Brandzeichen
hilfreich.
Ein anderes Programm bearbeitete dann das Drahtgitter weiter und rekonstruierte mit Hilfe von bekannten allgemeinen Gesichtstiefemaßen das vermutliche Gesicht und gab es bildlich wieder. Dies nahm allerdings geraume Zeit in Anspruch. Diane konnte beobachten, wie vor ihren Augen allmählich ein Gesicht entstand.
Sie fühlte sich in ihrem »Knochengewölbe« irgendwie frei und gelöst. Wenigstens hierher konnte sie Patrice Stanton nicht verfolgen.
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26
D iane studierte das fertige 3-D-Modell des Gesichts, das der Computer aus den zusammengeleimten Schädelfragmenten berechnet hatte. Sie kannte diesen Menschen nicht. Sie hatte das auch nicht erwartet. Aber sie war sich sicher, dass jemand im Polizeikommissariat ihn erkennen würde.
Diane druckte einige Kopien dieser Gesichtsdarstellungen aus, lud die entsprechenden Daten auf einen Speicherstift, schaltete den Computer und alle anderen Geräte aus und verließ ihr Gewölbe, wobei sie dessen Tür sorgfältig abschloss.
Sie schaute auf die Uhr. Eigentlich wäre schon vor Stunden ihre gewöhnliche Mittagessenszeit gewesen. Sie hoffte, dass wenigstens David, Jin und Neva etwas gegessen hatten, obwohl sie in dieser Hinsicht ihrer Chefin glichen und oft bei der Arbeit jedes Zeitgefühl verloren. Diane verließ ihr Osteologielabor und ging zum Kriminallabor hinüber. Tatsächlich war ihr gesamtes Team dort in seine Arbeit vertieft. Jin und Neva beugten sich über eine Karte. David telefonierte.
»Habt ihr schon etwas gegessen?«, fragte Diane.
»Essen?«, sagte Jin. »Keine Zeit. Wir müssen Verbrecher jagen. Neva und ich haben uns gerade McNairs Jogging-Route angeschaut. Ich erstelle jetzt eine Matrix aller Zugangspunkte und …«
»Wie habt ihr herausgefunden, wo er umgebracht wurde?«, fragte Diane.
Jin schaute sie an, als wollte er sagen: »Ich bitte Sie, was erwarten Sie von einem Ermittler?«
»Und was hast du gemacht?«, fragte David, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte.
Diane zeigte ihnen die Ausdrucke der Gesichtsrekonstruktion.
»Dieser Schädel war einer der beiden, die ich noch nicht identifiziert hatte. Der andere wurde im Erdgeschoss neben einem Fenster gefunden. Diese Knochen lagen im Keller. Es sind die einzigen Knochen, die wir dort gefunden haben, das heißt, die einzigen von denen, die uns McNairs Mannschaft übergeben hat.« Diane war sich sicher, dass in dem Material, das McNair mitgenommen hatte, noch weitere Knochen waren, die sie nie zu Gesicht bekommen würde.
»Glaubst du, das hier ist der Meth-Koch?«, fragte David.
»Das glaube ich tatsächlich«, bestätigte Diane.
»Wir sollten Garnett eine Kopie schicken«, schlug David vor. »Das wird ihn freuen. Das ist bisher die beste Spur, die sie in diesem Meth-Labor-Fall haben. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand, und dieser Adler lässt sie das auch deutlich spüren.«
Diane reichte David den Speicherstift. Er steckte ihn in seinen Computer und schickte Garnett das Bild als E-Mail.
»Okay«, sagte Diane und setzte sich an den Tisch, an dem Jin und Neva den Stadtplan studierten. »Ich dachte, Sie arbeiten am Stanton-Mord, Jin.«
Jin schaute erst Neva und dann David an. »Wir haben zusammen eine Theorie entwickelt – eine Hypothese, um genau zu sein.«
»
Idee
wäre das passendste Wort«, sagte David.
»Okay, eine Idee«, sagte Jin. »Was wäre, wenn McNair selbst irgendwie in die Meth-Labor-Sache verwickelt wäre?«
»Auf welche Weise?«, fragte Diane. Wenn das stimmte, befanden sie sich von nun an auf schlüpfrigem Parkett.
Jin zuckte die Achseln. »Wir sind uns nicht sicher. Er könnte ganz allein Nachforschungen angestellt haben, um danach den ganzen Ruhm zu ernten. Und dann hat er zu viel herausgefunden und wurde umgebracht.«
»Oder«, schlug David vor, »er steckt selbst bis zu seinen kleinen Knopfaugen mit drin. Er hat in letzter Zeit einen Haufen Geld ausgegeben. Ich weiß, Garnett hat uns erzählt, dass seine Frau vermögend ist, aber was wäre, wenn sein eigenes Geld hauptsächlich aus Drogengeschäften stammte? Könnte er nicht der Schattenmann hinter dem Meth-Koch sein, nach dem die Polizei sucht? Du musst doch zugeben, dass er alles unternommen hat, um die gesamten Beweisspuren unter seine Kontrolle zu bekommen.«
»Okay«, sagte Diane. »Das ist durchaus möglich.«
»Es sind mehrere Szenarien möglich«, sagte Jin. »McNair könnte den jungen Stanton umgebracht haben, weil er Angst hatte, dass dieser auspackt, und dann hat jemand McNair aus
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