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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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sie bereits von Ishmaels Rücken heruntergehoben. Es war nicht das erste
    Mal, daß Reno sich zwischen seine Schwester und den Mann drängte, der offensichtlich ihr Liebhaber und nicht ihr Ehemann war.
    Caleb preßte die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, aber er sagte nichts. Er wollte nicht, daß Willow dabei war, wenn er und Reno das Problem Schwester und Verführer ausdiskutierten.
    Auge um Auge, Zahn um Zahn.
    Leider fühlte sich Caleb in seiner Rolle als Willows Verführer keineswegs besser durch die Tatsache, daß die Situation eine gewisse rohe Gerechtigkeit barg.
    Ich flehe dich an, Caleb. Bitte, hör nicht auf. Wenn du jetzt aufhörst, mich zu berühren, sterbe ich.
    Er fragte sich, ob es Rebecca genauso ergangen war, ob sie auch von einem so verzehrenden Hunger überwältigt worden war, daß sie Reno förmlich angefleht hatte, sie zu nehmen. Hatte Reno versucht, sich ihr zu verweigern, nur um festzustellen, daß er es nicht konnte?
    Willow. Stoß mich weg. O Gott, Willow, tu’s nicht!
    Ich kann nicht anders. Mein ganzes Leben lang habe ich dich gebraucht, ich habe es nur nicht gewußt. Ich liebe dich, Caleb. Ich liebe dich.
    Caleb schloß die Augen und senkte den Kopf, als Erinnerungen ihn durchströmten, Himmel und Hölle zugleich.
    Tue ich dir weh ?
    Nein. Es ist wundervoll... so wundervoll. Es ist, als loderten Flammen in meinem Schoß. Hör nicht auf... du darfst niemals mehr aufhören.
    Und er hatte nicht aufgehört.
    Als er die Augen öffnete, beobachtete Reno ihn, sah, daß sich Calebs Fäuste so hart um die Zügel schlossen, daß sich das Leder verbog, sah die whiskyfarbenen Augen, wo Ekstase und Qual wie Flamme und Schatten miteinander verschmolzen.
    Reno bedeutete Caleb mit einem knappen Wink, als erster sein Pferd durch die enge Schlucht zu führen.
    Nachdem alle Pferde in dem winzigen Tal waren, gingen Reno und Caleb zum Eingang der Schlucht zurück, um so gut wie möglich alle Hufspuren zu verwischen. Als sie das Lager erreichten, hatte sich die Dämmerung bereits herabgesenkt. Willow war gerade dabei, das letzte Pferd im hohen Gras anzupflocken. Als Caleb und Reno ins Lager schritten, war sie verblüfft über die Ähnlichkeit zwischen den beiden Männern. Beide waren breitschultrig, hatten lange, muskulöse Arme und Beine, und beide bewegten sich mit der geschmeidigen Kraft gesunder Tiere.
    Die Erinnerung an Renos Schnelligkeit im Umgang mit seinem Revolver stieg wieder in ihrem Gedächtnis auf und sagte ihr, daß die zwei Männer auch noch eine andere Eigenschaft gemeinsam hatten. Beide waren gefährlich.
    Der Gedanke flößte ihr Angst ein.
    »Caleb«, sagte Willow, »ich mache mir Sorgen wegen der Hufeisen an meinen Arabern. Würdest du mal für mich nachschauen?«
    Überraschung zeigte sich flüchtig in Calebs Miene, er sagte jedoch nichts. Obwohl er Willow immer bei der Versorgung ihrer Pferde half, war es das erste Mal, daß sie ihn darum gebeten hatte.
    »Sicher.« Caleb warf Reno einen schnellen Blick zu und konzentrierte seine Aufmerksamkeit dann wieder auf Willow. Liebevoll strich er mit dem Handrücken über ihre glatte Wange. »Ich werde nicht weit weg sein, Liebes. Wenn du der Gesellschaft überdrüssig wirst, komm und hole mich.«
    Sie lächelte trotz ihrer Furcht. »Ist schon gut, Liebster.«
    Reno wartete, bis Caleb außer Hörweite war, bevor er sich zu seiner Schwester umwandte.
    »In Ordnung, Willy. Was, zum Teufel, ist passiert?«
    Das eisige Grün seiner Augen verriet Willow, wie intensiv sein Zorn war und wie sehr er sich bis jetzt bemüht hatte, sich nichts anmerken zu lassen. Benommen überlegte sie, wie sie anfangen sollte.
    »Erinnerst du dich an die Sommerabende?« fragte sie schließlich mit gedämpfter, eindringlicher Stimme. »Erinnerst du dich, wie wir alle um den Abendbrottisch saßen und die Luft von Stimmen und Gelächter erfüllt war und wie du und Rafe miteinander gewetteifert habt, wer von euch beiden mich als erster zum Kichern bringen konnte? Erinnerst du dich an das Zirpen der Grillen und den Duft von frisch gemähtem Heu?«
    »Willy, ich...«
    Willow ging über Renos Versuch, sie zu unterbrechen, einfach hinweg und sprach unbeirrt weiter. »Erinnerst du dich an die warmen Nächte, wenn du und Papa und die anderen auf der Veranda gesessen und über Pferdezucht und Ernte und fremde Länder gesprochen habt? Weißt du noch, wie ich dann oft hinausgeschlichen bin und mich still in eine Ecke gesetzt und zugehört habe, und alle haben so getan, als

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