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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ihre Dienste und die Benutzung ihrer Herden von häßlichen, jedoch starken Begryer an, sie brachten alles, was ihre jeweiligen Auftraggeber befördert haben wollten, auf dem westwärtigen Landweg ins Landesinnere.
    Auch Söldner jeglicher Abstammung und beider Geschlechter kamen nach Silili.
    Straßenzauberer, Tänzer, Akrobaten, Musikanten und Bettler wimmelten durch die Stadt; Woda-Fährleute und - Träger, breitschultrige Gestalten von gedrungenem Körperbau und mit krummen Beinen, boten mit lauten Stimmen, in einer Art von Singsang, ihre Dienste an.
    Priester traf man überall, Diener vieler Götter und Dämonen. In der Mehrheit waren es Hina, Einheimische, auf Selt geboren und dazu bestimmt, auf Selt zu sterben, oder sie stammten aus dem Hochland, wo einst die Hina geherrscht hatten, auf dem nun jedoch die schwere Faust der Jamara-Fürsten lastete, sie weilten als Pilger hier, um den großen Tempel auf dem in Selts Mitte gelegenen Berg zu besuchen, oder gaben Unterricht in den zum Tempel gehörigen Priesterschulen.
    Magier, kleine und große Männer, große und kleine Frauen, aller Rassen und jeder Gestalt, unterbrachen für eine Weile ihre geheimnisvollen Fahrten in Silili, manche nur für einen Tag, um das Schiff zu wechseln, einige setzten lediglich den Fuß aufs Land, um es sofort wieder zu verlassen, während andere in den Tempelschulen zu lernen und zu forschen beabsichtigten; dieser und jener Magier schaute sich ganz einfach bloß auf dem dichtbevölkerten Markt um.
    Vom Meer her kroch Nebel in die Stadt, und die Straßen leerten sich, die Auswärtigen strömten in die Freudenhäuser oder Wirtshäuser des Fremdenviertels, je nachdem, welches ihrer Gelüste am stärksten nach Befriedigung verlangte.
    Taguiloa winkte den Weibern ab, die sich aus Fenstern der Freudenhäuser lehnten, ihn beim Namen riefen, ihn einluden. Bei den Frauen der Nacht war er wegen seiner Ausdauer und der Lust, die er an ihnen und ihren Leibern fand, sehr beliebt. Es war sein Grundsatz, den Anschein jemandes zu erregen, der unbekümmert und lachend durch die Welt ging; alle Sorgen, Ängste und Anwandlungen von Schwermut behielt er für sich. Als netter Kerl galt er, als gutmütiger, rücksichtsvoller Liebhaber, als umgänglicher Spieler, der mit heiterer Gelassenheit verlor und gewann, als Freund, der sich, wenn Schwierigkeiten anstanden, nicht aus dem Staub machte; daher kam es, daß viele Männer und Frauen ihm zuwinkten, seinen Namen riefen, und nur wenige von ihnen wußten, daß seine Verhaltensweisen gleichermaßen auf Berechnung wie auf natürlicher Veranlagung beruhten, daß er sie einer ähnlichen insgeheimen Strenge mit sich selbst verdankte wie Schwarzdorn ihre Schönheit, sie ein Ergebnis von viel Weh und Zorn war und des Nachdenkens. Als Gerontai starb, hatte Taguiloa in Schwarzdorns Armen geweint und geschluchzt, und sie hatte sich für einen Tag und eine Nacht mit ihm eingeschlossen, obwohl das bedeutete, daß sie ihren damaligen Gönner abwimmeln, ihn mit einer meisterhaft geschauspielerten Erkrankung zur Fügsamkeit verleiten mußte; einer vorgetäuschten Krankheit, die sie leidend und hinfällig, gleichzeitig aber zehnmal reizvoller und begehrenswerter als vorher wirken ließ, vielleicht dank ihrer zeitweiligen Unerreichbarkeit. Aus seinem Versteck hatte Taguiloa voller Staunen und Anerkennung alles beobachtet, mitangesehen, wie sie etwas, das einer weniger tüchtigen Frau zum Verderben gereicht hätte, zu ihrem Vorteil nutzte. Er verließ ihr Haus und sperrte sich im Heim seines Meisters ein, das nun seines war, verschloß sich vor jedem, entzog sich allen, dachte lange und ausgiebig darüber nach, welchen Verlauf sein künftiges Leben nehmen sollte, und dieses innere Ringen hatte gewisse Grundvorstellungen von jenem Mann zum Ergebnis, der er, achtzehn Lenze alt und willens, in seiner Kunst so hoch aufzusteigen wie Schwarzdorn in ihrer, einmal zu sein wünschte.
    Schwungvoll lief er die Stufen des Tempelwegs hinauf, betrat den Vorplatz des Tempels, wandte sich um und schaute über Stadt und Bucht aus.
    Man schloß die Geschäfte, die Papierfenster der darüber befindlichen Wohnungen glommen in dunklem Bernsteingelb, gerade noch sichtbar in der Düsternis, während sich die Nacht über Seit senkte. Im Vergnügungsviertel flackerten Fackeln, leuchteten Lampions auf, der Lärm abendlicher Lustbarkeiten drang zu Taguiloa herauf, Geklimper von Saiten, Flötengedudel, Lachen, Gerufe, verwehte Fetzen eines Lieds. Im

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