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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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in Ohnmacht gefallen.
    Hinterher war ihr diese Reaktion schrecklich peinlich. Kendel tröstete sie und erzählte ihr, dass sie selbst an ihrem ersten Arbeitstag so laut geschrien habe, dass selbst die Museumsmitarbeiter zwei Stockwerke höher erschrocken seien. Allerdings hatte Kendel geschrien, weil sie eine zusammengerollte große Schlange in ihrer Schreibtischschublade gefunden hatte, wohingegen das Objekt der Angst in Juliets Fall ein Geschenkkorb war.
    Andie fühlte sich irgendwie schuldig, während alle anderen ganz einfach verblüfft waren. Diane fragte sich, ob Juliet vielleicht ein Stalker verfolgte, der ihr immer wieder ungebetene Geschenke machte. Sie fragte Juliet, ob sie vielleicht deswegen einen Job haben wolle, der keine große Aufmerksamkeit errege. Juliet versicherte ihr aber, dass dies nicht der Fall sei und dass sie nur einfach Angst vor neuen Puppen habe. Das war allerdings keine sehr befriedigende Erklärung. Diane vermutete, dass sie deshalb all die Zeit ein Essen mit ihr vermieden hatte.
    Whitney Lester saß immer noch steif auf ihrem Stuhl. Es war ein einfacher ungepolsterter Holzstuhl, der nicht sehr bequem aussah. Diane fragte sich, ob Whitney ihn extra für ihre Untergebenen ausgesucht hatte.
Jetzt nicht überinterpretieren,
wies Diane sich selbst zurecht.
    »An meinen bisherigen Arbeitsstellen war mein Führungsstil immer sehr effektiv«, sagte Lester mit vorgerecktem Kinn, bereit, ihren Status hier zu verteidigen.
    »Das Bedrängen und Schikanieren von Mitarbeitern gehört nicht zu der Arbeitskultur, die wir in diesem Museum hier fördern wollen.«
    Whitney Lester gab noch nicht auf. »Die Muscheln sind verschwunden, und kein anderer in dieser Abteilung hatte Zugang zu ihnen. Wer sonst könnte sie also gestohlen haben?«
    »Sie«, sagte Diane.
    Das hatte sie kalt erwischt. Sie atmete hörbar ein. Ihre Augen wurden so groß, dass Diane den gesamten weißen Ring um ihre Iris sehen konnte.
    »Ich? Ich?«, stotterte sie.
    »Sie haben selbst zugegeben, dass Sie die letzte Person waren, die sie im Tresorraum gesehen hat. Sie kennen den exakten Wert von jedem dieser Gegenstände. Sie haben es nicht der Sicherheitsabteilung gemeldet, und Sie wollten es augenscheinlich auch nicht der Museumsleitung mitteilen. Und Sie waren nicht ganz ehrlich, als Sie mir erzählten, nur Juliet habe Zugang zum Sicherheitsgewölbe, da Sie den ja ebenfalls haben.«
    »Aber ich habe es nicht getan«, sagte sie. Sie hielt dabei die Armlehne ihres Stuhls so fest umklammert, dass ihre Knöchel ganz weiß wurden.
    »Woher soll ich das wissen?«, sagte Diane. »Ihre Beschuldigungen gegen Juliet Price könnten ja auch ein Ablenkungsmanöver sein.«
    »Sie können doch nicht
mich
beschuldigen!«, rief sie aus und betonte dabei das Wort
mich,
als ob sie wie Cäsars Frau über alle Zweifel erhaben sei.
    »Tatsächlich haben Sie Dr. Price diesen Diebstahl aufgrund von weit weniger Anhaltspunkten unterstellt, als ich gerade gegen Sie vorgebracht habe. Das könnte den Eindruck erwecken, dass Sie etwas mit der Sache zu tun haben.«
    »Ich bin die Leiterin dieser Sammlung. Es ist Teil meines Jobs, alle Sammlungsstücke zu kennen. Deshalb kenne ich auch ihren Wert.«
    »Und es gehört zu Dr. Price’ Aufgaben, diese Stücke zu erfassen, weswegen sie auch Zugang zum Tresorraum haben muss.«
    »Aber ich
weiß,
dass ich diese Muscheln nicht entwendet habe«, legte Lester nach.
    »Auch Dr. Price behauptet, sie nicht genommen zu haben«, konterte Diane.
    »Das ist nicht richtig«, sagte Lester schließlich.
    »Nein, es ist nicht richtig. Und es ist auch nicht richtig, Juliet Price zu bedrängen und zu beschuldigen. Ich sage Ihnen jetzt, wie wir weiter vorgehen werden. Sie verschaffen mir Fotos der vermissten Gegenstände, die ich dann an die Sicherheitsabteilung weiterleite. Deren Mitarbeiter werden dann jeden hier befragen. Das heißt aber nicht, dass irgendjemand Bestimmtes unter Verdacht steht. Und ich werde Andie bitten, Sie zu einem Managementkurs anzumelden. Dort werden Sie den Führungsstil kennenlernen, den wir hier in unserem Museum erwarten.«
    »Managementkurs?«
    »Ja. Sie haben vielleicht andere Vorstellungen über Menschenführung, aber solange Sie hier arbeiten, werden Sie sich unserer Arbeitsphilosophie anpassen müssen. Und jetzt holen Sie mir bitte diese Fotos.«
    Whitney Lester stand auf und schien erst einmal nicht zu wissen, was sie jetzt tun sollte, so als ob sie ihre Niederlage eingestehen würde, wenn sie Dianes

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