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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Bildschirmschoner ab und sah an den Icons, welche Programme zur Verfügung standen.
    »Wurden die Patientinnen, wenn sie hier arbeiteten, überwacht?«, fragte ich.
    »Nein, man führte sie herein, und dann wurde die Tür abgeschlossen. Eine Stunde später begleitete man sie zurück auf ihre Station.« Sie wurde nachdenklich. »Ich wäre die Erste zuzugeben, wie überrascht ich war, wie viele Patientinnen Text- und, in manchen Fällen, Tabellenverarbeitung gelernt haben.«
    Ich loggte mich in AOL ein und wurde aufgefordert, Benutzernamen und Passwort einzugeben. Die Anstaltsleiterin sah mir zu.
    »Sie hatte absolut keinen Zugang zum Internet«, sagte sie.
    »Wie wollen wir das wissen?«
    »Die Computer sind nicht angeschlossen.«
    »Aber sie haben Modems«, sagte ich. »Oder jedenfalls dieser hier. Er hat einfach nur deshalb keinen Zugang, weil kein Telefonkabel in der Buchse steckt.«
    Ich wies auf die winzige Steckdose in der Wand un d drehte mich zu Dr. Ensor um.
    »Könnte vielleicht irgendwo mal ein Telefonkabel verschwunden sein?«, fragte ich. »Vielleicht aus einem der Büros? Zum Beispiel aus Susan Blausteins?«
    Die Anstaltsleiterin blickte weg, und auf ihrer Miene erschienen Zorn und Kummer, als sie verstand, worauf ich hinauswollte.
    »Mein Gott«, murmelte sie.
    »Sie könnte so was natürlich auch von draußen bekommen haben. Vielleicht von demjenigen, der ihr die Snacks geliefert hat?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Es gibt leider eine ganze Menge Dinge, die wir nicht wissen, Dr. Ensor. Wir wissen zum Beispiel nicht, was zum Teufel Carrie nun wirklich gemacht hat, wenn sie hier drin war. Sie könnte Chatrooms aufgesucht haben, Newsgroups kontaktiert, Brieffreunde gefunden haben. Es ist Ihnen sicher bekannt, wie viele Verbrechen mit Hilfe des Internet begangen werden? Pädophilie, Vergewaltigung, Mord, Kinderpornographie.«
    »Deshalb wurde dies ja auch eingehend überwacht«, sagte sie, »oder hätte überwacht werden sollen.«
    »Carrie könnte ihren Ausbruch auf diesem Wege geplant haben. Seit wann, sagten Sie, hatte sie Zugang zu einem Computer?«
    »Seit etwa einem Jahr. Nach langen Jahren tadelloser Führung.«
    »Tadelloser Führung«, wiederholte ich.
    Ich dachte an die Fälle in Baltimore, Venice Beach und kürzlich in Warrenton. Ich fragte mich, ob Carrie sich möglicherweise über E-Mail, eine Website oder einen Chatroom mit ihrem Komplizen in Verbindung gesetz t hatte. Sollte es möglich sein, dass sie während ihrer Haft Computerverbrechen begangen hatte? Hatte sie womöglich hinter den Kulissen gearbeitet und einen Psychopathen beraten und ermutigt, der menschliche Gesichter stahl?
    »Ist im vergangenen Jahr irgendjemand aus Kirby entlassen worden, der Brandstifter war? Vor allem jemand, der schon mal getötet hat? Jemand, den Carrie kennen gelernt haben könnte? Vielleicht eine aus ihrem Unterricht?«, fragte ich sicherheitshalber.
    Dr. Ensor knipste das Deckenlicht aus, und wir traten wieder auf den Flur.
    »Es fällt mir niemand ein«, sagte sie. »Niemand von der Sorte, die Sie suchen. Ich möchte hinzufügen, dass beim Unterricht immer ein Sicherheitsbeamter anwesend war.«
    »Und männliche und weibliche Patienten sind auch während der Freizeit nicht zusammengekommen?«
    »Nein. Nie. Männer und Frauen sind völlig getrennt.«
    Wenn ich auch nicht mit Sicherheit wusste, dass Carrie einen männlichen Komplizen hatte, so vermutete ich es doch, und mir fiel wieder ein, was Benton ganz zum Schluss von einem männlichen Weißen zwischen achtundzwanzig und fünfundvierzig geschrieben hatte. Die Sicherheitsbeamten, einfache unbewaffnete Wärter, mochten ja dafür gesorgt haben, dass die Ordnung während des Unterrichts aufrechterhalten blieb. Aber ich bezweifelte ernsthaft, dass sie gemerkt hätten, falls Carrie über das Internet mit der Außenwelt Kontakt aufgenommen hätte. Wir stiegen wieder in den Fahrstuhl und verließen ihn diesmal im dritten Stock.
    »Die Frauenstation«, erklärte Dr. Ensor. »Wir haben derzeit sechsundzwanzig weibliche Patienten von insgesamt einhundertundsiebzig. Dies ist das Besuchszimmer.«
    Sie zeigte durch eine Glasscheibe auf einen großen, offenen Raum mit bequemen Sesseln und Fernsehapparaten. Augenblicklich hielt sich niemand darin auf.
    »Hat sie denn je Besuch gehabt?«, fragte ich, während wir weitergingen.
    »Nicht von draußen, kein einziges Mal. Um mehr Mitleid zu erregen, nehme ich an.« Sie lächelte bitter. »Der eigentliche Aufenthaltsraum der

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