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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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deshalb diese Nummer am Tor abgezogen und dich vor deinen Kumpels so benommen? Du kannst mich nicht wegschieben und mir dann mit Streicheleinheiten kommen, um mich wieder aufzuheitern.«
    »Es tut mir leid«, sagte er schlicht. »Ich hab’s nicht so gemeint. Ron und Ernie haben mich mit diesen beiden Typen bekannt gemacht – Schmidt und Martinez. Sie sind neu im Baugeschäft, haben eben ein paar gute Aufträge bekommen, und ihre Baustellen werden verwüstet. Die Jungs meinten, sie könnten ein paar polizeiliche Ratschläge gratis brauchen. Als du kamst, waren wir gerade mittendrin. Ich hab befürchtet, du bist immer noch wütend, und hab nicht gewußt, wie ich das anpacken soll, ohne daß sie denken, ich höre ihnen nicht zu. Also hab ich Mist gebaut. Kannst du trotzdem noch mit mir reden?«
    Ich zog ungeduldig die Schulter hoch. »Das Problem ist, Michael, daß du zu einer Clique gehörst, wo die Mädchen auf einer Decke sitzen und warten, bis die Jungs mit ihren Geschäftsgesprächen fertig sind und ihnen was zu trinken bringen. Ich mag LeAnn und Clara, aber das könnten nie Freundinnen von mir werden – so denke ich nicht, so benehme ich mich nicht, so lebe ich nicht, nichts davon hat etwas mit mir zu tun. So seid ihr eben, du und Ernie und Ron, ihr teilt die Welt nach Geschlechtern auf. Ich kann mir nicht vorstellen, daß du und ich je miteinander zurechtkommen könnten.«
    Er schwieg eine Weile, während er darüber nachdachte. »Vielleicht hast du recht«, sagte er widerstrebend. »Ich meine, meine Mutter hat sich um den Haushalt gekümmert und mit ihren Freundinnen zusammengehockt, und mein Vater hatte seinen Kegelklub. Ich habe nie erlebt, daß sie gemeinsam etwas unternommen hätten – nicht mal den Kirchgang; immer hat sie die Kinder in die Messe mitgenommen, während er am Sonntagmorgen seinen Rausch ausschlief. Ich nehme an, es war ein Fehler, mit dir zu einer solchen Veranstaltung zu gehen.« Die Sonne war untergegangen, aber ich konnte sehen, wie sein Lächeln kurz aufblitzte, besorgt, nicht überheblich.
    Die Teichoberfläche wurde schwarz; hinter uns dräute das Haus wie ein Gespensterschiff. Michaels Fähigkeit, über sich nachzudenken, unterschied ihn von seinen Kumpeln. Es hatte eine Zeit gegeben, wo es mir vielleicht der Mühe wert erschienen wäre, sich mit jemandem auszusprechen, der bereit war, innezuhalten und darüber nachzudenken. Aber ich bin jetzt siebenunddreißig und scheine nicht mehr dazu fähig zu sein, in Vorhaben mit fragwürdigem Ausgang Energie zu stecken.
    Ehe ich mir überlegen konnte, was ich antworten wollte, kam Roz angewirbelt. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß sie noch kommen würde – bei einer solchen Veranstaltung wurde sie von so vielen Seiten beansprucht, daß sie unsere Verabredung leicht hätte verschwitzen können. Schmidt und Martinez waren bei ihr.
    »Vic!« Ihre Stimme war nach einem langen Tag mit Gesprächen nur noch ein heiseres Flüstern, vibrierte aber mit ihrer üblichen Energie. »Gott sei Dank, daß du auf mich gewartet hast. Können wir uns kurz auf der Veranda unterhalten?«
    Ich brummte wenig begeistert.
    Schmidt und Martinez nickten Michael mit leiser Ernsthaftigkeit zu. Ich stellte ihn Rosalyn vor. Sie schüttelte ihm flüchtig die Hand und zog mich über den Hof.
    Der Rasen war makellos gestutzt; selbst bei dem Tempo, das sie vorgab, kamen wir im Dunkeln nicht ins Stolpern. Die Veranda lag im schwachen Licht, das von innen durch die Rauchglasscheiben fiel. Ich sah die Schaukel und Rosalyns Umriß, als sie sich hineinsetzte, aber ihr Gesicht lag so im Schatten, daß ich ihren Ausdruck nicht ausmachen konnte.
    Ich setzte mich auf die oberste Stufe, den Rücken an eine Säule gelehnt, und wartete darauf, daß sie etwas sagte. Auf dem Rasen konnte ich Michael und die beiden Bauunternehmer als dunkle Schatten erkennen. Auf der anderen Seite des Hauses wechselte die Kapelle zu einer hitzigeren Tonlage; lautere Klänge und lärmendes Gelächter wehten zu uns herüber.
    »Wenn ich die Wahl gewinne, werde ich endlich in der Lage sein, meinen Leuten wirklich zu helfen«, sagte Rosalyn schließlich.
    »Du hast schon viel getan.«
    »Kein Schmalz heute abend, Vic. Ich habe weder die Zeit noch die Energie, mir den Rücken tätscheln zu lassen … Ich habe mir hohe Ziele gesteckt. Daß ich Boots dazu gebracht habe, mich zu unterstützen … es war schwierig, aber nötig. Du verstehst das?«
    Ich nickte, aber das konnte sie nicht sehen, also brummte ich

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