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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Nebelkranichs mag beendet sein, aber es sind noch einige Gefahren zu meistern. Halt Wache, während ich schlafe, mein Freund. Ich traue den Türschlössern so wenig wie den Wänden.«
    Kraftvoller Wind blähte die Segel des Schiffs, das mit der Strömung ohnehin geschwind dahinschwamm, und während sich das Unwetter achtern verzog, kam vor ihnen klarer Himmel in Sicht, das kleine Schiff ächzte und knarrte, aber es eilte den Fluß hinab, Sammang, Jimm und Spantenratt beobachteten die Fluten, als wären sie ein tückischer Berg, der sie bei erstbester Gelegenheit abschütteln könnte. Sie segelten von einer zur nächsten Landmarke, verließen sich dabei auf ihre bei der Fahrt flußaufwärts eingeprägten Erinnerungen, gingen große Wagnisse ein, aber das Glück blieb ihnen hold, als stünde Tungjii im Bug und streue vor ihnen Segen aus.
    In der Morgendämmerung durchquerten sie auf dem gewundenen Flußlauf hohe Kalksteinklippen und gelangten ins breite Dreieck des Sumpflands, das sich hinunter zur Küste erstreckte. Sammang schickte Spantenratt auf den Klüverbaum, damit er auf Wurzelwerk achtgab, ließ Segel reffen, bis die Geschwindigkeit des Schiffs auf die Hälfte absank, stellte den Haarigen Jimm ans Steuerrad und scheuchte die übrige Mannschaft umher, während das Schiff die gefahrvolle, gewundene Strecke ins Mündungsgebiet befuhr, stets zwischen halb überfluteten Bäumen, deren Modergeruch so dicht überm grünlichbraunen schlammigen Wasser hing, daß Sammang das Empfinden hatte, den Gestank zusammen mit den winzigen Mücken, die der launische, völlig unverläßliche Wind von den Baumstämmen aufwehte, zu schlucken, zu trinken und zu atmen.
    Sie verließen den Abschnitt mit den überschwemmten Bäumen um die Mitte des Vormittags und nahmen auf dem breitesten Wasserweg des Mündungsgebiets wieder schnellere Fahrt auf, segelten zwischen Flächen von Riedgras und kümmerlichen Gestrüppen in Richtung zur Küste. Unverzüglich wirkte die Luft reiner, und sie war spürbar kühler.
    Sammang seufzte und räkelte die Schultern, schabte sich den Rücken am Fockmast, um etwas von der Steifheit aus den Muskeln zu lösen. Spantenratt stieg aus der Takelage herab, rieb sich die müden Augen, stöhnte und nörgelte, war jedoch guter Dinge. Sammang lachte über ihn, sandte ihn dann unter Deck, um den Arth Slyanern ausrichten zu lassen, sie könnten, wenn sie wollten, nach oben kommen, um sich ein wenig Sonnenschein und Frischluft zu gönnen. Er sah dem Jüngling nach, wie er davonsprang, ihm war schon jetzt klar, daß Spantenratt über diese Eilfahrt den Palachunt hinab ein Lied dichten werde, ein Lied, das ihm sicherlich Spaß bereitete, dessen Verbreitung er allerdings unterdrücken mußte — wenigstens für eine Zeit —, wollte er weiter in Silili Geschäfte machen. Er verklammerte die Finger im Nacken und drückte den Kopf dagegen, entließ ein stoßartiges Aufseufzen des Behagens, während er den Gegendruck spürte, die Muskeln bewegte. An einem Hindernis galt es noch vorbeizugelangen: An der Flußmündung stand ein Fort. Er schaute an den heißen fahlen Himmel empor, an dem zahlreiche Vögel durch die Lüfte schwärmten. Dabei war keiner, der Nachrichten beförderte, das wäre Sammang zu beschwören bereit gewesen. Ein durch einen Hexer herbeigerufener Dämon hätte ihnen nun trotz ihrer Schnelligkeit noch einen Strich durch die Rechnung machen können, aber er bezweifelte, daß sich ein ausreichend mächtiger Magier innerhalb hinlänglich kurzer Frist auftreiben ließ, um noch zum Eingreifen fähig zu sein; die Temueng neigten dazu, jedem zu mißtrauen, der soviel Macht besaß, und ihn vorsorglich zu beseitigen. Sammang gähnte, nickte Jimm zu und ging nachsehen, ob Leymas zufällig frischen Kaffee in der Kanne hatte.
    Durchs Fenster starrte Taguiloa hinab in die Geschäftigkeit des Innenhofs, unruhig trommelten seine Finger auf dem Fensterbrett. Brann befand sich irgendwo auf dem Markt, hatte dort zum Wahrsagen ihr Zelt aufgebaut, machte sich vorsätzlich sichtbar, während die Kaiserliche Garde im Fremdenviertel das Unterste nach oben kehrte und nach den entflohenen Sklaven fahndete. Seit die Truppe kurz nach Sonnenaufgang müde die Treppen zu ihren Zimmern erklommen hatte, war er Brann nicht mehr begegnet. Er wollte sie auch gar nicht sehen. Er mochte sie, sie machte es jedem leicht, sie gern zu haben, sie tat ihr Bestes, um auf den Scherben ihres Daseins ein neues Leben zu führen. Das Heikle war: Er selbst

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