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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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erleben mußte, wie in ihrer Küche so ein Mist geredet wird.«
    »Weshalb hat es Mrs. Donnelly dann so gestört, daß Sie mir das Bild gegeben haben?«
    »Das weiß ich nicht.« Es war ein jäher, frustrierter Ausbruch. »Sie kam her, wir haben miteinander gesprochen, ich habe ihr erzählt, daß Sie da waren und mich in die Enge treiben wollten, mir mein Geld immer noch nicht gegeben, sondern ein Bild von Barbara und Connie verlangt hätten. Und als ich ihr dann erzählte, ich hätte Ihnen das Foto unseres vierzigsten Hochzeitstags gegeben, von Fannys und meinem Hochzeitstag, hat sie sich furchtbar aufgeregt. Sie wollte wissen, welches Bild genau. Natürlich habe ich von dem Foto einen zweiten Abzug, von jemandem wie Ihnen erwarte ich nicht, daß man je zurückbekommt, was einem etwas wert ist, deshalb habe ich Ihnen gerade dieses Bild überlassen. Ich habe ihr das alles gesagt, und sie hat nur darüber geredet, ich hätte Fannys Andenken entweiht, indem ich Ihnen so etwas Persönliches gegeben habe.«
    Als er ausgesprochen hatte, waren die orangefarbenen Wangen rot verfleckt, und er keuchte. »Sind Sie jetzt zufrieden? Können Sie mich in Ruhe lassen?«
    »Ich glaube schon. Vermutlich. Wann ist das Requiem für Mrs. Donnelly? Am Dienstagnachmittag?«
    »Kommen Sie bloß nicht auch noch an und ruinieren ihre Beerdigung. Ich glaube immer noch, daß sie wegen Ihrer ganzen Fragerei tot ist.«
    Ich begegnete traurig seinem zornigen Blick. Ich hatte das unbehagliche Gefühl, er habe recht. Ich stand auf, stopfte die abgewickelte Gaze zu einem Knäuel zusammen.
    »Sie bekommen Ihr Bild von mir zurück, Mr. Seligman, aber erst in ein paar Tagen. Ich komme nicht wieder hierher, aber ich möchte gern in Ihr Büro gehen. Können Sie das für mich arrangieren?«
    »Wollen Sie die Schlüssel? Oder wollen Sie einbrechen wie diese Lumpen, die Rita auf dem Gewissen haben?«
    Ich hob die Augenbrauen. »Von einem Einbruch habe ich nichts gelesen. Ich habe gedacht, die Tür sei offen gewesen wie immer während der Geschäftszeit, und die Täter seien einfach hineingegangen.«
    »Jetzt ist die Tür jedenfalls abgeschlossen, und Sie bekommen die Schlüssel nicht. Sie werden schon ein anderes Grab ausrauben müssen.«
    Die Müdigkeit setzte mir zu. Ich hatte keine Energie mehr, mich länger mit ihm herumzustreiten. Ich stopfte die zusammengeknüllte Gaze in die Tasche meiner Jeans und drehte mich wortlos um.
    Mrs. Feldman drängte mich den Flur entlang. »Ich hoffe, Sie können ihn jetzt in Ruhe lassen. Ich hätte Sie gar nicht erst hereinlassen dürfen, aber er hat nie auf mich gehört. Wenn meine Schwester da gewesen wäre – sie sieht aus genau wie Mutter. Kommen Sie nicht wieder. Nur wenn Sie seinen Scheck für das Indiana Arms dabeihaben. Für Sie ist das nur ein Brand, aber für ihn war es etwas ganz Besonderes.«
    Ich wollte etwas über meinen herzlichen und wunderbaren Charakter sagen, brach aber mitten im Satz ab – ihr war es sowieso egal. Ich hatte kaum die Schwelle überschritten, als sie die Schlösser versperrte.

32 Ein Sprung im Dunkeln
    Ich fühlte mich nun überhaupt nicht mehr wie eine gestopfte Gans, wenigstens das. Andererseits hatte mich meine Angeberei den Verband an der linken Hand gekostet. Ich probierte sie vorsichtig am Lenkrad aus. Die Pusteln gaben nach und sonderten etwas Flüssigkeit ab.
    Ich stieg aus, öffnete den Kofferraum und zog das Handtuch heraus, das ich in den Gürtel gestopft hatte. Ich wickelte es um die linke Hand, hielt es mit den Zähnen fest, während ich die Zipfel feststeckte. Es war ein schlüpfriger Handschuh, aber so konnte ich wenigstens fahren.
    Als ich über die Touhy Avenue zum Edens Expressway fuhr, war ich so müde und deprimiert, daß ich mich fragte, ob ich meinen Plan mit Alma Mejicana nicht aufgeben sollte. Wenn mir danach zumute ist, das Handtuch zu werfen, höre ich im Kopf oft die Stimme meiner Mutter, die mich ausschimpft. Ihre Energie war unerschöpflich – das Schlimmste, was ich in ihren Augen tun konnte, war aufzugeben. Heute abend jedoch hörte ich keine Echos im Kopf. Ich war in der dunklen Stadt mit den wunden Handflächen und den angeschlagenen Schultern allein.
    Wenn du in Selbstmitleid untergehen willst, fahr nach Hause und geh ins Bett, schimpfte ich mit mir. Sonst wird deine Mission fehlschlagen. Für akrobatische Heldentaten muß dein Selbstbewußtsein auf der Höhe sein, nicht tief im Loch.
    Ich wollte mir die Szene in Seligmans muffiger Küche nicht

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