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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ein Reporter von Channel 6.
    »Kein Kommentar«, sagte ich, während ich mich fieberhaft nach dem Staatsanwalt umschaute, der mich als Zeugin geladen hatte.
    »Was hat es denn mit dieser Anspielung auf eine Verschwörung auf sich?«
    »Zwischen Ihnen und Ihrem Liebhaber vom FBI?«
    »Es handelt sich doch wohl um Benton Wesley?«
    »Wie reagiert Ihre Nichte darauf?«
    Ich drängte mich an einem Kameramann vorbei. Die Nerven drohten mir durchzugehen, und das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich schloss mich in das fensterlose, kleine Zeugenzimmer ein und setzte mich auf einen Holzstuhl. Ich hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen, und kam mir obendrein vor wie ein Idiot. Es war mir unbegreiflich, wie ich so vernagelt gewesen sein konnte, nach allem, was Carrie angerichtet hatte, nicht mit der Presse zu rechnen. Ich öffnete den Ziehharmonikaordner und begann, diverse Berichte und Diagramme durchzugehen, die die Ein- und Austrittslöcher der tödlichen Kugeln zum Gegenstand hatten. Fast eine halbe Stunde saß ich in meinem luftlosen Kabuff, als der Staatsanwalt mich fand. Wir besprachen uns ein paar Minuten, bis ich in den Zeugenstand gerufen wurde. Was nun folgte, war die Vollendung dessen, was wenig zuvor auf dem Flur geschehen war, und ich merkte, wie ich mich innerlich abkapselte, um halbwegs gegen das gewappnet zu sein, was nicht mehr und nicht weniger als ein schonungsloser Angriff war.
    »Dr. Scarpetta«, sagte der Verteidiger Will Lampkin, de r mir seit Jahren das Leben so schwer wie möglich zu machen versuchte, »wie viele Male haben Sie als Zeugin vor diesem Gericht gestanden?«
    »Ich erhebe Einspruch«, sagte der Staatsanwalt.
    »Abgelehnt«, sagte Richter Bowles, mein anderer Fan.
    »Ich habe sie nicht gezählt«, antwortete ich.
    »Aber Sie werden uns doch eine ungefähre Zahl angeben können? Mehr als ein Dutzend Mal? Mehr als hundertmal? Eine Million Mal?«
    »Mehr als hundertmal«, sagte ich und spürte seine Blutgier.
    »Und Sie haben den Geschworenen und den Richtern immer die Wahrheit gesagt?«
    Lampkin ging langsam auf und ab, einen frommen Ausdruck in seinem wohlgenährten Gesicht, die Hände auf dem Rücken gefaltet.
    »Ich habe immer die Wahrheit gesagt«, antwortete ich.
    »Und Sie empfinden es in keiner Weise als anstößig, Dr. Scarpetta, mit dem FBI zu schlafen?«
    »Ich erhebe Einspruch!« Der Staatsanwalt war aufgesprungen.
    »Einspruch stattgegeben«, sagte der Richter, der auf Lampkin niederstarrte und ihn in Wirklichkeit zum Weitermachen ermuntern wollte: »Worauf wollen Sie hinaus, Mr. Lampkin?«
    »Worauf ich hinauswill, Euer Ehren, ist ein Interessenkonflikt. Es ist allgemein bekannt, dass Dr. Scarpetta eine intime Beziehung zu mindestens einem Mitglied der Bundespolizei unterhält, mit dem sie bestimmte Fälle bearbeitet hat, und sie hat die Bundespolizei - das FBI ebenso wie das ATF - obendrein beeinflusst, was die Karriere ihrer Nichte betrifft.«
    »Ich erhebe Einspruch!«
    »Einspruch abgelehnt. Bitte kommen Sie zur Sache, Mr. Lampkin«, sagte der Richter, während er nach seinem Wasserglas griff und ihn im Grunde weiter anstachelte.
    »Danke, Euer Ehren«, sagte Lampkin mit einer widerwärtigen Ehrerbietigkeit. »Was ich zu verdeutlichen versuche, ist ein altbekanntes Muster.«
    Die vier Weißen und acht Schwarzen saßen mit höflicher Miene auf der Geschworenenbank und starrten abwechselnd von Lampkin zu mir, als verfolgten sie ein Tennismatch. Ein paar von ihnen blickten finster. Einer zupfte an einem Fingernagel herum, während ein anderer zu schlafen schien.
    »Dr. Scarpetta, stimmt es nicht, dass Sie dazu neigen, Situationen in Ihrem Sinne zu manipulieren?«
    »Ich erhebe Einspruch! Der Herr Kollege versucht, die Zeugin einzuschüchtern!«
    »Abgelehnt«, sagte der Richter. »Dr. Scarpetta, bitte beantworten Sie die Frage.«
    »Nein, dazu neige ich absolut nicht«, sagte ich nachdrücklich und sah die Geschworenen dabei an.
    Lampkin nahm mit spitzen Fingern ein Blatt Papier von dem Tisch, an dem sein krimineller neunzehnjähriger Mandant saß.
    »Der Zeitung von heute Morgen zufolge«, Lampkin war nun nicht mehr zu bremsen, »manipulieren Sie die Bundespolizei seit Jahren ...«
    »Euer Ehren! Ich erhebe Einspruch! Das ist ungeheuerlich!«
    »Einspruch abgelehnt«, erklärte der Richter ungerührt.
    »Hier heißt es schwarz auf weiß, sie hätten mit dem FBI konspiriert, um eine unschuldige Frau auf den elektrische n Stuhl zu bringen!«
    Lampkin näherte sich den

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