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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ihrem Bürostuhl, mit dem Rücken zu ihrem makellos sauberen Schreibtisch, auf dem sich nichts befand als eine Dose Pepsi light. Lucy blieb an der Tür stehen.
    »Ich hatte schon gehofft, dass mich jemand aufsuchen würde«, fing Dr. Booth an, als hätte sie dies Treffen veranlasst. »Doch ich wusste ehrlich nicht, an wen ich mich wenden sollte oder ob ich das überhaupt tun sollte.«
    Sie bedachte jeden Einzelnen von uns mit dem Blick ihrer strahlend grauen Augen.
    »Claire war ein ganz besonderer Mensch - natürlich sagen das alle von den Toten.«
    »Alle nicht«, entgegnete Marino zynisch.
    Dr. Booth lächelte traurig. »Ich will damit nur sagen, dass ich über die Jahre hier viele Studenten beraten habe und Claire mir sehr am Herzen lag. Ich hatte große Hoffnungen in sie gesetzt. Die Nachricht von ihrem Tod hat mich zutiefst erschüttert.«
    Sie schwieg und starrte aus dem Fenster.
    »Ich habe sie etwa zwei Wochen vor ihrem Tod zum letzten Mal gesehen und versuche seitdem verzweifelt, mich an etwas zu erinnern, worin der Schlüssel zu diesem schrecklichen Ereignis liegen könnte.«
    »Wenn Sie sagen, Sie hätten sie getroffen«, sagte ich, »meinen Sie dann, hier - zu einer Sitzung?«
    Sie nickte. »Wir haben eine Stunde miteinander geredet.«
    Lucy wurde zusehends unruhiger.
    »Ehe Sie mir davon erzählen«, sagte ich, »könnten Sie uns wohl möglichst ausführlich schildern, was ihr Hintergrund war?«
    »Natürlich. Und ich kann Ihnen auch die Daten und die genaue Uhrzeit der Sitzungen geben, die sie bei mir hatte, falls Sie die auch benötigen. Mit Unterbrechungen war sie über einen Zeitraum von drei Jahren bei mir in Behandlung.«
    »Mit Unterbrechungen?«, fragte Marino und rutschte in dem tiefen Sessel ein Stück nach vorn, nur um gleich wieder in seine Kissen zurückzukippen.
    »Claire hat sich ihre Ausbildung selbst finanziert. Sie ha t als Kellnerin im Blockade Runner in Wrightsville Beach gearbeitet. Sie hat immer gearbeitet, das Geld für ein Semester gespart, studiert und wieder aufgehört, um Geld zu verdienen. Wenn sie nicht studiert hat, habe ich sie nicht zu sehen bekommen, und in dieser Zeit haben ihre Schwierigkeiten begonnen. Das ist meine Überzeugung.«
    »Ich überlasse das jetzt mal euch«, sagte Lucy unvermittelt. »Ich möchte, dass jemand beim Hubschrauber ist.«
    Lucy ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Ich verspürte eine Aufwallung von Angst. Ich konnte ja nicht wissen, ob sie nicht allein durch die Straßen laufen und nach Carrie Ausschau halten würde.
    Marino warf mir einen flüchtigen Blick zu, und ich sah ihm an, dass er dasselbe dachte. Unsere begleitende Beamtin Ginny saß steif auf dem Plaudersofa, hielt sich zurück, wie es sich gehörte, und war dabei ganz Ohr.
    »Vor etwa einem Jahr«, fuhr Dr. Booth fort, »lernte Claire Kenneth Sparkes kennen, und ich bin mir bewusst, dass Sie über diese Dinge bereits im Bilde sind. Sie war eine ehrgeizige Surferin, und er hatte ein Haus am Strand von Wrightsville. Kurz gesagt, sie hatten eine kurze, ungeheuer intensive Affäre, die er dann beendete.«
    »Zu der Zeit war sie an der Uni eingeschrieben«, sagte ich.
    »Ja. Im zweiten Semester. Im Sommer trennten sie sich, und sie kehrte bis zum Winter nicht an die Uni zurück. Erst im Februar kam sie wieder zu mir, nachdem ihr Englischprofessor bemerkt hatte, dass sie während des Unterrichts immer einschlief und nach Alkohol roch. Besorgt ging er zum Dekan, und man gestand ihr eine Bewährungsfrist zu, mit der Auflage, dass sie wieder in meine Beratung käme. Das hing damals alles mit Sparke s zusammen, fürchte ich. Claire war ein Adoptivkind gewesen und ihre familiäre Situation sehr unglücklich. Mit sechzehn ging sie von zu Hause weg, kam nach Wrightsville und nahm jeden Job, den sie kriegen konnte, an, um sich durchzuschlagen.«
    »Wo sind ihre Eltern jetzt?«, fragte Marino.
    »Ihre leiblichen? Wir kennen sie nicht.«
    »Nein. Die sie adoptiert haben.«
    »In Chicago. Sie hatten keinen Kontakt mehr zu ihr gehabt, seit sie von zu Hause weggegangen war. Sie wissen aber, dass sie tot ist. Ich habe mit ihnen gesprochen.«
    »Dr. Booth«, sagte ich, »haben Sie eine Idee, warum Claire zu Sparkes' Haus nach Warrenton gefahren sein könnte?«
    »Sie war unfähig, mit Zurückweisungen umzugehen. Ich kann nur mutmaßen, dass sie ihn treffen wollte, in der Hoffnung, das würde irgendwas ändern. Ich weiß, dass sie im Frühjahr aufgehört hat, ihn anzurufen, weil er sich

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