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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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hohlen Standbild aus Gußeisen, so leer fühlte sie sich, sie empfand kein Aufbegehren, nicht einmal Fassungslosigkeit. Als hätte sie so etwas erwartet. Und natürlich hatte sie es, alle hatten sie es erwartet, Vorzeichen waren zur Genüge zu beobachten gewesen, und die Kinder hatten ausdrücklich davor gewarnt, einen baldigen Ausbruch angekündigt. »Nein«, sagte Brann, sagte nein zu dem plötzlichen Gedanken, der Berg könnte das wenige vernichtet haben, was die Temueng von Arth Slya stehengelassen hatten. Ein Schuldgefühl befiel sie. Hätte sie die Krieger ziehen, am Leben gelassen, ihnen erlaubt, die Gefangenen mitzunehmen, könnte ihre Mutter, würden alle noch leben.
    Ein Zupfen an Branns Arm. Sie senkte den Blick. Jaril. »Es mag sein, sie sind unversehrt geblieben, Brombeer. Falls der Berg seine Glut nicht in Richtung des Tals ausgespien hat. Und es ist nicht deine Schuld. Die Einwohner eures Dorfs kennen, wie du selbst es uns beteuert hast, die Launen des Bergs. Es wäre mir möglich, hinzufliegen und nach dem Rechten zu schauen, am Morgen zurück zu sein. Wenn du's wünschst. Willst du's?«
    »Ja«, wisperte Brann kaum vernehmlich, »bitte!« Sie wandte sich wieder zum Fenster, richtete den Blick auf das verwaschene rote Schimmern, schwache Hoffnung mischte sich unter ihre Verzweiflung. Sie hörte, wie sich hinter ihr die Tür öffnete, mit einem Knacken schloß. Kleine Hände faßten Branns Arm. Yaril führte sie zum Bett, half ihr beim Ausstrecken, deckte sie zu. Auf dem Bauch, das Gesicht zur Wand gedreht, entkrampfte Brann sich allmählich, während Yaril leise, besänftigende Laute raunte, mit ihren kleinen, aber kraftvollen Händen ihr immer, immer wieder Schultern und Arme streichelte. Brann hörte auf zu zittern. Mit einem Mal war sie entsetzlich müde. Sie schlummerte ein.
    Ein Gewicht lastete auf Brann, sie konnte nicht atmen, eine Hand preßte sich ihr auf den Mund, ein Knie zwängte sich ihr zwischen die Beine. Furcht, Schrecken und Abscheu wallten in ihr auf; sie leistete Gegenwehr, ohne zu wissen, was überhaupt geschah, versuchte den Mund freizubekommen, das Gewicht abzuwerfen, aber der Mann war stark und schwer, hatte sich auf sie gestürzt, bevor sie wach genug war, um eine Gelegenheit zu wirksamem Widerstand zu erhalten. Sein Geschlechtsteil war geschwollen und hart, er bohrte es in sie, grunzte wie ein Tier, fügte ihr Schmerzen zu, Brann spürte ein trockenes Brennen, als hätte er ihr eine Reibahle in den Leib gestoßen, rauhe sie inwendig auf, sie konnte an nichts anderes als daran denken, wie sie es herauskriegen könnte.
    Ein längerer Augenblick verstrich, etliche Herzschläge lang, dann meisterte sie ihre Panik, lag für die Dauer eines, dann noch eines Atemzugs still, bewegte anschließend so kräftig und plötzlich den Kopf, daß der Kerl darauf nicht gefaßt war; es gelang ihr, ihren Mund seiner Hand zu entziehen, auf einmal hatte sie Fleisch zwischen den Zähnen und biß fest zu. Er fluchte und schlug sie, tastete erneut nach ihrem Mund. Verzweifelt wand Brann sich unter ihm, zerrte die Hände frei, drosch sie gegen die Seiten seines Kopfs, stemmte ihn hoch, begann ihm die Lebenskraft auszusaugen. Eine flüchtige Frist blieb ihm noch, bevor die Lähmung ihn packte, aber er schaffte es nicht, Branns Zugriff abzuschütteln.
    Als sie ihn ausgesaugt hatte, wälzte sie ihn von sich, stand zittrig auf, entzündete mit einem Span aus der Glutasche des Kamins die Lampe, legte im Kamin ein paar Scheite Brennholz nach. Sie stieß dem Toten die Zehen in die Rippen, drehte ihn um. Der Zensor. Sie hatte ihn gedemütigt; er hatte sich rächen wollen. Nun war er tot. Brann schaute zur Seite. Furcht und Zorn waren verflogen, sie fühlte sich nur noch beschmutzt. Besudelt. Sie blickte an sich hinab und sah verdutzt einen Tropfen Blut vor ihre Füße fallen. Ihre Schenkel waren blutverschmiert. Noch ein Tropfen fiel auf den Fußboden. Hastig stieg Brann in den Kübel, griff sich ein Stückchen frischer Seife und fing sich zu waschen an, zuerst behutsam, aber dann scheuerte sie sich den Körper mit dem Waschlappen immer fester ab, als vermöchte sie die Erinnerung an den Toten von der Haut zu schrubben.
    Als sie mit dem Waschen fertig war, hatte die Blutung aufgehört. Brann tappte zum Bett, schlang eine Decke um sich, kauerte sich im Schneidersitz auf das blutige Laken, beobachtete die Tür.
    Ungefähr eine Stunde später kam Yaril mit einem Bündel Kleidung. Brann blinzelte es an, verstand

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