Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
folgten oder was auch immer, also haben wir uns darauf vorbereitet.«
    »Das ist nicht zu übersehen«, sagte ich.
    »Die anderen werden das Spielfeld in etwa zwei Minuten verlassen, und das Entscheidende ist, dass wir über die ganze Stadt unsere Leute verteilt haben. Einige sind als Studenten verkleidet, andere halten sich in der Innenstadt auf, überprüfen die Hotels und Kneipen und Ähnliches. Wir hingegen fahren jetzt zur Medizinischen Studentenberatung, wo die stellvertretende Leiterin uns erwartet. Sie war Claire Rawleys Therapeutin und hat alle Unterlagen über sie.«
    »Gut«, sagte ich.
    »Nur damit Sie's wissen, Doc«, sagte Marino. »Ein Polizeibeamter vom Campus glaubt, Carrie gestern im Haus der Studentenschaft gesehen zu haben.«
    »Im Hawk's Nest, genau gesagt«, sagte Correll. »Das ist die Cafeteria.«
    »Kurzes, rot gefärbtes Haar, merkwürdige Augen. Sie hatte sich gerade ein Sandwich gekauft und war ihm aufgefallen, weil sie ihn so bohrend angestarrt hat, als sie an seinem Tisch vorbeiging. Als wir anfingen, ihr Foto herumzureichen, hat er gemeint, dass sie's gewesen sein könnte. Beschwören kann er es allerdings nicht.«
    »Einen Cop anstarren, das sähe ihr ähnlich«, sagte Lucy. »Leute auf den Arm nehmen ist nun mal ihr Lieblingssport.«
    »Andererseits ist es nichts Ungewöhnliches, dass die Kids auf dem College etwas merkwürdig aussehen«, sagte ich.
    »Wir überprüfen die Pfandleihen in der Stadt, um herauszufinden, ob jemand, auf den Carries Beschreibung passt, eine Waffe gekauft hat, und wir suchen nach gestohlenen Wagen«, sagte Marino. »Angenommen, sie und ihr Kumpan haben in New York oder Philadelphia Autos gestohlen, dann werden sie mit diesen Nummernschildern wohl kaum hier auftauchen.«
    Der Campus war eine Ansammlung schmucker Häuser in einem leicht abgewandelten georgianischen Stil, die zwischen Palmen, Magnolien, Indischem Flieder, Karibischen Kiefern und Georgia-Tannen verstreut standen. Die Gardenien standen in Blüte, und als wir aus dem Wagen stiegen, hing ihr Duft in der feuchtheißen Luft und stieg mir zu Kopf.
    Ich liebte die Düfte des Südens, und für einen kurzen Augenblick schien es ausgeschlossen, dass hier irgendetwas Hässliches passieren könnte. Es war Sommersemester, und der Campus war nicht übermäßig bevölkert. Die Parkplätze waren halb voll und die meisten Fahrradständer leer. Viele der Wagen auf der College Road hatten Surfbretter aufs Dach geschnallt. Das Beratungszentrum befand sich im ersten Stock der Westside Hall, und das Wartezimmer für Studenten mit gesundheitlichen Problemen war malvenfarbig und blau gestrichen und lichtdurchflutet. Tausend-Teile-Puzzles von ländlichen Szenerien lagen in unterschiedlichen Stadien der Vollendung auf Tischchen und boten denen, die einen Termin hatten, eine willkommene Ablenkung. Eine Empfangssekretärin erwartete uns bereits und führte uns vorbei an allen möglichen Behandlungszimmern einen Flur hinunter. Dr. Chris Booth war eine Frau, die, so schätzte ich, auf die sechzig zuging, eine tatkräftig wirkende Person mit freundlichen, klugen Augen und offenbar jemand, der die Sonne liebte. Sie hatte ein e wettergegerbte tiefbraune und von Falten durchzogene Haut, die ihr Charakter verlieh. Ihr kurzes Haar war weiß und ihr Körper schmächtig, aber vital.
    Die Psychologin hatte ein Eckbüro, das auf die Kunstfakultät und immergrüne Virginische Eichen blickte. Die persönliche Handschrift von Amtszimmern hatte mich schon immer fasziniert. Dr. Booths Wirkungsstätte war beruhigend und ohne jeden provokativen Reiz, doch raffiniert, was das Arrangement der Sitzgelegenheiten betraf, die auf ganz unterschiedliche Charaktere zugeschnitten waren. Es gab einen tütenförmigen Rohrgeflechtsessel für den Patienten, der tief in die Kissen versinken und sich bereitwillig helfen lassen wollte, einen Schaukelstuhl aus Rohr und ein steifes Plaudersofa. Die vorherrschende Farbe war ein sanftes Grün, das durch Bilder von Segelbooten und von Elefantenohrfarnen in Tontöpfen aufgelockert wurde.
    »Guten Tag«, sagte Dr. Booth lächelnd und wies auf die Sitzgelegenheiten. »Ich freue mich sehr, Sie kennen zu lernen.«
    »Und ich freue mich, Sie kennen zu lernen«, erwiderte ich. Ich setzte mich in den Schaukelstuhl, während Ginny sich auf das Plaudersofa hockte. Marino blickte sich mit verlegener Miene um und ließ sich vorsichtig im Tütensessel nieder. Er hatte einige Mühe, nicht darin zu versinken. Dr. Booth saß auf

Weitere Kostenlose Bücher