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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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schließlich eine neue Geheimnummer zugelegt hatte. Die einzige Möglichkeit für sie, Kontakt aufzunehmen, war also, einfach dort aufzukreuzen, vermute ich.«
    »In einem alten Mercedes, der einem Psychotherapeuten namens Newton Joyce gehörte?«, fragte Marino und setzte sich erneut in seinem Sessel zurecht.
    Dr. Booth war verblüfft. »Also davon habe ich bisher nichts gewusst«, sagte sie. »Sie hat Newtons Wagen gefahren?«
    »Sie kennen ihn?«
    »Nun ja, ich kenne ihn von früher. Claire hatte begonnen, zu ihm in Behandlung zu gehen, weil sie meinte, die männliche Perspektive täte ihr gut. Das wa r innerhalb der letzten zwei Monate. Ich hätte ihn mit Sicherheit nicht ausgesucht.«
    »Warum nicht?«, fragte Marino.
    Dr. Booth dachte über ihre Antwort nach, ihr Gesicht angespannt vor Zorn.
    »Das ist alles höchst unschön«, sagte sie schließlich. »Was vielleicht erklärt, warum ich so zögerlich war, über Claire zu sprechen, als Sie mich zum ersten Mal angerufen haben. Newton ist ein verwöhnter, reicher Junge, der niemals arbeiten musste, sich jedoch entschloss, Psychotherapeut zu werden, weil es ihm ein Machtgefühl gibt, nehme ich an.«
    »Er scheint sich in Luft aufgelöst zu haben«, sagte Marino.
    »Daran ist nichts Ungewöhnliches«, erwiderte sie trocken. »Er kommt und geht, wie es ihm passt, manchmal ist er auf Monate oder gar Jahre verschwunden. Ich bin mittlerweile zweiunddreißig Jahre hier an der Universität, und ich weiß noch, wie er als Junge war. Er konnte die Leute mit seinem Charme um den Finger wickeln und sie zu allem und jedem beschwatzen, dabei drehte sich alles nur um ihn. Und ich war äußerst besorgt, als Claire zu ihm zu gehen begann. Drücken wir es mal so aus: Man kann ihm nicht gerade vorwerfen, irgendwelche moralischen Grundsätze zu haben. Er macht seine eigenen Regeln. Er ist jedoch nie erwischt worden.«
    »Wobei?«, fragte ich. »Wobei erwischt worden?«
    »Dass er in einer gänzlich inakzeptablen Weise Macht über seine Patienten ausübt.«
    »Durch sexuelle Beziehungen?«, fragte ich.
    »Darüber habe ich nie etwas gehört. Es war mehr ein mentales Ding, es ging dabei um Dominanz, und es wa r nicht zu übersehen, dass er Claire gänzlich dominierte. Sie war von einem Tag auf den anderen völlig abhängig von ihm - einfach so.« Sie schnippte mit den Fingern. »Von ihrer ersten Sitzung an. Sie kam hier rein und sprach die ganze Zeit nur von ihm, wie besessen. Deshalb ist es ja auch so merkwürdig, dass sie Sparkes besuchen gefahren ist. Ich habe ernsthaft geglaubt, sie hätte die Geschichte überwunden und wär verrückt nach Newton. Ich bin aufrichtig davon überzeugt, sie hätte alles getan, was Newton von ihr verlangte.«
    »Kann es sein, dass er sie angestiftet hat, Sparkes zu besuchen? Aus therapeutischen Gründen vielleicht, etwa, um die Sache ein für alle Mal zu überwinden?«, sagte ich.
    Dr. Booth lächelte ironisch.
    »Er mag ihr vielleicht vorgeschlagen haben, ihn zu besuchen, aber sicher nicht, um ihr zu helfen«, erwiderte sie. »Ich muss leider sagen, wenn es Newtons Idee war, dann ging es höchstwahrscheinlich um Manipulation.«
    »Mich würde mal interessieren, wie sich die beiden überhaupt kennen gelernt haben«, sagte Marino und setzte sich mit einem Ruck in seinem Sessel auf. »Wahrscheinlich hat ihn ihr jemand empfohlen.«
    »Oh, nein«, entgegnete sie. »Sie sind sich bei einem Fototermin begegnet.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte ich, und das Blut stockte mir in den Adern.
    »Er war ziemlich vernarrt in alles, was mit Hollywood zu tun hat, und hat es immerhin geschafft, dass er jetzt mit irgendwelchen Produktionsteams zusammenarbeitet, die Filme drehen und Werbeaufnahmen machen. Sie wissen vielleicht, dass das Screen Gems Studio hier in der Stadt ist, und Claires Nebenfach war Film. Es war ihr Traum, Schauspielerin zu werden. Weiß der Himmel, schön genu g war sie ja. Nach allem, was sie mir erzählt hat, hatte sie gerade irgendeinen Job am Strand, als Fotomodell, für eine Surfzeitschrift, glaube ich. Und er war beim Aufnahmeteam als Fotograf. Offensichtlich versteht er sich darauf.«
    »Sie sagen, er sei immer schon gekommen und gegangen«, sagte Marino. »Vielleicht hat er ja noch andere Wohnungen?«
    »Mehr weiß ich wirklich nicht über ihn«, antwortete sie.
    Binnen einer Stunde hatte das Wilmington Police Department einen richterlichen Durchsuchungsbefehl für Newton Joyce' Grundstück. Es lag im historischen Viertel, einige Blocks

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