Brandzeichen
Kopf. Der Gedanke gefiel ihr überhaupt nicht.
»Sie haben vielleicht einen geheimen Verehrer, der alle Ihre Probleme lösen möchte«, sagte Jin.
»Nehmen wir einmal für einen Moment an, dass dieses Szenario stimmt«, sagte Diane. »Dann schwebt Patrice in akuter Gefahr. Da sollten wir etwas tun.« Sie holte das Handy aus der Tasche, rief Garnett an und berichtete ihm von Jins neuester Idee.
»Es war nur so ein Gedanke«, sagte Diane, »und es ist wohl auch etwas weit hergeholt, aber Sie sollten doch ein Auge auf sie haben.«
»Sie hat uns bereits darum gebeten. Sie hat das mit McNair gehört und ist sich jetzt sicher, dass Sie sie als Nächste erschießen werden.«
»Großartig. Na, Sie wissen ja, Garnett, dass ich in dieser Stadt einen Ruf zu verlieren habe.«
»Ich weiß. Ich würde mir darüber keine Sorgen machen.«
Er hat leicht reden, dachte sie. »Wir haben Ihnen per E-Mail ein Bild der Person geschickt, die der Computer auf der Grundlage des Schädels rekonstruiert hat, den wir im Keller gefunden haben«, sagte sie.
»Ich habe es bekommen und zeige es gerade herum. Das ist der erste wichtige Hinweis, den wir im Meth-Fall haben. Gute Arbeit.«
»McNairs Leute haben die Spuren im Keller gesichert«, sagte Diane. »Es muss noch mehr Knochenteile von dort geben. Aus dem Keller habe ich hier nur ein paar Röhrenknochen, eine Rippe und die Schädelfragmente.«
»Vielleicht sind alle anderen bei der Explosion vernichtet worden«, sagte Garnett.
»Wissen Sie, wie schwer es ist, einen Knochen total zu zerstören?«, fragte Diane.
»Ich kümmere mich darum«, sagte er.
»Haben Sie schon einen Blick auf die anderen Spuren aus dem Keller werfen können?«
»Nein. McNairs Leute bearbeiten sie noch. Sie benachrichtigen mich, wenn sie etwas finden.« Garnett dankte ihr noch einmal und legte auf.
Diane fiel auf, dass er es wirklich eilig gehabt hatte, dieses Telefongespräch zu beenden.
»Nun«, sagte sie dann, »Patrice hatte dieselbe Idee … Sie hat aber um Polizeischutz gebeten, weil sie glaubt, dass ich hinter ihr her bin.«
Ihre drei Mitarbeiter brachen in Gelächter aus. Sie selbst fand das dagegen überhaupt nicht komisch.
»Ich schaue noch einmal die Bücher aus Joana Ciprianos Wohnung durch«, sagte Diane. »Ihr könnt dann weiter an den beiden anderen Fällen arbeiten.«
Die Bücherkisten standen in einem der verglasten Arbeitsräume des Kriminallabors. Diejenigen Bücher, die David bereits untersucht hatte, lagen auf dem Tisch. Er hatte eine Liste mit Titel, Verfasser, Erscheinungsdatum und Inhalt angelegt.
Sie überflog die Liste und suchte nach einem Titel, Namen oder sonst etwas, das mit dem Satz zu tun haben könnte, den Jere Bowden gehört zu haben glaubte, konnte aber nichts dergleichen finden.
Diane machte dort weiter, wo er aufgehört hatte. Sie blätterte die Bücher durch, suchte nach Randbemerkungen oder etwas, was zwischen den Seiten steckte. Sie sah auf diese Weise etwa zwanzig Bücher durch … nichts. David hatte recht. Wenn man nicht weiß, wonach man suchen soll, findet man auch kaum etwas.
Sie begann gerade mit einer zweiten Kiste, als Neva den Raum betrat.
»Ich habe einen Anruf von einer meiner Quellen bekommen«, sagte sie. »Ich habe ein paar neue Informationen.« Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Ein anderer Jogger hat McNair auf diesem Weg gefunden. Er sagte auch, er habe einen Mann die Straße entlanggehen sehen, als er seinen Wagen parkte. Er habe einen schwarzen Synthetikwintermantel und eine dazu passende Schildmütze, Jeans und Arbeitsstiefel getragen. Soweit er es erkennen konnte, hatte er grau werdendes dunkles Haar. Er fiel ihm auf, weil er weder wie ein Jogger noch wie ein Wanderer aussah. Klingt das nicht bekannt?«
»Das ist die Beschreibung des Mannes, den Jere Bowden an der Tür von Joana Ciprianos Apartment gesehen hat«, antwortete Diane.
»Genau das denken sie auch bei der Mordkommission«, sagte Neva.
»Also hängen die Morde doch irgendwie zusammen«, sagte Diane. »Nur wie? Wir haben keine Anzeichen dafür gefunden, dass Joana in irgendetwas Verbrecherisches verwickelt war.« Allerdings wussten sie ebenso wenig, ob McNair in etwas Illegales verwickelt war, musste sie denken.
»Vielleicht war es nur ein Zufall«, sagte Neva. »Immerhin ist das ja keine ungewöhnliche Kleidung. Wenn man durch die Stadt geht, wird man sicher in dieser Jahreszeit einem halben Dutzend Männern begegnen, die so angezogen sind.«
»Ich nehme an,
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