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Brandwache

Brandwache

Titel: Brandwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Moulton zu teuer, und sie
gingen zu einem ständig gleichbleibenden Klima über, wie
alle anderen Hell-Fives. Natürlich machte sich niemand die
Mühe, es den Bäumen zu sagen; und sie stoßen ihr
Gespinst aus und lassen Zweige fallen, wann immer es ihnen
paßt; und das ist eigentlich immer. Man kann es kaum treiben,
ohne daß es einen fast erwürgt.
    Die Bäume treiben auch unten ihr schmutziges Handwerk,
schlagen unbekümmert ihre Wurzeln durch die Leitungen und
verdeckten Kabel, so daß nichts mehr funktioniert. Nichts mehr.
Ich glaube, die gesamte äußere Ummantelung könnte
wegfliegen, und niemand würde es bemerken. Das verdammte
Wurzelgeflecht würde uns zusammenhalten. Und der Verwalter
wundert sich, weshalb wir es Hell nennen. Es würde mir
Spaß machen, sie ein für alle Male aus ihrer
trügerischen Ruhe aufzuschrecken.
    Ich schickte die Bettücher durch den Desinfizierer und
steckte sie in die Schleuder. Während ich dort saß und mir
schlimme Sachen mit den Novizinnen ausdachte und versuchte, mir eine
Methode auszudenken, der Restriktion zu entkommen, kam Arabel
hereingeschlendert.
    »Tavvy; hi! Wann bist du zurückgekommen?« Sie sieht
immer so süß aus, daß es sich nicht beschreiben
läßt. Wir haben als Novizinnen eine lesbische Beziehung
miteinander gehabt, und manchmal habe ich den Eindruck, daß sie
dem nachtrauert.
    »Eine große Party ist im Gange«, sagte sie.
    »Ich bin in Restriktion«, erwiderte ich.
    Arabel ist nicht gerade die Weltautorität in bezug auf
Parties. Damit meine ich, sie selbst und ein Plastikschwanz
wären in ihren Augen schon eine große Party.
    »Wo?« fragte ich.
    »In meinem Zimmer. Brown ist dort«, setzte sie
anzüglich hinzu. Diese Mitteilung zielte ohne Zweifel darauf ab,
daß ich aus den Höschen schlüpfen und die Treppe
hinaufflitzen sollte. Ich sah zu, wie meine Wäsche geschleudert
wurde.
    »Was treibst du denn dann hier unten?« erkundigte ich
mich.
    »Ich versuche, ein bißchen Float aufzutreiben. Der
Stoff ist uns ausgegangen. Warum kommst du nicht vorbei? Die
Restriktion hat dich noch nie aufgehalten.«
    »Ich kenne deine Parties, Arabel. Bettwäsche waschen ist
wahrscheinlich aufregender.«
    »Du hast recht«, erwiderte sie. »Ist es
wahrscheinlich.« Sie trödelte bei der Waschmaschine herum.
Das sah ihr ganz und gar nicht ähnlich.
    »Was ist los?«
    »Nichts ist los; das ist es ja eben.« Sie klang
entmutigt. »Eine Samurai-Party ohne den Samurai. Kein Schwanz in
Sicht, auch nicht entfernt. Deshalb bin ich
heruntergekommen.«
    »Auch Brown?« fragte ich. Er hatte einen Menge Macken,
aber Zölibat gehörte eigentlich nicht dazu.
    »Auch Brown. Sie alle sitzen nur herum.«
    »Dann haben sie etwas drauf. Etwas Neues, das sie aus den
Ferien mitgebracht haben.« Ich verstand nicht, worüber sie
sich so empörte.
    »Nein«, erwiderte sie. »Sie haben nichts drauf. Es
ist anders. Komm’ selbst und schau’ es dir an.
Bitte.«
    Na gut, mag sein, daß dies alles nur ein Trick war, mich auf
eine von Arabels beschissenen Parties zu schleppen; oder auch nicht.
Aber ich wollte vermeiden, daß Mumsy glaubte, sie hätte
meine Gefühle verletzt, indem sie mich zur Restriktion verknackt
hat. Ich verschloß die Schleuder, damit niemand meine
Bettücher klauen konnte, und ging mit Arabel.
     
    Für diesmal hatte sie absolut nicht übertrieben. Es war
eine obermiese Party, selbst an ihrem niedrigen Standard. Ich sah es
sofort, als ich hineinkam. Die Mädchen schauten unglücklich
aus der Wäsche, und die Jungen wirkten völlig
desinteressiert. Trotzdem bestanden gewisse Chancen. Wenigstens war
Brown zurück.
    Ich ging zu ihm hinüber.
    »Tavvy«, sagte er und lächelte. »Wie war dein
Sommer? Hast du etwas Neues von den Eingeborenen gelernt?«
    »Mehr, als meinem beschissenen Vater lieb sein kann.«
Ich erwiderte sein Lächeln.
    »Ich zweifle nicht daran, daß ihm nur dein Wohl am
Herzen gelegen hat«, sagte er.
    Ich setzte eben zu einer klugen Bemerkung zu diesem Thema an, da
erkannte ich, daß er es völlig ernst gemeint hatte. Brown
war als Treuhandzögling hier, ebenso wie ich. Er mußte
einfach Witze darüber machen. Aber er tat es nicht. Er
lächelte nicht die Spur.
    »Er wollte dich nur beschützen; zu deinem eigenen
Besten.«
    Beim Knaller Jesus; er mußte etwas im Hintergrund haben.
    »Ich brauche keinen Schutz«, entgegnete ich. »Das
weißt du sehr genau.«
    »Ja«, sagte er, und seine Stimme klang enttäuscht.
»Ja.« Er trollte sich.
    Was zum Teufel ging hier

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