Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
die Hüften. »Schieb ab, Lümmel!« Eine Hand bewegte sich so blitzartig, daß sie zu verschwimmen schien. Unversehens ragte aus ihren Fingern eine kurze Klinge; Harra hielt die Hand dicht an den Leib. »Und tat er's nicht, verlöre er womöglich ein paar Finger, auf jeden Fall aber einiges Blut.« Sie warf die silberne Länge Stahl in die Luft, fing sie auf und schleuderte sie in die Richtung der Wand. Die Klinge bohrte sich eine Haaresbreite neben einem kleinen Feuchtigkeitsfleck ins Holz. Harra schnitt eine Miene der Unzufriedenheit, stand auf und holte das Messer. »Kesker hätte ich dafür, bei einem solchen Wurf zu fehlen, am Haar gezogen.«
    »Kesker?«
    »Meines Vaters Leibwächter. Er fand den Tod.«
    »Als er deinen Vater schützte?«
    »Nein. Es war Blutrache. Wir wagten uns seiner Heimat zu nahe.«
    »Hinter dir liegt bereits ein ereignisreiches Leben.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Damit wäre der Fall des Flegels erledigt. Solltest du deswegen Ärger bekommen, werde ich dir Rückhalt gewähren, aber versuch's zuvor mit einfacher Ablehnung, ja?«
    »Sicherlich. Warum nicht?«
    »Nun nehmen wir einmal an, einen Jamara-Fürsten kitzelt's, fremdländische Leiber in seinem Bett zu haben.«
    Harra lächelte. »Ich würde ihm antworten: Mit Freuden, hochehrenwerter Saöm, doch habe ich die Pocken, darum mag's empfehlenswert sein, darauf zu verzichten.«
    »Du siehst aber nicht nach Pocken aus.«
    »So sind wir fremden Frauenzimmer eben, bei uns kann
    man nie sicher sein.«
    »Und wenn er dir entgegnet, daß er dir nicht glaubt?«
    »Dann verfahre ich so.« Harra begann eine seltsame verhaltene Weise zu pfeifen, etwas wie eine Art von Schlummerliedchen. Einige Augenblicke lang beobachtete Taguiloa sie, bis ihre Gestalt in seiner Sicht verwaschen wurde und vollständige Trägheit von ihm Besitz ergriff. Da hörte sie zu pfeifen auf und klatschte in die Hände, das scharfe Geräusch schreckte ihn mit einem Ruck aus dem Dösen. »Im Zustand der Brünstigkeit sind Männer sehr leicht beeinflußbar«, sagte sie. »Ich würde ihm einflüstern, er habe nicht das mindeste Interesse an mir, und er solle alles vergessen, auch das Pfeifen. Mein Vater war Magier. Ich war seine fleißigste und beste Schülerin.«
    Taguiloa starrte sie an, brach dann in ein derartiges Gelächter aus, daß er vornüber auf den Fußboden plumpste. Als er sich wieder einigermaßen zu beherrschen vermochte, setzte er sich auf, wischte sich die Augen, bemerkte Taris Blick der Verwunderung und wäre beinahe von neuem in Lachen ausgebrochen. Er nahm einen langen Atemzug, entließ die Atemluft mit heftigem Aufseufzen. »Wenn du mich begleiten willst, bist du willkommen, Harra Hazhani.« Er räusperte sich. »Doch vielleicht möchtest du abwarten, bis du meine Gönnerin kennengelernt hast, ehe du dich endgültig entscheidest.« Er verkniff die Lider, forschte in ihrem Gesicht, betrachtete ihre Hände, versuchte ihr Alter zu schätzen.
    »Dreiundzwanzig.«
    »Du beantwortest auch unausgesprochene Fragen?«
    »Wozu Zeit vergeuden? Du wolltest es wissen.«
    »Halt dich aus meinem Kopf fern, Frau!«
    »Ein Hineinschauen war überflüssig. Deine Miene hat verraten, womit du dich beschäftigt hast. Weißt du, Männer sind sich sehr ähnlich, zumindest in derlei Angelegenheiten.«
    »Mm-hmm. Du und die Hexe dürftet so manches unterhaltsame Plauderstündchen haben.«
    »Du weckst meine Neugierde. Wer ist sie?«
    »So wie du eine Fremde.«
    »Müßte sie mir bekannt sein?«
    »Wohl kaum.«
    Auf ihrem Diwan regte sich Tari Schwarzdorn, stieß Taguiloa mit dem Fuß an. »Geh heim, Taga, da du mir nun meine Schätze stiehlst. Geh heim, du Eintagsfliege, und mach der Wespe in deinem Nest den Garaus.« Sie schnob gedämpft. »Komm nicht zurück, o du Undankbarer, ohne mir dafür ein Dankesgeschenk mitzubringen, daß du mir den ganzen Nachmittag geraubt hast. Und komm zur zweiten Stunde nach der Mittagszeit, keinen Augenblick früher.« Heiter gluckste sie. »Sonst werde ich dich von meinen Tänzerinnen kitzeln lassen, bis du für den Rest deines Lebens schlotterst wie Espenlaub.«
    Taguiloa grabschte sich ihren Fuß, brachte sie mit geschickten Fingern zum Lachen, küßte erneut den Rist, bevor er sich erhob und zur Tür ging. »Bring deine Hexe mit«, rief Tari, als er den Ausgang erreichte, »damit wir dies Wunder aller Wunder kennenlernen!«
    Nichtssagend winkte Taguiloa mit der Hand, beeilte sich hinaus, ehe Tari ihn zurückrufen konnte, strebte den

Weitere Kostenlose Bücher