Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
ihn etwas zu lehren, ihn zu seinem Erben einzusetzen. War das ein Fehler?«
    »Bleib mir aus dem Kopf!« Taguiloa verwahrte sich ohne Feindseligkeit, inzwischen war er hinlänglich an den Knaben gewöhnt, er konnte gar keine Furcht mehr vor dem Wandelkind verspüren, wie sonderbar es sich auch benehmen mochte. »Sieh mal, Jaril, ich behaupte nicht, ich könnte ihre Gefühle nicht verstehen. Wären meine Verwandten versklavt worden ... Bitte versteh mich richtig, es ist der gesamte Rest meines Lebens, auf den's mir ankommt.«
    »Das ist Brann vollauf klar. Sie benötigt lediglich eine Möglichkeit, um unauffällig in die Stadt zu gelangen, ohne daß die Garde ihr auflauert. Müßte sie nicht darauf achten, wer wahrscheinlich schon weiß, daß sie kommen wird, könnte sie ein Flußboot und ein Gespann Apfelschimmel mieten, in aller Ruhe den Kanal hinauffahren und in Durat prunkvoll Einzug halten.«
    »Eine Fremde?«
    »Sie könnte durchaus einen Temueng bestechen, so daß er sie mitnimmt. Genügend Gold macht alles möglich.«
    »Csermanoas Gold?«
    »Freilich nicht. Wir wollen ja Sammang und seinen Leuten keinen Verdruß einhandeln. Doch denk an die Schatzkammer des Tekoras. Wer wäre zu verhindern imstande, daß Yaril und ich uns einschleichen, wo immer wir wollen?«
    »Warum seid ihr gerade auf mich verfallen?«
    Jaril lachte, widmete ihm aus kristallgleichen Augen einen Seitenblick. »Du selbst hast dich angeboten.« In den vom Nebel getrübten Augen glomm Gutmütigkeit. »Und wer würde argwöhnen, daß die Vergeltung im Wagen eines Artisten naht?«
    »Deine Gefährtin unterbreitet also den Vorschlag, die Beträge für die Bestechungen und die Kosten der Ausstattung zu tragen?«
    »Und den allgemeinen Aufwand der Fahrt. Deine Einnahmen fallen ausschließlich dir zu, und du kannst sie nach Gutdünken mit deinen Mitarbeitern teilen.«
    »Sie ist großzügig.«
    »Mit Temuenggold fällt's leicht, großzügig zu sein.«
    »Vorausgesetzt, die Temueng wissen davon nichts.«
    »Wer denkt schon an Schlangen mit Taschen in der Haut?«
    Taguiloa lachte auf. »Ich nicht, Freundchen.«
    »Yarm willst du nicht mitnehmen?«
    »Noch eine Totenfeier, und ich bin mit ihm fertig.«
    »Er hat 'n Verwandten mit schlechten Angewohnheiten.« »Verwandte hat er 'ne Menge, und sie haben alle schlechte Angewohnheiten.«
    »Aber nur einer davon könnte auf den Einfall kommen, dir 'ne Lehre zu erteilen, indem er dich mit 'ner gepolsterten Keule durchprügelt, die nicht die Haut verletzt, nur die Knochen bricht.«
    »Tungjiis Arsch! Gehst du manchmal als Fliege an der Wand um?«
    »Ich gäbe 'ne ungeheuer dicke Fliege ab, aber ganz unrecht hast du nicht.«
    »Warum sprichst du darüber mit mir?«
    »Wir mögen dich. Ein Angebot: Ob du das Gold unserer Gefährtin nimmst oder nicht, Yaril und ich werden auf Hammerfaust 'n Auge haben und dich warnen, sobald er gegen dich was im Schilde führt.«
    »Einverstanden. Seshtrango schlage ihn mit Krätze und Blähungen und fürs Leben mit Yarm.«
    Jaril kicherte, dann kramte er in der Tasche seiner Jacke, häufte eine Handvoll Goldmünzen neben Taguiloa. »Brann wünscht Csermanoas Haus zu verlassen. Er klebt 'n wenig zu stark an ihr, stellt andauernd Fragen, die sie nicht beantworten mag, und die Dienerinnen bespitzeln sie. Sie fühlt sich dadurch beunruhigt. Könntest du einen neuen Unterschlupf für sie ausfindig machen?« Er errichtete aus den Münzen einen säuberlichen Stapel. »Das müßte reichen. Eine ruhige, sichere Unterkunft.«
    »Vor Klatsch und Tratsch ist man nirgends sicher.«
    »Nicht einmal, wenn sie wie 'ne Hina aussähe? Wenigstens außerhalb des Hauses?«
    »Das könntet ihr hinkriegen?«
    »Wir könnten's.«
    »Mmm. Ich kenne ein, zwei Schlupfwinkel, die sich vielleicht eignen. Laß mir zwei Tage Frist und komm in mein Haus.«
    »Alles klar.« Mit der sehnig-schmiegsamen Anmut einer Katze erhob sich der Knabe, winkte mit der Hand und verschwand im Nebel.
    Taguiloa blieb sitzen, starrte aufs schwarze Wasser, das unter seinen Füßen schwappte, und fragte sich, auf was er sich da eingelassen haben mochte.
    Durch den Vergnügungsgarten folgte Taguiloa der Musik und dem Gelächter zu dem an den Fluten gebauten Strandhaus, in die Richtung vom Wasser feuchter Steine, vom Wind geformter Zedern und an Spalieren hochgezogener Seetrauben-Ranken. Salzblumen blühten in Rot, Orange und gelegentlich auch grellem Rosa. Ein, zwei Weiden verliehen allem ein gewisses Maß an Vornehmheit. Der

Weitere Kostenlose Bücher