Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
des Meers trieb, an die Planke eines Boots geklammert, davon überzeugt, niemals gerettet zu werden.
    Der Hauptturm des Forts glich einem dunkelgrauen Daumen, der in den Himmel emporragte. Sammang stand am Bug, und wenn er nicht nach den wechselhaften Sandbänken Ausschau hielt, die an dieser Küste die ärgste Gefahr bildeten, beobachtete er das Fort. Die Arth Slyaner versteckten sich wieder unter Deck, waren aus dem Weg und außer Sicht. Langsam näherte das Schiff sich den Befestigungsanlagen. Die Sonne brannte herab wie ein Glutofen, ihr Widerschein auf dem Wasser gleißte in schroffer Grellheit, machte die Sandbänke unkenntlich, bis man fast auflief, bis es beinahe zu spät war, um zu verhindern, daß das Schiff die weichen zähen Schiffsfallen rammte. Das Schiff schwamm in ganz langsamer Fahrt, man tastete sich gewissermaßen durchs Wasser. Im Fort blieb es gewissermaßen durchs Wasser. Im Fort blieb es ruhig. Niemand zeigte sich auf den Wällen, kein Ruf erscholl von den Mauern. Schließlich gelangte das Schiff in die unmittelbare Nachbarschaft der aufgetürmten Steinmengen des Forts. Stille. Gluthitze, die bedrückte und lähmte, als ob sie Starrkrampf verursachen könnte. Das Schiff fuhr in tiefere Wasser, die bräunliche Färbung des Mündungsgebiets verschwand, das Blau der freien See begann sie abzulösen. Sammang wischte sich mit dem Arm übers Gesicht, schlug die flache Hand auf die Reling. »Galgenstrick, Rudar, Fischkopf, die Segel gehißt!«
    Um die Mitte des Nachmittags pochte jemand an Tagui-loas Tür. Er strich sich das Haar glatt, setzte eine Miene der Gefaßtheit auf, ging mit bedächtigen, willentlich bemessenen Schritten zur Tür und öffnete sie.
    Jassi lächelte ihn an. »Er ist wieder da. Der Sklave.« Sie patschte mit der Hand gegen Taguiloas Arm. »Hab ich's dir nicht gesagt?«
    Taguiloa räusperte sich. »Sag ihm, ich meditiere, würde aber gleich kommen.«
    »Ich gebe ihm nochmals 'n Krug vom besten Tropfen. Du kannst zufrieden sein. Ich sagte ja, du kannst unbesorgt sein.« Jassi lachte. »Du kannst mit ihm reden, wenn du's willst, aber er hat dich nicht zu sprechen gewünscht. Das hier hat er mir für dich ausgehändigt.«
    An den Enden des roten Bands, das um die Rolle Pergament geschnürt war, klackten dumpf Bleisiegel. Taguiloa bemühte sich um ruhige Hände, dann erst nahm er die Rolle, hob sie in die Höhe, bis er den ins Blei gepreßten Abdruck sehen konnte. »Das Siegel des Kaisers«, stellte er mit leiser Stimme fest. »Maratulliks Bote, hast du gesagt?«
    »Jawohl, hab ich. Wirst du das Schreiben lesen?«
    Taguiloa lächelte. »Ich werd's lesen.« Er trat mit der Rolle ans Fenster, streifte das Band ab, hockte sich halb aufs Fensterbrett, glättete das Schriftstück auf dem Oberschenkel. Nachdem er die in sorgsamer Schönschrift niedergeschriebene Mitteilung gelesen hatte, begann er sie noch einmal von vorn zu lesen. Da stand sein Name; da standen die Namen der übrigen Mitglieder der Truppe. Sogar Pferde, Wagen und Besitz hatte man aufgelistet. Es folgte der Befehl, am übernächsten Abend vor dem Kaiser und seiner Gemahlin zu erscheinen. Unter der Bezeichnung Schausteller der Linken Hand des Kaisers. Außerdem erhielten sie Weisung, am nächsten Tag in von Meslar Maratullik zur Verfügung gestellte Räume umzuziehen, wo sie dank ihres neuen Rangs als Schaustellertruppe des Kaisers ihren Wohnsitz nehmen durften. Er senkte jetzt die Hand auf das Schreiben, grinste Jassi zu. »Man befiehlt uns, vor dem Kaiser aufzutreten.«
    Jassi schlug sich die Hand auf den Schenkel, daß es klatschte. »Hab ich's dir nicht gesagt, hab ich's nicht vorausgesagt? Hab ich's, oder hab ich's nicht?«
    »Du hast's, Jassi. Gib Papa Jao Bescheid, er soll für heute abend 'n Fest vorbereiten. Alle Leute im Gasthof und sämtliche Schausteller des Fremdenviertels sind eingeladen, soweit sie an den Tischen Platz finden. Spute dich!«
    Er sah ihr nach, wie sie aufgeregt und mit Gelächter aus dem Zimmer eilte, bereits auf der Treppe die gute Nachricht hinausschrie, dann betrachtete er mit gefurchter Stirn das Pergament. Keineswegs hatte er die Absicht, den Rest seines Lebens in diesem lebend-toten Dampfbad von Stadt zu fristen. Aber sich den Klauen des Kaisers wieder zu entziehen, würde einige gewagte Kunstgriffe erfordern. Er durfte von nun an nicht mehr einfach seinen Kram zusammenpacken und Weiterreisen. Seshtrango strafe den Kerl mit Pusteln am Hintern und Würmern im Bauch! Taguiloa seufzte. Brann

Weitere Kostenlose Bücher