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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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aber wir dachten, es sei besser, wenn wir 911 anrufen. Stimmt es, daß die Anrufe auf Band aufgezeichnet werden?«
    Ich nickte geistesabwesend. Natürlich konnte das ein Märchen sein, das mir aufgetischt wurde, um mich abzulenken, aber es klang nach Wahrheit. Zum einen sah Vinnie zu verdrossen aus, zum anderen klang die Bemerkung, sie hätten die Cermak Road nicht verlassen wollen, ganz echt.
    »Könnten Sie den Mann beschreiben, der aus dem Gebäude weggerannt ist?«
    Rick schüttelte den Kopf. »Es war dunkel, und er hatte dunkle Kleider an. Ich glaube, er trug eine Lederjacke, aber ich war zu nervös, als daß ich besonders darauf geachtet hätte. Ich bin mir ziemlich sicher, daß es ein Weißer war. Ich glaube, ich habe gesehen, daß sich das Scheinwerferlicht auf seinen Bakkenknochen widerspiegelte. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mich wirklich genau daran erinnern kann.«
    »Dann sind Sie dortgeblieben, um zu sehen, ob jemand das Feuer löscht?«
    Er sah ein bißchen beschämt aus. »Ich weiß, wir hätten in das brennende Gebäude stürzen sollen, um Sie zu retten. Aber wir wußten nicht, was Sie vorhatten. Sie hätten das Feuer selbst legen können, vielleicht auch auf dem Weg, auf dem Sie hineingegangen waren, wieder herauskommen. Und das Feuer breitete sich schnell aus.«
    »Das lag am Brandbeschleuniger, der ausgegossen wurde«, sagte ich. Meine Gedanken waren woanders. »Aber Elena hat Mrs. – hat jemandem gesagt, daß sie den Mann gesehen hat, der das Indiana Arms in Brand gesteckt hat, und der habe wunderschöne Augen. Und genau das hat sie in der ersten Nacht, in der sie ihn aus dem Schlaf gerissen hat, zu Vinnie gesagt. Deshalb habe ich geglaubt, sie hat ihn vielleicht wiedererkannt und ihn erpreßt.«
    Meine Stimme versackte, als Rick zu lachen anfing. »Das ist die reine Boulevardkomödie. Vinnie, komm schon, krieg bessere Laune! Du glaubst, sie ist im Crackgeschäft, während sie die ganze Zeit hinter dir her ist, weil sie dich für einen Pyromanen hält. Gebt euch die Hände und trinkt was miteinander.«
    Vinnie hatte keine Lust dazu, ich war auch nicht recht in der Stimmung, aber Rick ging in die Küche und kehrte mit einer Flasche Georges Goulet zurück. Es hätte bockig gewirkt, nicht wenigstens ein Glas zu trinken. Schließlich tranken Rick und ich diese Flasche und einen Teil einer zweiten, während Vinnie wütend ins Bett marschierte.

36 Schatzsuche
    Ich habe keine klare Erinnerung daran, wie ich in meine Wohnung zurückgekommen war. Zehn Stunden später wünschte ich mir, ich wäre auch beim Aufwachen nicht bei klarem Bewußtsein gewesen. Irgend jemand ließ in meinem Kopf eine Maschine laufen, die eine künstliche Brandung erzeugte. Es zischte und wirbelte, als ich versuchte aufzustehen. Selbst wenn ich den Champagner nicht getrunken hätte, wäre mir elend zumute gewesen – die Wanderung am Ryan entlang hatte mir Muskelkater eingetragen. Meine Schultern fühlten sich an, als hätte ich die Nacht auf einer Kreissäge verbracht. Und weil dann auch noch fast eine ganze Flasche Champagner mein Zellplasma zum Anschwellen gebracht hatte, hätte ich die nächsten zwölf Stunden am liebsten bewußtlos verbracht.
    Statt dessen wankte ich in die Küche und suchte nach Orangensaft. Das Mädchen oder die Ehefrau oder wer auch immer sich um so etwas kümmerte, war noch nicht einkaufen gewesen. Ich überlegte, ob ich selbst gehen sollte, aber bei dem Gedanken, mich der Sonne direkt auszusetzen, wurde mir so übel, daß ich mich setzen mußte. Als der Krampf vorbei war, ging ich ins Bad, fand das Tylenol, spülte vier extrastarke Tabletten mit zwei Gläsern kaltem Wasser hinunter. Nachdem ich mich lange in der Wanne eingeweicht hatte, das Wasser so heiß, wie ich es irgend ertrug, schlurfte ich ins Bett zurück.
    Als ich wieder aufwachte, war Mittag vorbei. Ich fühlte mich nicht danach, anderthalb Kilometer zu laufen, aber ich glaubte, es könnte mir gelingen, mich anzuziehen und zum Lebensmittelladen zu gehen. Wenn man sich wirklich mies fühlt, ist Hundetherapie angesagt. Ich machte also bei Mr. Contreras Station, um Peppy abzuholen.
    »Sie sehen schrecklich aus, Engelchen. Alles in Ordnung mit Ihnen?« Er trug ein Hemd in einem so knalligen Rot, daß mir die Augen weh taten.
    »Mir ist sterbenselend. Aber mir wird schon wieder besser werden. Ich möchte mir nur den Hund ausleihen.«
    Die trüben braunen Augen glänzten vor Sorge. »Sind Sie sicher, daß es richtig war, sich anzuziehen?

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