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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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stattfanden.
    »Sie müssen wissen, dass die Pflichtverteidiger von der Legal Aid Society, der Gesellschaft für Rechtsbeistand, angestellt sind, einer ohne Gewinn arbeitenden, privaten Organisation, die einen Vertrag mit der Stadt New York hat. Das Personal, das sie hier beschäftigen, gehört natürlich zu ihrer Abteilung Kriminalpsychiatrie. Nicht zur Belegschaft von Kirby.«
    Dr. Ensor legte Wert darauf, dass ich mir darüber im Klaren war.
    »Obwohl sie natürlich nach ein paar Jahren auch zu meinen Leuten ein vertrautes Verhältnis haben«, fuhr sie fort, als wir mit hackenden Absätzen den gefliesten Flur hinunterschritten.
    »Die betreffende Anwältin, die sich von Anfang an um Miss Grethen gekümmert hat, wird Ihnen höchstwahrscheinlich die kalte Schulter zeigen, was auch immer Sie für Fragen haben.«
    Sie warf mir einen Blick zu.
    »Ich habe darauf keinen Einfluss«, erklärte sie.
    »Darüber bin ich mir völlig im Klaren«, antwortete ich. »Und wenn ein Straf- oder Pflichtverteidiger nicht auf Abwehr schalten würde, sowie ich aufkreuze, würde ich auch glauben, ich wär nicht mehr auf demselben Planeten.«
    Das Mental Hygien Legal Aid, die kriminalpsychiatrische Rechtshilfe, lag irgendwo tief im Innern von Kirby, und das Einzige, was ich mit Sicherheit wusste, war, dass wir uns im Erdgeschoss befanden. Die Anstaltsleiterin hielt mir eine Holztür auf und führte mich in ein kleines Büro, das dermaßen von Papier überquoll, dass sich hunderte von Fallakten auf dem Boden stapelten. Die Anwältin hinter dem Schreibtisch war eine veritable Gruselgestalt in schlampiger Kleidung mit wirrem , schwarzem Kraushaar. Ihre Leibesfülle war beträchtlich, und ihren schweren Brüsten hätte ein BH wahrlich gut getan.
    »Susan, das ist Dr. Kay Scarpetta, Chief Medical Examiner von Virginia«, sagte Dr. Ensor. »Sie ist wegen Carrie Grethen hier, wie Sie wissen. Dr. Scarpetta, das ist Susan Blaustein.«
    »Richtig«, bestätigte Susan Blaustein, die weder geneigt war aufzustehen noch mir die Hand zu reichen, sondern weiter in einem dicken, juristischen Schriftsatz blätterte.
    »Ich lasse Sie beide dann allein, Susan. Ich nehme doch an, dass Sie Dr. Scarpetta herumführen werden, sonst bitte ich jemanden vom Personal, das zu übernehmen«, sagte Dr. Ensor, und aus der Art, wie sie mich ansah, konnte ich schließen, dass mir einiges bevorstand.
    »Kein Problem.«
    Der Schutzengel der Schwerverbrecherinnen hatte einen so dicken Brooklyner Akzent, dass man ihn mit dem Messer schneiden konnte.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte sie, als die Anstaltsleiterin hinausging.
    »Wann ist Carrie hierher verlegt worden?«, fragte ich. »Vor fünf Jahren.«
    Sie dachte nicht daran, von ihren Unterlagen aufzublicken.
    »Ihre Geschichte ist Ihnen also geläufig, und Sie wissen von den Mordfällen, die in Virginia noch zur Verhandlung anstehen?«
    »So ist es, ihre Geschichte ist mir geläufig.«
    »Carrie ist vor zehn Tagen, am 10. Juni von hier geflohen«, fuhr ich fort. »Hat irgendjemand herausgefunden, wie das passiert sein könnte?«
    Blaustein schlug die Seite um und griff nach einer Kaffeetasse.
    »Sie hat sich nicht zum Abendessen eingefunden. Das war's«, erwiderte sie. »Ich war genauso entsetzt wie alle anderen, als sie verschwunden war.«
    »Das glaube ich gern«, sagte ich.
    Sie blätterte wieder um und hatte mich immer noch nicht angesehen. Langsam reichte es mir.
    »Miss Blaustein«, sagte ich in einem härteren Tonfall und lehnte mich an ihre Schreibtischkante. »Bei allem Respekt vor Ihren Klienten - darf ich Ihnen mal etwas über meine eigenen erzählen? Über all die Männer, Frauen und Kinder, die von Carrie Grethen abgeschlachtet worden sind? Über den kleinen Jungen, der aus einem 7-Eleven entführt wurde, wo er für seine Mutter eine Dose Champignonsuppe holen sollte? Er wurde in den Kopf geschossen, man hat ihm Stücke aus dem Fleisch geschnitten, um Bisswunden zu vertuschen. Sein geschundener Körper lehnte, nur mit einer Unterhose bekleidet, im eiskalten Regen an einem Müllcontainer.«
    »Ich hab Ihnen doch gesagt - ich kenne die Fälle.« Sie arbeitete weiter.
    »Ich schlage vor, Sie legen den Schriftsatz jetzt mal beiseite und widmen mir Ihre Aufmerksamkeit«, sagte ich in warnendem Ton. »Ich mag ja Gerichtsmedizinerin sein, aber ich bin auch Anwältin, und mit Ihren juristischen Mätzchen kommen Sie bei mir nicht durch. Sie vertreten nämlich zufällig eine Mörderin, die, während wir miteinander reden,

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