgeregt und kam nun herüber, u m einen Blick darauf zu werfen.
    »Die Späne waren tief in die Wunde an ihrem Hals eingebettet. Also würde ich schon sagen, dass es sich um einen Fremdkörper handelt, der an der Waffe war, vergleichbar dem, was ich im Warrenton-Fall gefunden habe«, antwortete ich ihm.
    »Und weiß man schon, was das ist?«
    »Eine Magnesiumlegierung«, antwortete ich. »Und wir dürfen auf keinen Fall auch nur ein Wort darüber verlauten lassen. Wir wollen nicht, dass das an die Presse durchsickert. Ich werde nur Benton und McGovern Bescheid sagen.«
    »Ganz richtig«, sagte er nachdrücklich.
    Es gab siebenundzwanzig Wunden, und nachdem wir sie alle peinlich genau untersucht hatten, waren keine weiteren Stückchen des glänzenden Metalls aufgetaucht, und das verblüffte mich doch ein bisschen, da ich angenommen hatte, dem Opfer sei die Kehle als Letztes durchgeschnitten worden. Wenn das der Fall war, warum war die Legierung dann nicht auch in eine der früheren Wunden geraten? All die, wo das Messer bis zum Heft eingedrungen und von Muskel- und Sehnengewebe beim Herausziehen der Klinge wieder sauber gewischt worden war?
    »Nicht unmöglich, aber nicht einleuchtend«, sagte ich zu Gerde, als ich den Schnitt an der Kehle zu vermessen begann. »Sechzehn Komma sechs Zentimeter lang«, sagte ich und trug das in ein Leichenblatt ein. »Flach rings um das rechte Ohr, dann tief durch Halsmuskel und Luftröhre hindurch, dann wieder flach weiter oben an der gegenüberliegenden Seite des Halses. Passt zu einem Messer, das von einem linkshändigen Angreifer von hinten über den Hals gezogen wird.«
    Es war beinah zwei Uhr, als wir die Leiche endlich zu waschen begannen. Minutenlang war das Wasser, das durch die stählerne Tischplatte lief, leuchtend rot. Ich wusch hartnäckiges Blut mit einem großen weichen Schwamm ab, und die Wunden klafften noch tiefer und wirkten entstellender, nachdem ihre straffe braune Haut gesäubert war. Sie war eine schöne Frau gewesen, mit hohen Wangenknochen und einem Teint, so makellos und glatt wie poliertes Holz. Sie war eins dreiundsiebzig groß, schlank und athletisch gebaut. Ihre Fingernägel waren nicht lackiert, und sie hatte keinen Schmuck getragen, als man sie fand. Als wir sie öffneten, war ihre durchlöcherte Brusthöhle mit fast einem Liter Blut angefüllt, das aus den großen Blutgefäßen, die vom Herzen zur Lunge führen, geflossen war. Nachdem ihr diese Verletzungen zugefügt worden waren, musste sie binnen weniger Minuten gestorben sein, und so schätzte ich, dass diese Angriffe in einer späteren Phase des Kampfes erfolgt waren, als sie bereits schwächer und langsamer geworden war. Der Einstichwinkel der Wunden ließ vermuten, dass sie sich nur geringfügig bewegt hatte, als sie auf dem Boden lag und von oben auf sie eingestochen wurde. Dann hatte sie es geschafft, sich herumzuwälzen, vielleicht in einem letzten Aufbäumen, um sich zu schützen, und ich nahm an, dass ihr in diesem Augenblick die Kehle durchgeschnitten worden war.
    »Irgendjemand müsste eigentlich schrecklich viel Blut an sich gehabt haben«, bemerkte ich, als ich die Schnitte an den Händen zu vermessen begann.
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Er hat sich irgendwo säubern müssen. In einem solchen Zustand erscheint man doch nicht in der Lobby eines Motels.«
    »Es sei denn, er wohnt in der

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