Brandwache
machen, weißt du,
daß du die erste bist, der ich’s sage.«
Sie sah nicht einmal bei dieser Aussicht besonders glücklich
aus.
Meine dämliche Stubenkameradin war wach.
Sie saß bolzengerade auf der Koje, wie ich sie verlassen
hatte. Das arme hirnlose Ding hatte vermutlich die ganze Zeit
über so gesessen, die ich fort gewesen war. Ich machte mein
Bett, zog zum zweiten Mal am heutigen Abend die Kleider aus und kroch
unter die Decke.
»Du kannst das Licht ausmachen, wann du willst«, sagte
ich.
Sie hopste an das Wandpaneel, in ein duftiges Nachthemd gekleidet,
wie es seit den College-Tagen das Old Man Moulton oder noch
länger außer Mode war.
»Hattest du Unannehmlichkeiten?« fragte sie mit
geweiteten Augen.
»Natürlich nicht. Ich habe schließlich
nicht gekotzt. Wenn jemand Unannehmlichkeiten haben wird, dann bist
du’s«, fügte ich geheimnisvoll hinzu.
Sie schien an der Wand hinzusinken, und ich glaube, sie klammerte
sich an das Wandpaneel. »Mein Vater… Werden sie es meinem
Vater sagen?«
Ihr Gesicht wurde wieder abwechselnd rot und weiß. Wo mochte
sie diesmal hinkotzen? Das sollte mich lehren, meine Frustrationen
nicht an meiner Stubengenossin auszulassen.
»Deinem Vater? Natürlich nicht. Niemand wird
Schwierigkeiten haben. Es waren nur zwei beschissene Bettücher;
sonst nichts.«
Sie schien mich nicht gehört zu haben. »Er sagte, er
würde kommen und mich holen, wenn ich Schwierigkeiten
bekäme. Er sagte, er würde mich nach Hause holen.«
Ich setzte mich aufrecht in meiner Koje. Ich hatte noch nie eine
Novizin gesehen, die nicht dafür gestorben wäre, nach Hause
zu kommen; zumindest nicht eine wie Zibet, auf die eine ganze
liebende Familie wartete, statt eines Treuhänders und einem
Haufen verkommener Rechtsanwälte. Aber Zibet sah erschreckend
elend aus bei dieser Vorstellung. Vielleicht war das ganze Camp im
Begriff, überzuschnappen.
»Du wirst keine Probleme haben«, wiederholte ich.
»Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen
müßtest.«
Sie klammerte sich noch immer an das Wandpaneel, als hinge ihr
Leben davon ab.
»Komm’ schon.« Bei der masturbierenden Maria;
vermutlich hatte sie einen Anfall oder etwas derartiges, und man
würde mich auch dafür zur Rechenschaft ziehen. »Du
bist hier in Sicherheit. Dein Vater erfährt nichts
davon.«
Sie schien sich ein bißchen zu beruhigen. »Danke,
daß du mir keine Szene gemacht hast«, sagte sie und
krabbelte in ihre Koje. Das Licht hatte sie angelassen.
Beim rammelnden Jesus; es war die Sache nicht wert. Ich stand auf
und knipste das verdammte Licht selbst aus.
»Du bist eine anständige Person; das wollte ich dir noch
sagen«, hörte ich ihre sanfte Stimme im Dunklen. Absolut
abgefahren. Ich machte es mir unter der Decke bequem und bereitete
mich darauf vor, mich selbst in den Schlaf zu befriedigen, da mir
nichts anderes vergönnt war; aber sehr ruhig. Ich hatte keinen
Bedarf an noch mehr Hysterie.
Eine herzhafte Stimme explodierte plötzlich in den Raum.
»An alle jungen Männer des Moulton College; zu all meinen
starken Söhnen spreche ich…«
»Was ist das?« wisperte Zibet.
»Deine erste Nacht in der Hölle«, erwiderte ich und
stieg zum dreißigsten Mal aus dem Bett.
»Mögen all eure Mühen von Erfolg gekrönt
sein«, sagte Old Man Moulton.
Ich schlug mit der Hand an das Paneel, dann suchte ich in meiner
noch nicht ausgepackten Shuttle-Tasche nach einer Nagelfeile. Als ich
sie gefunden hatte, trat ich vor die Koje Zibets und fing an, das
Intercom abzuschrauben.
»An alle jungen Frauen des Moulton College«,
dröhnte die Stimme wieder, »an all meine geliebten
Töchter.« Moulton hielt inne.
Ich warf die Schrauben und die Feile in meinen Beutel, schlug auf
das Paneel und schmiß mich selbst wieder auf die Koje.
»Wer war das?« flüsterte Zibet.
»Unser Stiftervater«, sagte ich; aber dann fiel mir die
Wirkung ein, die das Wort »Vater« an diesem ausgeflippten
Ort auf alle zu haben schien, und ich fügte eilig hinzu:
»Das ist das letzte Mal, daß du ihn gehört hast.
Morgen gebe ich ein wenig Plast in die Verdrahtung und setze dann die
Schrauben wieder ein, damit die Dorment-Mutter nichts merkt. Wir
werden uns für den Rest des Semesters wohltuender Ruhe
erfreuen.«
Sie erwiderte nichts. Sie schlief schon und schnarchte leise. Ich
machte mir klar, daß ich heute alles und jedes
mißverstanden hatte. Großartiger Start ins Semester.
Der Verwalter wußte alles über die Party. »Sie kennen die
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