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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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berührten fast das Toilettenbecken. Das rußige Wasser am Boden hatte es unmöglich gemacht, blutige Schleifspuren zu entdecken, falls welche vorhanden gewesen waren, aber Nahaufnahmen des Türrahmens und der Wand in seiner unmittelbaren Nähe wiesen eindeutige Messerkerben auf, die frisch wirkten.
    »Der Brandherd«, sagte McGovern, »ist genau hier.«
    Sie wies auf ein Foto vom Innern des in Brand gesteckten Badezimmers.
    »Sehen Sie diese Ecke nahe der Wanne, wo es ein offenes Fenster mit einem Vorhang gibt?«, fragte sie. »In diesem Bereich liegen, wie Sie sehen, verbrannt e Überreste von Holzmöbeln und Couchkissen.« Sie tippte auf das Foto.
    »Wir haben also eine offene Tür und ein offenes Fenster, oder eine offene Zugklappe und einen Schornstein, sozusagen. Genau wie bei einem Kamin«, fuhr sie fort. »Das Feuer beginnt hier auf dem Fliesenboden und greift auf die Vorhänge über. Doch die Flammen hatten diesmal nicht ganz die Kraft, um auch die Decke anzugreifen.«
    »Wie erklären Sie sich das?«
    »Dafür kann es eigentlich nur einen vernünftigen Grund geben«, antwortete sie. »Das verdammte Ding war nicht richtig gebaut. Ich meine, es ist ja nicht zu übersehen, dass der Mörder Möbel, Sofakissen und was weiß ich noch im Badezimmer aufgetürmt hat, um sein Feuer zu entfachen. Es ist jedoch niemals so in Gang gekommen, wie es nötig gewesen wäre. Das Entstehungsfeuer hat es nicht geschafft, das gestapelte Brennmaterial zu entzünden, weil die Flammen sich dem offenen Fenster zugeneigt haben. Er hat obendrein nicht gewartet, um das Ganze zu beobachten, sonst hätte er gemerkt, dass er gepfuscht hat. Diesmal hat sein Feuer nicht viel ausgerichtet, sondern hat nur wie eine Drachenzunge über die Leiche hinweggeleckt.«
    Benton war stumm, und immer noch stand er reglos wie eine Statue, während seine Blicke über die Fotos wanderten. Ich sah ihm an, dass es in seinem Kopf arbeitete, doch wie es seine Art war, war er sehr vorsichtig mit seinen Äußerungen. Er hatte mit McGovern noch nie zusammengearbeitet und kannte Dr. Abraham Gerde nicht.
    »Das wird 'ne lange Geschichte werden«, sagte ich zu ihm.
    »Ich fahr raus zum Tatort«, antwortete er.
    Seine Miene war steinern, wie jedes Mal, wenn er da s Böse wie einen kalten Lufthauch verspürte. Ich suchte seinen Blick und er meinen.
    »Sie können mir nachfahren«, bot McGovern an.
    »Danke.«
    »Noch etwas«, sagte McGovern. »Die Hintertür war unverschlossen, und auf dem Rasen neben den Treppenstufen stand ein leeres Katzenklo.«
    »Sie nehmen also an, dass sie rausgegangen ist, um das Katzenklo zu leeren, und dieser Kerl auf sie gewartet hat?«, fragte Gerde die beiden.
    »Das ist nur eine Hypothese«, sagte McGovern.
    »Ich weiß nicht«, sagte Benton.
    »Dann wusste der Mörder also, dass sie eine Katze hatte?«, fragte ich zweifelnd. »Und dass sie die irgendwann in der Nacht rauslassen oder das Katzenklo sauber machen würde?«
    »Wir wissen doch nicht, ob sie den Kasten nicht schon früher am Abend geleert und nur zum Lüften im Garten gelassen hat«, wandte Benton ein, während er sich den Kittel herunterriss. »Sie kann genauso gut aus irgendeinem anderen Grund spätnachts oder nach Mitternacht ihre Alarmanlage ausgeschaltet und die Tür aufgemacht haben.«
    »Und die Katze?«, fragte ich. »Ist die wieder aufgetaucht?«
    »Bis jetzt nicht«, sagte McGovern, und sie und Benton gingen hinaus.
    »Ich fang mal mit dem Abtupfen an«, sagte ich zu Gerde. Er griff nach einer Kamera und begann zu fotografieren, während ich das Licht einstellte. Ich untersuchte den Schnitt in ihrem Gesicht und las etliche Fasern auf sowie ein gewelltes, braunes Haar, zehn bi s zwölf Zentimeter lang, von dem ich vermutete, dass es ihr eigenes war. Doch es gab noch andere Haare, rote, kurze, die erkennen ließen, dass sie erst kürzlich gefärbt worden waren, weil erst ein paar Millimeter an der Wurzel dunkel nachgewachsen waren. Natürlich fanden sich überall Katzenhaare, die wahrscheinlich am Blut kleben geblieben waren, als das Opfer am Boden lag.
    »Vielleicht eine Perserkatze?«, fragte Gerde. »Langes, sehr feines Fell?«
    »Nichts dagegen einzuwenden«, sagte ich.

15
     
    Die Spurensicherung war eine gewaltige Arbeit und musste als Allererstes erledigt werden. Die Leute ahnen gar nicht, was sie da für einen mikroskopischen Schweinestall mit sich herumtragen, solange nicht jemand wie ich anfängt, Kleidung und Körper nach kaum sichtbarem Unrat abzusuchen.

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