Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
Vom Netzwerk:
hatte. Was soll’s, dachte sie, wenn Kuchen für die Bauern von Frankreich gut genug ist, wie Marie Antoinette meinte, ist er es für mich allemal, und biss herzhaft hinein.
    »Normalerweise esse ich nicht so viel«, sagte Mrs. Torkel, nachdem sie ein großes Stück von ihrem Kuchen abgebissen hatte. »Aber ich bin ja im Urlaub.« Sie nippte an ihrem Kaffee. »Also, wo war ich stehengeblieben?«
    »Leo Parrish fand heraus, wo der Schatz lag«, sagte Juliet.
    »Oh, ja«, erzählte ihre Großmutter weiter, »er hat ihn tatsächlich gefunden – zumindest sagt das die Legende. Er hat ihn dann heimlich nach Glendale-Marsh gebracht und dort versteckt. Kurz darauf begann der Zweite Weltkrieg, und er meldete sich freiwillig. Da er sich in Übersee um seinen Schatz sorgte, schrieb er in einer Art Geheimcode auf, wo sich dieser befand, und schickte diese verschlüsselte Botschaft, die niemand entziffern konnte, in einem Buch nach Hause. Ich habe keine Ahnung, um welchen Code es sich handelte, aber seit dieser Zeit kommen Touristen nach Glendale-Marsh, um nach dem Buch mit der geheimen Botschaft und nach dem Schatz zu suchen. Vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren war das ein beliebter Zeitvertreib. Ich glaube, das Land der Parrish-Familie wurde von diesen Schatzsuchern mehrmals von einem Ende zum anderen umgegraben.«
    »Und was passierte mit Leo Parrish selbst?«, fragte Juliet.
    »Er wurde als vermisst gemeldet. Keiner hat jemals wieder etwas von ihm gehört. Wenn es diesen Schatz je gegeben haben sollte, ist er mit ihm verlorengegangen«, beendete Juliets Großmutter ihre Erzählung. Danach aß sie genüsslich ihren Kuchen auf.
    Nach einiger Zeit meinte sie dann noch: »In den letzten Jahren gab es immer weniger Schatzsucher. Ab und zu taucht noch einer auf, aber es ist kein Vergleich mehr zu den Fünfzigern.«
    »Das ist eine interessante Geschichte«, sagte Diane. »Glauben Sie, dass dies die Geheimbotschaft sein könnte?« Sie tippte mit den Fingern auf das vor ihr liegende Papier.
    »Wer weiß?«, sagte Mrs. Torkel. »Ich weiß nichts von irgendeinem anderen Geheimtext, aber ich könnte auch nicht sagen, wie er in diese Puppe gelangt sein sollte. Die ist doch bei weitem nicht so alt.«
    »Vielleicht hat ein Schatzsucher diese Geheimbotschaft gefunden und dann in der Puppe versteckt«, sagte Juliet.
    »Lebt die Familie Parrish noch in Glendale-Marsh?«, fragte Diane.
    »Nein, sie sind schon vor etwa dreißig oder vierzig Jahren weggezogen. Die meisten dürften inzwischen verstorben sein.«
    »Kaum zu glauben«, sagte Juliet. »Da gibt es einen Schatz, und ich habe nichts davon gewusst?«
    »Unser Schatz waren die Muschelschalen, die wir gemeinsam gesammelt haben«, sagte ihre Großmutter. »Die scheinen dir auch wirklich genutzt zu haben, wie es aussieht. Du hast sicher schon jetzt mehr Geld mit deinem Interesse an Muschelschalen verdient, als du mit Schatzsuche je hättest verdienen können.«
    Diane aß das letzte Stück ihres Schokoladenkuchens auf. »Juliet …«, fing sie dann an.
    »Ich möchte nicht in ein Hotel ziehen«, unterbrach sie Juliet. »Ich mache es, wenn es unbedingt sein muss, aber …«
    »Ich lasse Ihr Apartment durch Sicherheitsleute des Museums überwachen«, sagte Diane.
    »Sie glauben, dass der Mann, der Ihnen die Puppe geraubt hat, mein Kidnapper war, nicht wahr?«, fragte Juliet.
    »Ja«, bestätigte Diane, »das tue ich. Ich weiß zwar noch nicht, wie das alles zusammenpasst, aber ich arbeite daran. Ich möchte Sie wirklich nicht in Panik versetzen, aber er könnte Angst haben, dass Sie ihn erkennen würden.«
    »Warum?«, fragte Juliet.
    Warum? Eine gute Frage,
dachte Diane. Da war etwas, das sie schon lange beschäftigt hatte. Plötzlich wurde es ihr bewusst.
    »Ich glaube, es hat etwas mit dem zu tun, was Sie vor Ihrer Entführung gesagt haben. In einem der Zeitungsartikel wurde berichtet, Ihre Nachbarn hätten gehört, wie Sie zu jemandem in dem Garten hinter Ihrem Haus sagten ›Ich kenne Sie nicht‹. Und kurz bevor Joana ermordet wurde, hat jemand gehört, wie sie den Mann an ihrer Tür fragte: ›Kenne ich Sie?‹ Die Sätze sind sich so ähnlich, dass ihr Mörder wohl überzeugt war, sie habe ihn erkannt. Joana stellte sich dann zwar als die Falsche heraus, aber er könnte immer noch davon überzeugt sein, dass Sie ihn identifizieren könnten.«
    »Glauben Sie, dass es um diesen Schatz geht?«, fragte Juliet.
    »Er wollte diese Puppe haben. Und in dieser Puppe war eine

Weitere Kostenlose Bücher