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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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Anweisung folgte. Diane hatte fast ein schlechtes Gewissen, dass sie sie so hart angefasst hatte, aber sie hatte sich so auf eine friedliche Zeit in der Muschelsammlung gefreut, und die hatte ihr Whitney Lester jetzt gründlich verdorben.
    Diane stand nun ebenfalls auf und ging ins Nebenzimmer zu Juliet Price hinüber, die sich inzwischen nicht mehr den Bauch hielt. Stattdessen stand sie mitten im Raum, strich sich ihren grauen Cordrock glatt und versuchte, weder in Dianes noch in Whitney Lesters Richtung zu schauen. Diane sprach sie direkt an:
    »Ihr Job ist sicher. Die Sicherheitsleute werden mit Ihnen sprechen wollen, also versuchen Sie, sich bitte an alles zu erinnern, was Sie über die fehlenden Gegenstände wissen.«
    Juliet nickte. »Ja, Ma’am.«
    »Haben Sie schon etwas gegessen?«
    Juliet schüttelte den Kopf.
    »Dann gehen wir jetzt ins Restaurant und holen unser Dinner nach, das wir schon so oft verschoben haben.«

[home]
    16
    I m Museumsrestaurant fühlte man sich unter den hohen Bogengängen aus alten Backsteinen in eine mittelalterliche Klosterbibliothek versetzt. In vier aneinandergrenzenden Sälen standen Tische und Stühle aus dunklem, roh behauenem Holz. Entlang der Wände befanden sich in gewölbten Backsteinalkoven kleine Séparées, in die sich Diane besonders gern setzte, weil man dort ganz ungestört war. Juliet ging es offensichtlich genauso.
    Diane sah ihr an, dass sie sich in einem solchen Restaurant nicht sehr wohl fühlte. Sie sagte kein einziges Wort, während ihr Blick durch den Raum schweifte, als ob sie nach einem bekannten Gesicht Ausschau hielte. Dann zog sie sich auf ihrer Holzbank ganz in den Alkoven zurück. Dessen halbdunkles Innere und das Kerzenlicht verstärkten noch ihr ätherisches Aussehen. Diane wäre nicht überrascht gewesen, wenn sie sich plötzlich einfach in nichts aufgelöst hätte.
    »Ich lade alle meine Museumsmitarbeiter einmal zum Essen ein, um sie auf diese Weise etwas besser kennenzulernen. Bei uns beiden hat sich das bisher leider nicht ergeben. Ich will Ihnen also hier nicht auf den Zahn fühlen oder Ihnen gar irgendwelche Vorhaltungen machen. Ich möchte einfach die Menschen kennen, die in unserem Museum arbeiten. Also erzählen Sie mir ein bisschen von sich.«
    Juliet knabberte an einer Salzstange. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe bisher ein recht ruhiges Leben geführt.«
    »Nun ja, zuerst sollten Sie mir sagen, was Sie gerne essen möchten. Die Kellnerin wird jeden Moment hier sein«, sagte Diane.
    Beide schauten auf die Speisekarte, aber Diane wusste bereits, was sie wollte. So spät am Tag wählte sie immer eine Gemüseplatte mit Portobello-Pilzen, Käse und Tomaten und einen Obstsalat.
    »Das klingt gut. Ich nehme das Gleiche«, sagte Juliet, als Diane ihre Bestellung aufgab.
    Diane versuchte, Juliet in ein Gespräch zu ziehen, hatte damit aber wenig Erfolg. Juliet nestelte an ihrer Serviette herum, während sie auf ihr Essen warteten. Man hätte meinen können, dass sie sich lieber von Whitney Lester herunterputzen ließe, als mit Diane zu Abend zu essen.
    »Ich hoffe, Sie machen sich keine Sorgen um Ihren Job«, sagte Diane.
    Als Juliet daraufhin von ihrer Serviette aufschaute, war Diane von der Klarheit ihrer durchdringenden blauen Augen überrascht. In ihr steckte eindeutig mehr, als man nach dem ersten Anschein erwartet hätte.
    »Warum haben Sie mir eigentlich geglaubt, dass ich diese Muschelschalen nicht gestohlen habe?«
    Das war eine gute Frage. Diane hatte ihr ja auch sofort versichert, dass ihr Job nicht in Gefahr sei. Warum hatte sie das gemacht?
    »Es stellt ja irgendwie ein Wagnis dar, Objekte von solchem Wert zu stehlen. Sie scheinen mir kein Mensch zu sein, der ein solches Wagnis eingehen würde.«
    Juliet schenkte ihr die Andeutung eines Lächelns. »Nein. Da haben Sie wohl recht. Ich bin ein Feigling und habe schon vor den albernsten Sachen Angst.«
    Diane musste an die Geschichte mit dem Geschenkkorb denken. Ja, das war wirklich eine alberne Sache gewesen. Sie fragte sich, was da wohl dahinterstecken könnte.
    »Fast alle von uns haben Ängste, die andere für albern halten würden.«
    »Davon habe ich wohl eine Menge. Sie ergeben alle keinen Sinn. Ich weiß das selber. Ich habe Angst vor neuen Puppen, und ich weiß nicht einmal, warum. Ich habe Angst vor bestimmten Wörtern. Wenn ich sie irgendwo geschrieben sehe oder jemand sie in meiner Gegenwart ausspricht, gerate ich sofort in Panik. Deswegen ist dieser Job auch

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